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die Tagnachtlampe (Schauungen & Prophezeiungen)

BBouvier @, Montag, 06.02.2023, 19:42 (vor 437 Tagen) @ lichtstrebender (747 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Montag, 06.02.2023, 19:54

Hallo!

<"Was der Mönch Adso schrieb ist schlichtweg Unsinn.">

Ja, das ist fein beobachtet!

<"Heisst das, es gibt für dich kein Gut und Böse generell?">

Innerhalb der Schöpfung herrscht Polarität:
oben-unten
rechts-links
Mann-Frau
falsch-richtig
schwarz-weiß
voll-leer

Nun wird es allerdings ein wenig schwierig:
Gut und Böse fallen nämlich nicht in diese Polarität.
Es gibt da nur "das Gute" - und abhängig von der Entfernung vom Zentrum des Guten -
dessen abnehmende Qualität.
"das Böse" selbst hat keinen eigenen Kern, kein eigenes, selbständiges, unabhängiges Sein
(im Rahmen eines polaren Gegensatzes) sondern existiert nur als quasi Orts/Qualitätsangabe
in Abhängigkeit der Entfernung vom absolut Guten.
Beim Bösen handelt es sich nur um die Benennung der Abwesenheit des Guten, es kann nicht allein agieren.

Vergleichbar mit einem Licht in der Finsternis.
Zwar läßt sich ein Licht anzünden, auf daß es die Finsternis erhelle,
jedoch keine Finsternis bewerkstelligen, die ihre Dunkelheit gegen das Licht würfe.

Derlei ist nicht patentierbar ... Christian Morgenstern:

Die Tagnachtlampe
Korf erfindet eine Tagnachtlampe,
die, sobald sie angedreht,
selbst den hellsten Tag
in Nacht verwandelt.

Als er sie vor des Kongresses Rampe
demonstriert, vermag
niemand, der sein Fach versteht,
zu verkennen, daß es sich hier handelt –

(Finster wird's am hellerlichten Tag,
und ein Beifallssturm das Haus durchweht)
(Und man ruft dem Diener Mampe:
»Licht anzünden!«) – daß es sich hier handelt

um das Faktum: daß gedachte Lampe,
in der Tat, wenn angedreht,
selbst den hellsten Tag
in Nacht verwandelt
.

Grüße,
BB


- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."


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