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Amboßador (Schauungen & Prophezeiungen)

Fenrizwolf, Samstag, 19.11.2022, 08:54 (vor 496 Tagen) @ freund (322 Aufrufe)

Lieber Freund,

auch wenn ich in meinen oft nebensächlichen Beiträgen wütende Pirouetten drehe, und damit auch noch widerspruchslos davonkomme, bemitleide ich mich am allermeisten für die fehlende Schärfe meines Verstandes.

Vermutlich ist dieser Malus im Verbund mit einer gewissen Eigensinnigkeit bei ansonsten manierlichem Betragen mein Sargnagel in dieser besonderen Zeit.

Eine unbeholfene Mischung aus pathologischer Ehrlichkeit, romantischer Schwärmerei und innerer Aufbruchsstimmung ist kein gutes Rüstzeug im Ringen um noch hängende Früchte.

Abwarten, innehalten, stillhalten, aushalten, abwarten gelingt mit zunehmender Abnahme der Restlebenszeit durch Übung immer besser.
Es kommt der Tag, an dem ich nicht mehr laufen kann, dafür aber meinen eigenen Leichnam den Fluß hinuntertreiben sehe.

Entschuldigen Sie bitte meine Polemik; aber triebe man meine Ehrfahrungswelt des letzten Jahrzehnts vollends auf die Spitze, wäre man bei dem jungen Soldaten im Schützengraben, der von hinten durch Pflicht, Ideal und Auftrag getrieben ist, aber kaum noch agieren kann, während er im Stahlhagel verharren muß, und der nächste Sturmangriff nahezu sicher das Ende verheißt.

Ach, würde die Zeit nicht gegen mich laufen, fände ich diese Konstellation eigentlich ganz komfortabel.

Es gibt viel zu lernen, aber ich bin es satt, mich seitens immer fehlerhafterer Charaktere, innerhalb konventioneller Machtstrukturen, immer mehr Provokationen ausgesetzt zu sehen.

In Zeiten wie diesen bin ich geneigt zu glauben, daß es kein Gutes Rezept ist, sich in stoischer Urteilslosigkeit zu üben.
Wie sollte man das tun, wenn der Lauf der Dinge, die zivilisatorische Penetranz und alle Zwänge einen nur noch selten einmal zur Ruhe kommen lassen?

Ich bin für alle guten Ratschläge dankbar und offen, aber wenn ich auf dem Deich die Sturmflut erwarte, nützt es weder, aus voller Lunge gegen den Wind zu pusten, noch gleichmütig die Ruhe vor dem Sturm zu genießen, indem ich sanftmütig in die sich kräuselnden Wellen schaue, und dabei eine Verzerrung meines ungeliebten Antlitzes im Mondlicht erblicke.

Mich deucht viel mehr, daß ich dem Grundsatz ihres Ratschlages intuitiv schon selbst längst gefolgt bin, denn mir ist eine gewisse Introspektion charakterlicher Automatismus; und meine Theatralik ist zweifellos ein verzweifelter Versuch, Unverständnis in begreifbarere Formen zu bringen.

Fast neige ich dazu, in meinen Konfliktvermeidungsstrategien bei immer noch ausgeprägter Resilienz, ein strategisch sinnvolles Schonverhalten zu entdecken.

Ich flehe mich selbst an, bei all diesen Provokationen bitte nicht zum „Mörder“ zu werden.
Es gibt halt Individuen, die sammeln und kultivieren Schläge wie ein Amboß, und es gibt Bekloppte, die krüppeln sich so durch die Kanalisation des Daseins, und haben nichts Besseres zu tun, als Pferde mit Lanzen abzustechen, oder auf Ämtern sitzend, einem kranken Staat zu penetrantem Vorschub zu verhelfen.

Einer Botschaft der Nächstenliebe kann ich nicht widersprechen, ist mir doch immerzu auch die hinter lauten und bunten Fassaden versteckte Verletzlichkeit des Gegenübers ehrfahrbar.

Vielen Menschen in dieser Welt, fällt bei allem unzweifelhaften innerem Unbill, wohl wirklich das Maßhalten schwer, wenn es um Interaktion mit anderen fühlenden Wesen geht.

Ich kann mich nicht da herausnehmen, wenn ich abhängig mittendrin stecke.
Und sollte ich mal das Experiment beabsichtigen, selbst besonders forsch zu werden, wenn das Zünglein der Waage eindeutig für lustige Willkür spricht, bin ich sicher, daß es niemals dazu kommt, weil subtile Kommunikation im Vorfeld bereits alles erledigt haben wird.
Aber ich bin mir sicher, daß viele geistig behinderte Menschen, die gemeinhin aber als ganz besonders wertvoll und erfolgreich erscheinen, das ganz besonders sportlich nehmen.

Wenn man beim Fußball mit 25:937 hinten liegt, war es vermutlich kein sportliches Ereignis.
Abschließend bitte ich höflich ein fremdes Zitat verwenden zu dürfen:

„Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
der wollte keine Knechte,
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
dem Mann in seine Rechte;
drum gab er ihm den kühnen Mut,
den Zorn der freien Rede,
dass er bestände bis aufs Blut,
bis in den Tod die Fehde.

So wollen wir, was Gott gewollt,
mit rechter Treue halten
und nimmer im Tyrannensold
die Menschenschädel spalten.
Doch wer für Tand und Schande ficht,
den hauen wir zu Scherben,
der soll im deutschen Lande nicht
mit deutschen Männern erben.“

(Ernst Moritz Arndt)

Als Zeuge meiner Gedanken wähle ich und trenne im Urteil.
Manchmal ist es scharf, und manchmal sogar tödlich (siehe: Blattschuß Maus).
Müßte ich mich nicht fürchten oder jemals erwehren, bestünde doch gar keine Notwendigkeit für einen bösen Gedanken.
In entwaffneter Zugneigung gestatte ich mir, Ihre Liebe zu erwidern, ohne davon schon erhoben worden zu sein.

Ich danke von Herzen für die feine Botschaft; gestehe aber, daß ich vermutlich noch etwas Nachhilfe benötige, Ihrer Intention folgen zu können.

Noch kann ich nicht liebevoll und gönnerhaft aus der Distanz beobachten, wie kriminelles Geschmeiß mit Absolutheitsanspruch mein Leben umpflügen will.

Ich werde deren lebende Leiber in die Maschine werfen.
Der Lärm soll aufhören. Endlich!

Wer sich darin als Zahnrad im Stolz versteht, soll sich ewig darin drehen.

Gestatten Sie mir ein Idiot zu sein?
Ich bin ratlos.

Wenn Wut die Einzige Energie ist, die mir bleibt, werde ich sie schöpferisch nutzen wollen.

Das nächste Mal werde ich einfach antworten:
Ich verstehe Sie nicht, drücken Sie sich bitte deutlicher aus.

Mit lieben Grüßen

Fenris


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