Irrlicht von Dreien und dubioses "Zitat des Nostradamus" (Freie Themen)

Pat @, Sonntag, 06.11.2022, 20:28 (vor 531 Tagen) @ Lichtwesen (631 Aufrufe)

Hallo, Lichtwesen!

zu deiner Frage oder Bemerkung:

Christina von Dreien hat in einem Interview erklärt, dass das Licht auf einer anderen Ebene schon gewonnen hat und wir den Widerstand des Unlichts hier noch spüren. Ich weiß nicht, ob da was dran ist.

Der Begriff des Lichtes mag zwar nachvollziehbar in jeweils literarischer oder spiritueller Hinsicht auftauchen, wurde aber in der populären New-Age-Szene zu einer einseitigen, trivialen Metapher des Guten (oder des Vollkommenen) entstellt. Der zusammengeklaubte Unsinn der Christina von Dreien vermittelt jedenfalls – insgesamt – kaum eine valide Qualität höheren Wissens und trägt somit auch nichts Erhellendes zur aktuellen Situation bei. Sie behauptet u. a. [direkte Zitate und Kommentare aus der Seite Relinfo.ch]:

- „In Ägypten beispielsweise nutzte man so etwas Ähnliches wie fliegende Teppiche, um die Steinblöcke zu transportieren.“ (Band 2 s. 192)

- „Die schwarzen Flecken auf der Oberfläche unserer Sonne sind übrigens Eingänge ins Innere der Sonne. Denn auch dort gibt es, wie überall, Leben.“ (Band 2 s. 127)

- Das Innere der Erde ist hohl und bewohnt, in der Mitte befindet sich eine kleine Sonne. In die Hohlwelt haben sich Teile der Bevölkerung von Atlantis zurückgezogen. [indirektes Zitat]

- Ihre besondere Bedeutung manifestiert sich bei Christina nach ihren eigenen Aussagen auch körperlich: Die Fantasy-belesene Christina behauptet, dass ihr Körper – genau wie Stephanie Meyers Vampire – unter Sonneneinstrahlung glitzert, was allerdings im Unterschied zu Meyers Romanen nur für Menschen mit einer „entsprechend hohen Frequenz“ sichtbar sei. Grund des Glitzerns sei die Tatsache, dass Christinas Zellen nicht auf Kohlenstoff, sondern auf Silizium aufgebaut seien (Band 2 s. 33) … Eigenartig wird die Sache spätestens da, wo Christina behauptet, dass eine Kollegin „eine bronzebasierte Struktur aufweist.“ (Band 2 s. 33) Wie das gehen soll, obwohl Bronze ja kein chemisches Element, sondern eine Legierung ist, bleibt völlig unklar.

- Im zweiten Band berichtet die Mutter: Gegen 22:00 Uhr kommt sie zu mir ins Wohnzimmer und überbringt mir die Botschaft, die sie soeben empfangen hat. Mit ruhiger und bescheidener Stimme sagt sie: ‚Mama, ich habe gerade die Übersetzung einer Aussage von Nostradamus erhalten.’ Mit einem sonderbaren Tonfall zitiert Christina: ‚Wenn der Osten brennt, wird die Stimme eines Mädchens über Europa hallen.’ Sofort wird mir klar, dass mit dem Mädchen wohl Christina gemeint ist. […] Was das Zitat betrifft, das Christina angeführt hat, so erklärt sie, dass mit dem ‚brennenden Osten’ vermutlich Konflikte und Kriege im Nahen Osten gemeint sind.“ (Band 2, s. 251)

Ominös scheint nur, dass dieses Zitat im Gesamtwerk des Nostradamus nicht auffindbar ist. Der Govinda-Verlag verlautete dazu nachträglich: „Es handelt sich bei diesem Nostradamus-Zitat nicht um eine bereits bekannte oder irgendwo publizierte Aussage. Vielmehr verhält es sich so, dass Christina an jenem Abend die entsprechende Botschaft aus der geistigen Welt empfangen hat.“
(Quelle: https://www.relinfo.ch/lexikon/theosophie-und-esoterik/esoterik/christina-von-dreien/ )

Dies sind nur wenige, angebliche Weisheitsperlen der Bernadette und Christina von Dreien …
Mit solchen naiven – bis hin zu dreisten, narzisstischen – Illusionen und (Selbst-)Täuschungen reiht sich das Phänomen von Dreien durchaus in die Irrlichter der Kategorie ‘Theosophie und Esoterik’ ein, welche auf der Webseite Relinfo.ch – wohl überwiegend zutreffend – kritisch aufgelistet sind. Es handelt sich jedenfalls um die eher unterbelichtete Sumpflandschaft, in welcher sich heute viele Suchende verirren.

Sozialer Hintergrund: Im Falle der Christina deuten viele Fakten darauf hin, dass die Mutter ihre Tochter – für die sie bis zur Volljährigkeit verantwortlich war – zumindest mitwirkend in diese bedauernswerte, öffentliche Position hochstilisiert hat. Christinas Vater, der im gleichen Dorf einen Holzbaubetrieb leitet, will dagegen mit der ganzen Sache nichts zu tun haben.
Gemäss dem Oberstufenleiter Ernst Rüegg sei Christina – die, entsprechend esoterischer Vermarktung, angeblich über ein naturwissenschaftlich herausragendes Erfassungsvermögen verfüge – gerade in Mathematik keine Leuchte gewesen und musste von der Sekundar- zurück in die Realschule wechseln.
( Quelle )

Abschliessend zwei Bemerkungen, auch für Liebhaber simpler Esoterik. Es gibt nach meiner Meinung ‘lichtvolle’ Beispiele – sich mit reiner Absicht auf die Welt zu beziehen – die teils einfach bis trivial erscheinen mögen, ohne erleuchtetes Wissen über das Weltgeschehen oder Jenseits vorzutäuschen:

- Wenn ich mir z. B. Karel Gott und Darinkas früheren, schnulzigen Schlager Fang das Licht! anhöre, mag ich ihr – rückblickend – den Erfolg von Herzen gönnen.
(Allerdings befinden wir uns hier, teils Ulrichs Wortlaut im Beitrag über Anastasia-Kitsch zitierend, auch nahe bei den "Bienchen" auf der "Blümchenwiese"; bei der von Karel Gott besungenen Biene Maja.:flower: ;-) )

- Was inhaltlich die fragende Bemerkung betrifft, ob das Licht schliesslich gewinnt (oder schon gewonnen hat), sei auf die subjektive Haltung eines Kriegers hingewiesen, die – der ehemalige Navy Seal – Jocko Willink betont (diesbezüglich abgesehen vom politischen Kontext, dass er Amerikaner ist). Im Video [Laufzeit 5 min] erzählt eine Frau bzw. junge Mutter, sie habe Krebs im vierten Stadium überlebt und Jocko berichtet von der dunklen Zeit im Kriegsgeschehen. Am Schluss bemerkt er: "I do not pretend to have the cognitive capacity to comprehend the mysteries of the world, but maybe you are right. And maybe you are here to let us know. That it can get dark, but it will get light again."
Quelle: Jocko Podcast. Cancer Survivor Thanks Jocko and Asks About Darkness - Jocko Willink
https://www.youtube.com/watch?v=KNMJn2vIZ28

Gruss, Pat


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«Die Kritik der Religion endet mit […] dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.»
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«Also war die Kritik der Utopie implicite bereits eine Kritik der Technologie in der Vorschau ihrer extremen Möglichkeiten.»
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«Das ist wirklich ein zu weites Feld.»


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