Avatar

Möchte mich vorstellen - was ich über Voraussagen denke (Freie Themen)

mariasand ⌂, Österreich, Mittwoch, 20.07.2022, 16:42 (vor 639 Tagen) (1308 Aufrufe)

Hallo!

Ich bin hier neu und habe jetzt erst einmal einiges gelesen. Ein Beitrag von BBouvier hat mich inspiriert, diesen Text zu schreiben. Zuerst wollte ich direkt antworten. Ging nicht, weil ich zu lange gebraucht habe und ausgeloggt wurde. Deshalb kam ich auf die Idee, neu mit diesem Thema zu beginnen. Da ich mich mit Nostradamus derzeit beschäftige, musste ich mich auch mit allen anderen "Propheten" auseinander setzen. Ich denke es ist nicht möglich festzustellen, wer von wem abgeschrieben hat, aber abgeschrieben wurde mit Sicherheit. Soll ja auch heute noch vorkommen. ;)

Im Mittelalter gab es Zeiten, da wuchsen die Prophezeiungen wie Schwammerln aus dem Boden. Das war so arg, dass die Kirchenmänner darüber verzweifelten. Die wollten das nämlich gar nicht.

Man muss auch bedenken, dass es nie eine einhellige Meinung innerhalb der Kirche darüber gegeben hat, ob die Zukunft determiniert ist, oder ob der Mensch über einen freien Willen verfügt. Genau das spricht auch Nostradamus in seinem Vorwort an. Glaubt man an eine bereits feststehend Zukunft, machen Voraussagen insofern Sinn, als man beweisen kann, dass alles was geschieht, Gottes Wille ist. Es hilft aber nicht denjenigen die glauben, der Mensch verfüge über einen freien Willen. Wer an den freien Willen glaubt, rechnet sich Chancen aus, das Vorhergesagte abzuwenden. Aber was man abwenden kann, erkennt man nicht mehr als ursprünglich richtige Vorhersage, man hält es im besten Fall für einen Irrtum. Das kennt man schon aus dem "alten Testament", wo von falschen und echten Propheten die Rede ist. Das setzt sich dann auch im "neuen Testament" fort. Deshalb hat Nostradamus sich auch nie als Prophet bezeichnet, sondern als Seher. Der Prophet hat einen höheren Auftrag. Bei ihm geht es darum die "wahre Lehre" zu verkünden. Seine Fähigkeit etwas richtig vorher zu sagen, wird als Beweis dafür gedeutet, dass er rechtgläubig ist. Weil nach christlicher Vorstellung nur Gott die Wahrheit, also die Zukunft kennt, muss der Prophet diese Wahrheit durch Gott erfahren haben. Die Seher und Seherinnen des Mittelalters haben sich da so durch laviert, immer den Scheiterhaufen vor Augen.

Die Christen waren also schon immer zwiegespalten und verwirrt, in Hinsicht auf die Möglichkeit von Voraussagen.

Dazu kommt, dass viele Voraussagen nur reine politische Propaganda waren. Das waren sehr oft keine Hausfrauen und keine heiligen Klosterfrauen, die solches prophezeiten, sondern schlaue Psychologen.

Solange sich jemand auf die Bibel berief, war er geschützt. Nur durfte niemand offen etwas voraussagen, was gegen die Interessen der Kirche stand. Wenn also 10 Leute von den drei berühmten Tagen, oder Nächten berichten, wo dieses oder jenes passieren wird, berufen sie sich auf die Bibel. Natürlich haben so ziemlich alle auch von verschiedenen anderen Leuten Anleihen genommen. Wer hatte schon die Möglichkeit seine "Schauungen" zu veröffentlichen? Auch Nostradamus musste seine Bücher der Zensur zeigen, bevor er sie drucken lassen konnte. Er konnte sich leisten, ein Buch heraus zu geben. Die meisten Leute konnten das nicht. Sie haben einander erzählt, was jemand gesagt hatte und so wurde mit der Zeit aus einer Voraussage vielleicht gleich 10 oder 20, weil jede Person die eine Geschichte weiter erzählte, eigene Ideen dazu mischte. Vieles wird auch von irgendwelchen angeblichen Sehern, oder Seherinnen stammen, die Bücher geschrieben haben, welche verloren gegangen sind.


Gesamter Strang: