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Das russische Scheitern (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Freitag, 15.04.2022, 16:50 (vor 736 Tagen) @ Phoebus (991 Aufrufe)
bearbeitet von Forumsleitung, Freitag, 15.04.2022, 17:26

Hallo!

Viel hier, so scheint mir, haben ihn mitleidig belächelt, soviel Blödsinn zu behaupten, wenn ich mir die Kommentare ansehe.

Dann nenne auch bitte die Beiträge der "vielen hier", die ihn "mitleidig belächelt" haben sollen!

Ja und die Realität zeigt, das Mr. Pat ein guter Stratege ist und exact, wie beim Schach, die Züge voraus richtig erkannt hat.

Anscheinend ist Dir nicht aufgefallen, daß nicht Pat, sondern Glenn Beck die Aussagen gemacht hat.

Schauen wir auf Prophezeiungen
...
Die West- und Ostflanke der russischen "Eroberung" zeichnet sich jetzt schon ab.

Das unsichere Rein-Raus der russischen Armee ist doch etwas enttäuschend. Der "Plan A" des Feldzuges ist offensichtlich gescheitert. Angedacht war wohl eine Variante der Niederschlagung des Prager Frühlings, welche die Ukraine binnen kurzer Zeit zum Zusammenbruch und zur Aufgabe bringen sollte. Diese Aktion war im Voraus schlecht aufgeklärt, die Reaktionsfähigkeit der Ukraine unterschätzt, die russische Armee entsprechend unzureichend ausgestattet und die Umsetzung unkoordiniert. Nun hat man sich zurückgezogen und schwenkt auf "Plan B" des konventionellen Krieges in der Ostukraine mit dem Ziel um, zumindest die mehrheitlich russischen Gebiete im Osten der Ukraine und nördlich der Krim zu sichern. Für Rußland ist das mehr als nur eine Blamage. Statt die Ukraine insgesamt auf die eigene Seite zu ziehen und nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können, haben sie die Ukrainer als Nation in Abhebung gegen Rußland gestärkt, deren einheitliche Klammer im Augenblick der Rußlandhaß ist. Man muß verstehen, daß das ukrainische Nationalbewußtsein entsprechend der langen Zugehörigkeit zum Russischen Reich und der Sowjetunion eher junger Natur und brüchig ist. Die Sprachen sind noch zu einem hohen Anteil wechselseitig verständlich (85 % schriftlich, 50 % gesprochen). Russische Aussagen zu Beginn des Krieges, die auf eine Verleugnung der ukrainischen Nation zielten, sind wohl etwas mehr als bloße Propaganda. Die Zugehörigkeit der Ukraine zu Rußland ist vergleichbar jener der Niederlande zu Deutschland, die sich auch ethnisch erst spät vom Stammvolk lösen konnten. Der Verlauf des derzeitigen Krieges könnte langfristig aber zur völligen Emanzipierung einer ukrainischen Nation führen und zu einer jener Deutschlands und Frankreichs vergleichbaren "Erbfeindschaft", die noch in Jahrhunderten spürbar ist. Hinsichtlich der Etablierung und Stabilisierung eines russischen Reiches ist der Kriegsverlauf eine Katastrophe, selbst wenn die Sekundärziele erreicht werden würden (was sie vermutlich werden).
Die Form der russischen Kriegsführung und ihr Erfolg stehen in eklatantem Widerspruch zum klassischen Prophezeiungsszenario, worin eine hochmobile Massenarmee überraschend in rasender Geschwindigkeit nach Westen vorstößt und nur durch ein Wunder aufgehalten werden kann. In Wirklichkeit sind die Russen nicht in der Lage, das Überraschungsmoment zu nutzen und ein Flächenland (das erste auf ihrem Wege nach Westen!) trotz Lufthoheit und ausreichender Vorlaufzeit mit einer adäquat ausgerüsteten Armee zu erobern. Es ist nicht nachvollziehbar, wie man desgleichen als einen Hinweis auf die Verwirklichung des Prophezeiungsszenarios interpretieren kann. Aber durch die selektive Wahrnehmungsbrille des Gläubigen erscheint wohl jede Reduzierung und Verbiegung der Realität plausibel.

Ich rechne damit, daß die Russen erfolgreich Gebiete im Osten und Süden der Ukraine abspalten werden können. Die "Kernukraine" verbleibt als Zankapfel zwischen den Blöcken, der sich von Rußland abstoßen wird. Die Folgen des wirtschaftlichen Weltkrieges werden den Westen härter als Rußland treffen, das sich mit anderen asiatischen Mächten (China, Indien) in einer politisch lockeren, wirtschaftlich verflochtenen Vereinigung wiederfinden wird. Sobald Europa wirtschaftlich und gesellschaftlich zerrüttet ist, wird Rußland nicht in Form eines Überraschungsangriffs, sondern eines mehrjährigen Schwappens sich die gescheiterten Staaten des Westens aneignen und ein unsicheres Protektorat errichten, wie es den wenigen Schauungen über eine russische Besetzung entspricht. Zeithorizont bis zum Eintreten: noch viele Jahre.

Hätte nie gedacht, dass sich All das, doch noch so, auf so schnelle Art und Weise quasi "out of the blue" (tut mir leid, es ist im Englischen einfach besser auszudrücken),entwickeln könnte.

Englisch ist hierzulande eben die Sprache der Simpelsprecher und Schlichtdenker, denen deutsche Redewendungen wie "aus heiterem Himmel" nicht (mehr) einfallen. ;-)

Aber der Himmel war eigentlich nicht heiter. Die Verdunkelung hat sich über Jahre abgezeichnet.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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