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aber @, Sonntag, 10.04.2022, 19:51 (vor 739 Tagen) @ Luzifer (492 Aufrufe)

Hallo Luzifer,

die traditionelle Traumdeutung lässt vermelden:

Assoziation Vögel (in der Luft):
- die Welt der Gedanken, des Verstandesdenkens, der Ratio (vergl.: Odins Raben Hugin und Munin = Gedanke und Erinnerung)
- Kommunikation nach/von außen, Informationsträger (vergl.: "Die Spatzen pfeifen's von den Dächern"), das Offenbare
- Reproduzierbarkeit, männlich, transparente Logik, Muster, Intellekt
- Form ohne Inhalt, kristallin, manifestiert
- lokalisiert im Gehirn
- kommen von außen, bei den römischen Auguren in der Vogelflugschau analysiert
- der Tag, das Wachbewusstsein
- astrologisch das Merkurprinzip (Zwillinge, Jungfrau)
- Epoche: Klassisches Altertum, Renaissance, Neo-Klassik, digitales Zeitalter
- der Android, der Cyborg (Star Trek Charaktere: Data, Lore, Seven of Nine, die Borg)
- Sagenwelt: Olympische Götter, Asen

Assoziation Bär:
- die Macht der Intuition
- Zwiegespräch im Innern, das Verborgene
- Fruchtbarkeit, urweibliche Kraft, Kreativität, Schöpferkraft, Urgewalten
- formlos, plastizierbar, unmanifestiert
- Sitz in den Eingeweiden (vergl. Bauchgefühl, engl.: "gut-feeling" = Eingeweide-Gefühl)
- kommt von innen, bei den Auguren durch die Eingeweideschau gedeutet
- die Nacht, das Unbewusste, der Traum
- astrologisch das Mondprinzip (Krebs)
- Epoche: Megalithkultur, Mittelalter, Romantik, New Age
- das Tier, das Biest, der Drache (Herr der Ringe Charaktere: Balrog, Smaug, Galadriel. Krieg der Sterne: die "Macht")
- Sagenwelt: Titanen und Giganten, Reifriesen, Utgardloki

Assoziation Turm:
- phallisches Symbol, hier: der Phallus des Verstandes, der sogenannte Elfenbeinturm
- manifestierte Weltbilder, die für anderes nicht mehr zugänglich sind und erst durch den Blitz zerstört werden, oberstes Zimmer: das "Oberstübchen"
- rundes Loch in der Decke: organisch gesehen die Fontanelle (physiologisches Loch im Schädel, das beim Säugling noch offen, beim Erwachsenen geschlossen ist). Nach den Schauungen des Okkultisten Rudolf Steiner war die Fontanelle einst - in der Frühgeschichte der Menschheitsentwicklung - die Öffnung, durch welche die Zirbeldrüse (heute zurückgebildet in der Mitte des Gehirns) als Sinnesorgan herauswuchs und als erstes und einziges Auge für die Wahrnehmung in der geistigen Welt fungierte. Die beiden physischen Augen, die wir jetzt haben, gab es damals noch nicht; diese bildeten sich erst mit dem Herabstieg des Menschen in den physischen Plan, was wiederum die Zurückbildung der Zirbeldrüse verursachte, die für uns heute nutzlos ist. Dafür haben wir jetzt ein Gehirn, mit dem wir die geistige Welt zwar nicht intuitiv schauen, aber verstandesmäßig denken können. Da das erste Auge sich gleichsam geschlossen hat, ist der einäugige Gott erblindet und kann sich nur noch auf die Eingebungen seines Rabenpaars Hugin und Munin (=Gedanke und Erinnerung) verlassen. Das Fatale dabei ist, dass der Denkprozess - so hat es Rudolf Steiner genannt - eigentlich ein Todesprozess ist. Jede rationale Denktätigkeit tötet etwas ab, sowohl beim Denker als auch beim bedachten Objekt. Durch Denken wird niemals Leben erschaffen werden. Deshalb sind die heutigen Wissenschaften empfindungsmäßig so "tot" und deshalb sind (Raben-)Vögel in der traditionellen Deutung auch immer Todesboten. Der Okkultist Sri Bhaktivedanta Swami Prabhupada unterstrich diesen Umstand mit der Aussage "Leben kommt von Leben" (und nicht vom Denken). Der Okkultist Rudolf Steiner prophezeite, dass der Mensch einst Leben erschaffen werde, aber erst wenn das Labor zum Altar werden und das Gehirndenken durch Herzwerk ersetzt würde. Oder sinngemäß so ähnlich.

Vögel kreisen, dürfen aber nicht hereinkommen:
- Ablehnung der Gedanken, die aber nunmal da sind und kreisen und kreisen.
- Krähen/Rabenvögel gelten seit je her als Todesboten, was (siehe oben) auf Gedanken rationaler, analytischer Qualität hindeutet
- im Mithraskult war der Grad des "Raben" die erste von sieben Einweihungsstufen:
"Eine erste Stufe, die durchzumachen hatten diejenigen, die zu diesen Mysterien zugezogen waren, bezeichnete man gewöhnlich mit einem Ausdruck, der aus dem Vogelgeschlecht entnommen war: die «Raben» sagte man zum Beispiel. Ein Rabe war ein, sagen wir, im ersten Grade Eingeweihter. Dasjenige, was man in ihm durch die besonderen Mysterienkulte, durch stark wirkende Symbole und namentlich durch künstlerisch- dramatische Veranstaltungen erreichte, bestand darin, daß der Betreffende nun wissen lernte nicht nur, was man durch seine Augen sieht in der Umgebung, oder was man von den gegenwärtigen Menschen erfährt, sondern was die Toten denken. Er bekam gewissermaßen eine Art Erinnerungsvermögen an die Toten und die Fähigkeit, dieses Erinnerungsvermögen auszubilden. Ein solcher Rabe hatte eine Pflicht. Es wurde ihm streng zur Pflicht gemacht, nicht zu schlafen, indem er in der Gegenwart lebte, sondern die Gegenwart mit offenen, klaren Augen zu betrachten, sich bekanntzumachen mit den menschlichen Bedürfnissen, sich bekanntzumachen mit den Naturerscheinungen. Jemand, der das Dasein verschläft, der keinen Sinn hat für das, was im Menschen und in der Natur lebt, den betrachtete man als nicht geeignet, in die Mysterien aufgenommen zu werden. Denn nur eine richtige Beobachtung im Leben draußen machte ihn geeignet zu der Aufgabe, die er in den Mysterien zu erfüllen hatte. Die Aufgabe bestand darin, daß er so viel als möglich versuchte, in die verschiedenen Lebenslagen der äußeren Welt hineinzukommen, um recht, recht viel zu erleben, recht viel mitzuleiden und sich mitzufreuen mit den Ereignissen, mit den Vorgängen der Gegenwart. Einen Stumpfling gegenüber den Ereignissen der Gegenwart konnte man nicht brauchen. Denn das, was er innerhalb des Mysteriums zunächst zu leisten hatte, bestand darin, daß er die Erfahrungen, die er draußen machte, in den Mysterien reproduzierte, in den Mysterien vorbrachte. Dadurch, daß er also diese Erfahrungen in den Mysterien vorbrachte, wurden sie zu Mitteilungen für die Verstorbenen, für diejenigen, deren Rat man suchte. Sie könnten nun fragen: Wäre dazu nicht ein höher Graduierter noch geeigneter? Nein, gerade die Erstgraduierten waren dazu besonders geeignet, aus dem Grunde, weil die Erstgraduierten doch alle Empfindungen, alle Sympathien und Antipathien hatten, mit denen sich so recht hineinleben läßt in die äußere Welt, während die höher Graduierten sie mehr oder weniger abgestreift hatten. Daher waren sie besonders geeignet, diese Erstgraduierten, das Leben der Gegenwart so zu erleben, wie es eben ein gewöhnlicher Mensch erlebt, und es hineinzutragen in die Mysterien. Das war also ihre besondere Aufgabe, daß die Raben die Vermittelung zwischen der Außenwelt und den längst Verstorbenen übernahmen. Das hat sich ja in der Sage forterhalten. Sagen beruhen ja in der Regel, wie öfter auseinandergesetzt, auf tiefen Grundlagen. Und wenn die Sage behauptet, daß Friedrich Barbarossa, der längst Verstorbene, in seinem Berge von Raben unterrichtet wird, oder daß Karl der Große im Salzburger Untersberg unterrichtet wird von Raben, um ihm zu übermitteln dasjenige, was draußen vorgeht, so sind das Nachklänge an die alten Mysterien, gerade an die Mithras-Mysterien." Rudolf Steiner, GA 175, S. 343f.
- die Warnung besteht hierbei, nicht auf der Stufe des Raben stehenzubleiben.

Adler hackt die Augen aus:
- der Adler als König der Lüfte ist der Prinzipienreiter und Analytiker, die messerscharfe Ratio schlechthin. Alles was es zu wissen und zu beweisen geben kann, das findet er heraus, misst es, bewertet es und beweist es, koste es was es wolle. Und koste es die ureigene Schauungsgabe (Augen) des Menschen. Der Prototyp, der von diesem Bild heimgesucht wird, ist der Naturwissenschaftler, der mit deduktiven Methoden das Übersinnliche zu erforschen und zu erklären sucht: Der Psychoanalyst, der die Seele sezieren will, der Physiker, der Spukphänomene mit Quantenverschränkung erklärt, der Theologe, der anhand Geschichtsforschung die Existenz des Sohnes von Gott beweisen will, der Deutschlehrer, der bei Gedicht- und Bildinterpretationen nicht die Poesie, sondern nur die Systematik und die Stilmittel sieht. Allen gemein ist die Hybris ihres zweifellos brillanten Verstandes, welcher aber verkennt und negiert, dass es neben dem Denken noch andere, auf ihre Weise viel mächtigere Instrumente der Erkenntnis gibt.

Bär im Turmzimmer:
- ist eigentlich dort fehl am Platz und wird deshalb als gefährlich empfunden, wie jedes Ding, dem Gefahr und Zerstörung innewohnt, wenn es sich am falschen Ort befindet, während es an seinem rechten Platz harmlos und sinnvoll ist.
- Warum ist er dann im Turmzimmer? Ich denke, weil er dich erreichen will und du dich nunmal immer nur im Oberzimmer des Elfenbeinturms aufhältst. Das Domizil des Bären ist aber die Höhle, der Untergrund. Der Abyssos.

Wäre vielleicht ein Hinweis, dass die Gefahren, die vom Adler ausgehen, letztendlich durch die Freundschaft mit dem Bären überwunden werden können.

In der Tat. Aber deine geographisch-politische Auslegung Bär=Osten, Adler=Westen ist nur die Oberfläche/Äußerlichkeit des gesamten Komplexes. Wie oben, so unten. Wie innen, so außen.

LG,
und


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