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Konflikt in der Ukraine (Freie Themen)

Fenrizwolf, Sonntag, 27.02.2022, 06:35 (vor 789 Tagen) (3392 Aufrufe)

Hallo!

Nach all den Jahren der Zurückweisung, endloser Provokationen und massiver antirussischer Propaganda ist es nun so weit: Der Russische Bär fährt seine Krallen aus.

Einerseits bin ich als Kind des kalten Krieges nicht erst seit gestern in Sorge darum, daß man tatsächlich beharrlich versucht hat, Rußland mit seinem strategischen Atomwaffenpotential in einen großen Konflikt zu verwickeln, andererseits fühlte ich eine gewisse Erleichterung darüber, daß der globalistische Internationalsozialismus endlich auf den Nachtwächter der europäischen Kultur trifft.
Die Umstände erscheinen günstig: Mit Wladimir Putin hat derzeit in Rußland jemand die Zügel in der Hand, der sattelfest und äußerst erfahren ist, und als gebildeter Kulturmensch tiefe Einblicke in die derzeitige Situation und die jüngere Vergangenheit Europas hat.
Unter seiner Ägide ist Mütterchen Rußland vom kakophonischen Saustall, trotz ärgster Schwierigkeiten, wieder zu einem ernstzunehmenden und berechenbaren Spieler im Weltgeschehen geworden.

Es sank die Kursk, und die üble Sitte vom Großväterchen marodierte um die Jahrtausendwende angeblich so sehr in der Armee, daß viele Wehrdienstleistende gar nicht mehr lebend nach Hause kamen. Überhaupt hieß es vulgär: Die neue MIG sei der absolute Überflieger, aber die Russen haben nicht mal die Mittel, um den Jet für einen Jungfernflug vollzutanken.

Zwanzig Jahre später aber steht dieser Staat ziemlich souverän und stabil. Und hätten nicht medienwirksam ein paar junge Frauen übermütig die Christus-Erlöser-Kathedrale „entweiht“, und wären da nicht medienwirksam politische Morde geschehen, die viel zu sehr nach einer zeitlich überkommenen Hollywood-Perspektive auf den ehemaligen KGB aussahen, als daß man das einem aufstrebenden Staat zutrauen sollte, der längst in der Moderne angekommen ist, dann hätte man so viel Skandalöses aus Rußland gar nicht vernommen.
Am 25.09.2001 hat der noch junge und blonde Wladimir vor dem deutschen Bundestag eine Rede auf Deutsch gehalten, in der er für eine umfassende Kooperation beider Staaten warb.

Putins Rede im deutschen Bundestag (25.09.2001)

Unter jenen, die sich auf Geostrategie noch besser verstehen als unsere „Außenministerin“ auf das Völkerrecht, ist längst offensichtlich, daß eine enge Kooperation zwischen Deutschland und Rußland einen derart potenten Machtfaktor darstellen würde, daß es nahezu oberstes Gebot US-amerikanischer Außenpolitik ist, ebendas im Keim zu ersticken.

Die Ganze Entwicklung momentan gleicht vermutlich nicht zufällig der Situation vor dem zweiten Weltkrieg. Ein Volk erstarkt, und handelt unter einem Staatsoberhaupt mit viel Fortune in Zeiten der Spannung scheinbar opportunistisch, doch auch notgedrungen, wenn völkische Angehörige unbeachtet von der Weltpresse drangsaliert werden. Handlung ist geboten.
Im Zuge der Auflösung der Sowjetunion sicherte man den Russen per Handschlag, also per Ehrenwort zu, daß man nichts weiter unternehmen werde, was deren noch verbliebene Kontrollzone bedrohen könnte. Es kam leider anders – und zwar knüppeldick. Immer wieder, immer wieder – dümmer und unverfrorener.

Rußland hat längst verstanden, daß es mit dem Rücken zur Wand steht. Es muß handeln, um zu überleben. Gleichzeitig ist es der letzte Fackelträger der europäischen Kultur, der noch nicht durch Beinchenstellen das olympische Feuer im Fallen zu tief inhaliert hat.
Die Zeit die ich dafür aufbringe, diese Zeilen zu schreiben, die nur wenige lesen, hätte ich vermutlich besser darin investiert, der umfassenden Rede Putins vor dem Einmarsch zu lauschen. Das sollte nicht nur ich nachholen.

Grundsätzlich ist mir bekannt, daß er ausgiebig und überaus entschlossen darlegt, daß der angloamerikanische Zauber vor seiner Haustüre nun ein Ende finden wird.
Vorausschauend und bedrückend ist die Tatsache, daß er explizit Finnland und Schweden davor warnt, sich der Nato anzuschließen – doch nachvollziehbar ist es allemal.

Allein habe ich Probleme dabei, nachzuvollziehen, wer in seinem Sinne nun „Nazi“ ist, und somit „entnazifiziert“ gehört. Vielleicht ist das aber auch ein Fehler in der Übersetzung.

Vermutlich meint er damit nicht völkische Konservative, derer er selbst einer zu sein scheint, sondern übergriffige Horden die die russische Bevölkerung der heimgeholten Teilrepubliken terrorisieren.

Falls dem so sein sollte, wünsche ich ihm und seiner juvenilen Vorhut alles Gute auf seinem Vormarsch.
Das aber ist ein innerslawisches Problem. Das Szenario des Lockens, Verteufelns, Verhetzens und Verfluchen ist immer gleiche angloamerikanische Programm, wie eine Storyline aus Hollywood.

Meine Hoffnung ist, daß Rußland unter Putin erfolgreich darin sein wird, die Ukraine mit so wenig Blutvergießen wie möglich einzunehmen, um dort die internationalsozialistischen Usurpatoren durch eine breit akzeptierte neue Regierung zu ersetzen, die gewillt ist, fürderhin zum Wohle des eigenen Volkes zu handeln.

Dies könnte bestenfalls ein initialer Funke dafür sein, im paneuropäischen Einvernehmen tatsächlich einmal ein Europa der Vaterländer zu schaffen.

Denn im Gegensatz zu damals haben wir es mit keiner zeitgeistigen unreifen Ideologie zu tun, wie damals, als der Nationalsozialismus sich als Widerstand gegen den Kommunismus entwickelte, sondern wir ertrinken im ideologischen Eldend, während Rußland in seiner Existenz langfristig gefährdet ist, und zum handeln verdammt ist, wie einst Deutschland vor dem überstürzten Angriff auf die Sowjetunion.

Die russische Strategie ist wohl, schnellstmöglich die notwendigen Ziele zu erreichen, ohne daß der Gegner, der eigentlich ein Freund sein soll, Möglichkeit hat, sich besser aufzustellen.
Die Ukraine ist ein Riesenland, verglichen mit Deutschland, und Landstreitkräfte sind auf ihrem Vormarsch sehr behäbig, vorhersehbar, und aus der Luft sehr verletzlich.

Die russische Devise ist wohl, so wenig Schaden wie nur möglich in der Ukraine zu verursachen, selbst wenn es eigene Opfer kostet.
So war der vorbereitende strategische Angriff auf die Infrastruktur zwar überraschend und sehr präzis, doch offensichtlich nicht gründlich genug.

Zwar gibt es Meldungen, daß der Vormarsch verharre, da Friedensgespräche in Aussicht gestellt würden, doch so dumm ist kein Schütze, als daß er das glaubte.

Eine tollkühne Luftlandeoperation scheint mißlungen, und weder Lufthoheit noch Nachschub sind auf dem Vormarsch garantiert.
Die wenigen Kriegsgefangenen, die medial vorgeführt werden, sehen fast noch kindlich aus, und entsprechen der These, daß sie, wie sie unisono von sich geben, nur auf einem Maneuver waren, und gar nicht wüßten, wie ihnen geschah.

Na ja, es ist zwar ein Bruderzwist, aber es ist schon noch Krieg. Und die Wahrheit stirbt noch vor dem ersten Schützen. Und nicht wenige wissen, was Stalin mit den Ukrainern angestellt hat, und werfen diese Perspektive auf das sich selbstverteidigende Rußland.
Sieht man die jungen Russen, falls sie denn welche sind, in ihrer kommoden Gefangenschaft, können sie einem fast leidtun. Währendessen sieht man Mädchen Molotov-Cocktails mixen. Andere spazieren am Straßenrand, als wäre nichts passiert, während Kolonnen passieren.
Überhaupt passiert recht wenig, was für die Russen spricht.

Zwar kann man aufgrund der ähnlichen Ausstattung an Kriegsgerät kaum mehr unterscheiden, wer wer ist – und die scheinen alle ihre Probleme mit den Signaturen zu haben, aber es ist ein Einmarsch und kein Vernichtungsfeldzug, wie uns „unsere“ Presse weismachen will.
Problematisch erachte ich die Frage der Dominanz. Rußland will schonen um jeden Preis, darf aber nicht zurückweichen. In Kiew macht eine offensichtlich besoffene „Regierungsmannschaft“ Twitter-Videos (wir alles sind hier – kuckuck) und die Gegenwehr ist offensichtlich wütender und ernstzunehmender als man sich das erhofft hatte – zumindest für unerfahrene Rekruten.
Die Russen werden diese Konfrontation nicht verlieren. Sie haben wohl auf ein Ereignis gehofft, wie damals, als die Ostmark heim ins Reich kam -oder so ähnlich.

Die Versäumnisse des liebevollen Angriffs lassen sich innerhalb von Stunden korrigieren. Artillerie ist wohl schon auf dem Weg. Es ist alles nur eine Frage des guten Willens.

Sollte das die EU als Schwäche deuten, und weiter Öl ins Feuer gießen, frage ich: Womit wollt ihr uns verteidigen – ihr Schwuchteln – Weiber – Schwachmaten?

Hierzulande laufen gentrifizierte Offiziere mit Rock und Stöckelschuhen durch die Offiziersmesse.
Die USA lassen ALLE IMMER IM STICH. Lustig, oder?

Es läßt darauf hoffen, daß die lang ersehnte russische Initiative, falls erfolgreich, ein neues Europa hinterläßt.
Das große Problem ist, daß bei den Russen Strategie und Taktik wohl nicht Hand in Hand gehen, weil die in ihrer Art wohl limitiert sind, und zu befürchten ist, daß die Brechstange – kein Weg zurück – alles auf den Plan ruft, was seitens der NATO, die sich opportunistisch plötzlich doch zuständig fühlt, verfügbar ist.

Vielleicht sehen wir die Jungs aus den Twitter-Videos ja bald wieder – neben unserer Tankstelle oder Ampelkreuzung.
Sollten die Türken auf die Idee kommen, den Bosporus zu sperren, fällt bald Döner wie Manna vom Himmel – zusammen mit brennendem Metall.

Bisher sehen die Russen aber nicht so gut aus.

Sa Sdorówje!

Fenrizwolf - Skaldhakker


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