Die Situation (Freie Themen)

aber @, Mittwoch, 02.02.2022, 18:27 (vor 807 Tagen) @ Quintus (726 Aufrufe)

Hallo Quintus,

Eine falsch terminierte Logik, welche zu einer fatalen Fehlannahme der aktuellen Situation führt!

Zunächst ist ihre Annahme, im Kontext eines auf quantitativem Wachstum basierendem Kapitalismus, korrekt. Doch gilt dies leider NICHT für dieses, in seinen letzten Zügen dahinvegitierende Wirtschaftsmodell, welches sich NUR NOCH durch inflationäre Schuldenaufnahme dem deflationären Kollaps entziehen kann.


Wenn ich das mal in eigenen Worten zusammenfassen darf: Alle haben Schulden und machen noch mehr Schulden, und deshalb wird uns das ganze System früher oder später um die Ohren fliegen, versteh ich das so richtig?

Falls dem so ist (alle haben Schulden bei irgendjemandem außerhalb des Systems), dann muss es einen letzten Gläubiger an der Spitze der Schulden-"Nahrungskette" geben, der seinerseits - unterm Strich gesehen, also nach sämtlichem rechnerischen Ausgleich - keine Schulden hat, sondern nur ein exorbitantes Guthaben bzw. einen exorbitanten Gläubigeranspruch (da ja alle anderen offensichtlich Schulden haben, die sie nicht bezahlen können).
Wäre es hingegen ein Schuldenkreislauf (alle haben Schulden bei allen in einem geschlossenen System), dann bräuchte man ja nur die Schulden gegeneinander aufzurechnen und alle wären quitt. Dann gäbe es keine Inflationsspirale und es drohte kein Kollaps.

Da ja nun, wie festgestellt, der Kollaps droht, muss also Ersteres der Fall sein, d.h. es muss einen oder mehrere Gläubiger geben, die außerhalb des globalen Wirtschaftssystems entsetzlich viel Geld gebunkert haben und somit über entsetzlich viel Macht verfügen. Und es wäre geradezu lächerlich naiv zu glauben, dass jemand, der soviel Macht besitzt, diese nicht nutzt, um die Geldströme nach seinem Willen zu lenken. Wir wären schon längst wieder sichtbar bei 1923 angelangt, würde die Geldschöpfung immer noch mit der Druckerpresse stattfinden.

Aber in diesem Universum werden die frisch gedruckten Fantastilliarden nicht aus geheimen Geldfabriken der Zentralbanken mit Schubkarren unter die Leute gebracht. Die Kredite an die Staaten sind rein virtuell - was bedeutet, dass es die Schulden ebenfalls sind, was wiederum bedeutet, dass auch die schon längst bestehende Hyperinflation nur im Virtuellen sichtbar ist, jedoch nicht im alltäglichen Wahrnehmungsbereich der Realwirtschaft, also der Industrie, der Händler, der Verbraucher, der Leistungsträger und Leistungsempfänger. Und ich meine hier wirklich Hyperinflation und nicht nur die gefühlte Tatsache, dass die Butter schon wieder 10 Cent teurer geworden ist. Bisher wurde noch jede Hyperinflation beendet durch die Ablösung mit einer neuen Währung. Die letzte Währungsreform fand in Europa zuletzt am 1. Januar 1999 statt, mit der Einführung des Euro unter dem Deckmantel einer europäischen Vereinheitlichung, um die wahre Ursache - die galoppierende Geldentwertung - zu verschleiern. Die Währungsreform zuvor war hierzulande 1948 erfolgt, ebenfalls mit dem Ziel der Reduzierung der Geldmenge.

Angesichts der globalen Finanzkrise 2007/2008 (Lehman-Pleite), welche mittels aus dem Nichts generierten Milliarden und Billionen Dollar und Euro ruhiggestellt wurde, sowie der rein zufällig darauffolgenden Einführung der ersten Kryptowährung (2009), deren allererste Transaktion mit folgender Anspielung auf die Finanzkrise: „The Times 03. Januar 2009 Britischer Finanzminister am Rande eines zweiten Rettungspaketes für Banken“ kodiert wurde, liegt die Natur des nächsten Währungsschnittes auf der Hand. Dem Weltschuldenvolumen in Multibillionenhöhe steht im virtuellen Raum ein entsprechend hohes kryptides Geldvolumen gegenüber, das nicht in den Giralgeldkreislauf gelangen darf und daher verborgen auf der Wartebank sitzt, bis es in naher Zukunft im großen Stil zum Einsatz kommen soll, was meiner Meinung nach den nächsten Währungsschnitt markieren wird. Die Erschaffung von Kryptogeld ist offenbar der Versuch, der maßlosen Geldschöpfung auf Pump der vorangegangenen Jahrzehnte eine Wertschöpfung entgegenzusetzen, welche die zu platzen drohende Schuldenblase ausgleichen soll. Aus dem maximal ausgelegten Volumen des Bitcoins von 21 Millionen Coins und dem Wert eines Coins, der angesichts des exponentiellen Wachstums durchaus in Dreijahresfrist die 1.000.000-Dollar-Marke knacken könnte, lässt sich leicht errechnen, dass das potentielle Gesamtvolumen aller geschürften Bitcoins bei 21 Billionen liegt - mehr als genug, um theoretisch die Ausgaben der Lehman- und anderer Pleiten wieder reinzuholen. In der Praxis liegt jedoch die einzige Wertschöpfung die das Kryptogeldsystem decken soll, lediglich in der Dienstleistung der Blockchain, Überweisungen manipulationssicher auszuführen. Mehr nicht. Der Arbeitsaufwand, welche diese Wertschöpfung rechtfertigen soll, liegt somit allein in der Rechenleistung für die hohe Sicherheit der Transaktionen, die mit Hilfe komplexer Hash-Kodierung und -Dekodierung und deren hochredundanter Dokumentation garantiert wird. Ob diese durch Rechner ausgeführte Kryptologie alleine ausreichen wird, um als Wertschöpfung im Virtuellen die exorbitanten Schulden der ganzen Welt im Reellen aufzufangen, wird sich zeigen. Ich bin skeptisch wie das funktionieren soll -  aber das scheint der Plan zu sein.

Wenn es funktionieren wird, dann nur durch eine krasse Paradigmenverschiebung in Richtung virtuelles Leben, Kyberraum, augmentierte Realitäten. Zum besseren Verständnis hierzu empfehle ich den Film Ready Player One.

Nun gilt es, wie in jeder Krise üblich, Ballast abzuwerfen. Die kommende Feudalgesellschaft bedarf keines Wachstums mehr. Im Gegenteil, unproduktive Kräfte werden nun der Verwertung zugeführt.

Für den Massentierhalter ist kein Individuum unproduktiv. Wenn der Betrieb ihm nicht genug abwirft, dann wird er nicht Rohstoff eliminieren, sondern die Haltung effizienter machen, d.h. mehr Energieausstoß bei weniger Haltungsaufwand erzeugen lassen. Zum besseren Verständnis hierzu empfehle ich den Film Matrix oder die Lektüre des Loosh-Mysteriums.

LG,
und


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