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Krone der Erschöpfung (Freie Themen)

Fenrizwolf, Sonntag, 05.12.2021, 06:50 (vor 845 Tagen) (1318 Aufrufe)
bearbeitet von Fenrizwolf, Sonntag, 05.12.2021, 07:03

Hallo!

Ich weiß, daß ich nicht weiß.

Die Schulweisheit ist erschöpft, die Mitgift verpraßt, das Silberbesteck in Reih und Glied und der Blick geht irr umher. Man sehnt so sehr, man weiß nicht mehr.
Der umtriebige Geist sucht nach einem Fixpunkt, und verliert sich doch im Blick beim Verfolgen des Fluges einer Fliege.
Dies ist das schwere Los der vernunftbegabten Individualisten und empathischen intellektuell intakten Menschen.
Der geborene Sozialist, der abgerichtete Akademiker, der ewige Opportunist und der von Nestwärme verwöhnte Kapitalist wähnen das Heil in der Gefolgschaft.

Neue Parolen, neue Kapriolen und neue Pistolen werden es richten. Gericht auf Sicht, Urteil nach Abteil und Kurs nach Wind – es geht geschwind. Man schafft als Mannschaft.
Neue Hürden, neue Bürden in tiefster Nacht der Würden. Der denkende Mensch trägt nun einen Mühlstein spazieren, mit dem er die verkieselten geistigen Knoten der Gemeinen zu mahlen gedenkt, doch dieser beugt seine Haltung – macht ihn schwach, so lang, bis er endlich gemein wird.

Es geht nur noch bergab. Sisyphos muß gebeugt nun den Stein gegen den Sog der Unvernunft, nach unten drücken – sein Mal des Teufels läßt ihn nicht mal mehr zum Gebet, das Stigma des Lichts macht ihn zum Aussätzigen, sein Nimbus zur Zielscheibe vergifteter Pfeile.
Komfort ist die ignorante Behaglichkeit die sich durch die Nähe zum zehrenden Feuer ergibt, solange es nicht beißt.
Kohlenwasserstoffe explodieren in Motoren, Imperien über Machtzentren alter Ordnung, Drogen in Gehirnen, Männer in Frauen, Männer in Männern, Frauen in Männern, Frauen in Frauen - und nun explodiert der Preis, die Ideologie und dann die Zivilisation, die als Schneeflocke zur Lawine wurde.

Wie dazumal vergab man in treuem Glauben den Gläubigern, und glaubte so lange bis es unglaublich wurde.
Man betete und bat, denunzierte, rottete sich zusammen, und tat seine Tat. Linear war die Himmelsleiter, auf der man sich nach oben zog – und nach unten trat.

Nun wird es kompliziert, während die Zeit ein totes Kind gebiert. Wer der Vater ist, ist nicht recht klar, doch war er immer da.
Aber die Niederkunft des toten Kindes ist ein großes Fest des Trübsals und ein jeder fühlt die Wehen mit. Wehe, wehe… bitte vergehe.
Der Strom der Zeit ist soweit: Die Zeit hängt ab vom Strom und der Strom ab von der Zeit. Alles ist vernetzt, in sich verletzt und innerlich zersetzt.

Ein Rattenkönig kommt aus Qual in Schwung und hält sich wegen der Rotation für eine neue Galaxie.

John Deer rollt langsam aus, da weder Blut noch Öl seinen Durst stillen können, während er auf heiligem Boden randalierend havariert.
Der Gürtel des zarten Bauern saß doch zu eng. Die feinen Hände hielten die Gerte nicht fest genug.
Der Erstgeborene säht überseits des Ufers, und F1-Hybride streben ebenso infertil wie infantil greisenhaft zur erlöschenden Sonne.
Die Welt steht Kopf, der Blutdruck steigt doch der Puls hält inne, für eine einzige letzte Eruption.
Das Syndrom ist das Symptom – das Symptom ist das Syndrom.
Man eilt eilig herbei um die schwarze Sonne zu krönen.
Ein jeder trägt zur Weihe seine Dornenkrone.

Erschöpfung ist der Wahlspruch der Ägide, Krone der tausend Talente, Niedergang das Ziel.

Um heilig zu sein, hat bloß ein Jeder nichts weiter als seinen Willen zu spenden, seine Saat zu vernichten und im Geiste steril zu sein, dann würde sich das Rad der Ratten um eine Sekundenminute noch weiterdrehen – heißt es.

Kinder ohne Augen rüsten zum Kreuzzug des sozialistischen „Idealismus“, stürmen begeistert auf den Knien; sie lachen, schreien und weinen, mastubieren und applaudieren.
Sie werfen sich mit fürchterlichen Worten dem Feind entgegen, und kennen kein Pardon.
Aber mehr als „kein Pardon“ haben sie nie gelernt, bei ihrem Angriff auf die Krone.
Bei aller Gelehrigkeit haben sie nichts gelernt.

Sie haben getan, wie man ihnen sagte; und haben geglaubt, wie man sie glauben machte.
Sie bauten Ruinen - sie aßen die edelsten Kinder, unterwarfen sich dem Terror der schwarzen Sonne, aber am Ende erlosch ihr Dasein so fahl wie ein Licht am Himmel.

Küsse noch einmal eine Zukunft voller Verheißung, noch ein aller letztes Mal.
Sei kein Narr, und gib Dich hin.

Du willst es doch auch.

Alle wollen es.

Sei endlich einer von uns. Sei endlich.
Sei einfach, und wisse nichts.

Lieb und getreu

Fenrizwolf


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