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Notwendige Tatsachen (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Freitag, 08.10.2021, 12:11 (vor 925 Tagen) @ Pat (1175 Aufrufe)

Hallo!

Spenglers Anspruch, "notwendige Tatsachen" erfasst zu haben, wirkt zuweilen etwas überhöht:

<"Wenn ich ein Verdienst in Anspruch nehmen kann, so liegt es darin, dass man die Zukunft nicht mehr als unbeschriebene Tafel ansehen wird, auf der alles Platz findet, was dem Einzelnen gut dünkt. Das schrankenlose und ungebändigte 'so soll es sein' hat einem kalten und klaren Blick Platz zu machen, der die möglichen und deshalb notwendigen Tatsachen der Zukunft umfasst und danach seine Wahl trifft."> (Quelle)

Was er damit abweist, ist das Bestreben insbesondere unserer Zivilisation, sich die Welt so zu machen, wie sie einem gefällt. Das ist heute unter den linken Ideologen wie unter den Aufklärern und Möchtegernreparateuren der Gesellschaft zu beobachten: Man hält die Welt für ein unbeschriebenes Blatt, bildet sich eine Ideologie und hält es nicht für vermessen, die Welt als grundsätzlich auf die Ideologie anpaßbar zu betrachten. Das Wort "Utopie" hat seinen ursprünglichen Sinn inzwischen völlig verloren. Man hält desgleichen nicht für ein unerreichbares, sondern ein noch nicht erreichtes Ideal, für das man lediglich den richtigen Plan braucht.

Spengler gelesen und verstanden zu haben, zieht einem zumindest diesen Zahn. Es ist eines der Bücher der Sorte, zu der Ernst Jünger schrieb: "Es gibt Lektüren, die Impfungen vergleichbar sind."
Die Lektüre hilft, die Verhältnisse wieder ins Lot zu bringen, indem sie die Erkenntnis vermittelt, daß auch die menschliche Geschichte dem Schicksal und der Natur unterworfen ist, was dem heutzutage immer rarer gesäten gesunden Menschenverstand eigentlich einleuchten sollte.

Nebst Spenglers Ausführungen zu den Fellachen, ist mir nicht bekannt, was er selber sonst Konkretes zu (weiteren) historischen und evolutiven Entwicklungen vorausgesehen hat.

Nicht nur das. In "Jahre der Entscheidung" beschreibt Spengler im wesentlichen bis zum heutigen Tage gültig den Prozeß der "Weltrevolution" von innen und von außen als die beiden Backen der Zange, mit der die Kräfte der Zerstörung das Abendland innerlich aushöhlen und ihm mittels Verbündeter von außen (den sich von weißer Vorherrschaft emanzipierenden farbigen Völkern) den Rest geben wollen. Dem aufmerksamen Beobachter dürfte kaum entgangen sein, daß die Akteure des "großen Austauschs", die massig Farbige in den Westen importieren, in allen westlichen Institutionen und in den Herkunftsländern aktiv sind.

Zitat vom Ende des Buches, das unsere heutigen Zustände durchaus beschreibt:
"Aber die größte Gefahr ist noch gar nicht genannt worden: Wie, wenn sich eines Tages Klassenkampf und Rassenkampf zusammenschließen, um mit der weißen Welt ein Ende zu machen? Das liegt in der Natur der Dinge, und keine der beiden Revolutionen wird die Hilfe der andern verschmähen, nur weil sie deren Träger verachtet. Gemeinsamer Haß löscht gegenseitige Verachtung aus.
[...]
Jedenfalls: Wenn in den Vereinigten Staaten das weiße Proletariat losbricht, wird der Neger zur Stelle sein und hinter ihm werden Indianer und Japaner auf ihre Stunde warten. Das schwarze Frankreich würde in solchem Falle ebensowenig zögern, die Pariser Szenen von 1792 und 1871 zu übertreffen.
Und würden die weißen Führer des Klassenkampfes je verlegen sein, wenn farbige Unruhen ihnen den Weg öffneten? Sie sind in ihren Mitteln nie wählerisch gewesen. Es würde sich nichts ändern, wenn Moskau als Befehlsgeber verstummen sollte. Es hat sein Werk getan. Das Werk setzt sich selbst fort. Wir haben vor den Augen der Farbigen unsre Kriege und Klassenkämpfe geführt, uns untereinander erniedrigt und verraten; wir haben sie aufgefordert, sich daran zu beteiligen. Wäre es ein Wunder, wenn sie das endlich auch für sich täten?
Hier erhebt die kommende Geschichte sich hoch über Wirtschaftsnöte und innerpolitische Ideale. Hier treten die elementaren Mächte des Lebens selbst in den Kampf, der um alles oder nichts geht. Die Vorform des Cäsarismus wird sehr bald bestimmter, bewußter, unverhüllter werden. Die Masken aus dem Zeitalter parlamentarischer Zwischenzustände werden ganz fallen. Alle Versuche, den Gehalt der Zukunft in Parteien aufzufangen, werden rasch vergessen sein. Die faschistischen Gestaltungen dieser Jahrzehnte werden in neue, nicht vorauszusehende Formen übergehen und auch der Nationalismus heutiger Art wird verschwinden."

Wer sind die "weißen Führer des Klassenkampfes"? Jene von denen Warren Buffett sprach: "Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen."

Statt einer notwendigen Tatsache, scheint Musks gechipter Affe eher eine unberechenbare Tatsache zu sein, da dieses Experiment – mit künstlicher Intelligenz einhergehend – langfristig kaum absehbare Konsequenzen einleitet

Gleichwohl Spengler davon noch nichts ahnte, weil es wohl selbst seine Vorstellungskraft überstieg, ist diese "unberechenbare Tatsache" als "notwendige Tatsache" im vom Spengler beschriebenen faustischen Geist durchaus vorgezeichnet. Das Eintreten solcher Entwicklungen überrascht den Spenglerianer nicht grundsätzlich.
Spenglers Vorstellungen waren wohl materieller und näher an dem, was sich bereits zu seiner Zeit abzeichnete. Beispiel: "Die Weltstädte der westeuropäisch-amerikanischen Zivilisation haben noch bei weitem nicht den Gipfel ihrer Entwicklung erlangt. Ich sehe – lange nach 2000 – Stadtanlagen für zehn bis zwanzig Millionen Menschen, die sich über weite Landschaften verteilen, mit Bauten, gegen welche die größten der Gegenwart Zwerghaft wirken, und Verkehrsgedanken, die uns heute als Wahnsinn erscheinen würden."
Dabei ist zu bedenken, daß sich der Weltstadttypus der westeuropäisch-amerikanischen Zivilisation inzwischen aus seiner Uprsprungslandschaft entkoppelt und nach Asien verlagert hat, wo in den letzten 20 bis 30 Jahren (z. B. Dubai, Shanghai usw.) irrsinnige Anlagen gebildet haben.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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