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Scheinbares Ausbleiben? (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Freitag, 20.08.2021, 20:28 (vor 979 Tagen) @ Leseratte (898 Aufrufe)

Hallo!

Kann es sein, wenn ich mir die Frage erlauben darf, dass nach dem scheinbaren Ausbleiben der erwarteten Dinge du deine Skepsis so weit ausbreitest, dass du sagst, alles sei Unsinn und damit Marx repetierst, indem aus dem historischen Gebrauch ontologische Gewissheiten ableitest?

Es ist zu bedenken, daß wir nicht die erste Generation sind, der die Verheißungen (wie jeder Generation) erneut (mit jeweils aktualisierten Texten) auf den Tisch gelegt werden und sie quasi anhand des eigenen Lebens auf die Probe stellt, als wären sie die erste, die davon gehört hätte.
Nach rund zwei Jahrtausenden (bei 25 Jahren Generationenlänge) sind wir die Achtzigste, bei der sich die Erwartung nicht bestätigt hat! In der Zwischenzeit sind drei (!) christliche Großreiche untergegangen, welche diese Erwartung als Bestandteil ihres religiösen Fundaments hatten: das spätantike Weströmische Reich, das Byzantinische Reich (das der magischen Kultur angehörte) und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation (oder allgemeiner das "Ancien Régime" der europäischen Völker). In Osteuropa steht mit Rußland noch eine weitere christliche Kultur in den Startlöchern, die Fackel weiterzutragen (und womöglich ebenfalls unterzugehen, ohne das Eintreffen je erlebt zu haben). Nach 2000 Jahren sich wiederholenden Ausbleibens einer Verheißung, die eigentlich für die nähere Zukunft gemacht war, dürfte die grundsätzliche Frage also gestattet sein, ob diese Erwartung überhaupt je begründet war, zusammen mit Überlegungen, warum sie nicht begründet sein könnte.

Betrachtet man diese Position als jene eines advocatus diaboli, bin ich auf die Argumente gespannt, welche die andere Seite ("advocatus dei") ins Feld führen will, die trotz wiederholten und sich laufend wiederholenden Ausbleibens für die Validität und Aktualität der Endzeitvorstellungen sprechen. Diese "ontologische Gewißheit" sollte nämlich ihrerseits begründbar sein.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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