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Wahrscheinlichke Zukünfte? (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Sonntag, 15.08.2021, 12:02 (vor 978 Tagen) @ Pat (626 Aufrufe)

Hallo!

Die Wirkungen treten ja nicht vor der Ursache ein, sondern zeigen - in der Schauung - einen wahrscheinlichen Ausgang.

Das gesehene Ereignis, das in der Regel von herausragender Bedeutung ist (wichtiges Lebensereignis – es gibt aber wohl hier wohl Ausnahmen, in denen Belangloses gesehen wird), setzt die Ursache. Wäre das Ereignis anders, würde etwas anderes gesehen werden. Die Schauung ist in diesem Sinne die Wirkung, denn sie ist von dem Ereignis abhängig.

Mir ist bislang nur eine Studie zu abgewandelten Schauungen von der bekannten Parapsychologin Louisa E. Rhine bekannt. Du hast in Deinem Beitrag darauf hingewiesen. In der Regel ist ein Abwandeln (nicht Abwenden!) nicht erfolgreich. Aber selbst in den erfolgreichen Fällen trat zumindest die Rahmensituation ein. Die Annahme, daß Schauungen wahrscheinliche Verläufe zeigten, scheint mir empirisch also einer Grundlage zu entbehren. Dies würde nämlich neben einer großen Zahl abgewandelter Situationsausgänge zusätzlich bedeuten, daß wir massenhaft Schauungen aus dem persönlichen Bereich hätten, bei denen nicht nur der Ausgang, sondern die Rahmensituation selbst nicht eingetroffen wäre, weil durch Verhaltensänderung bereits diese verhindert worden wäre. Das Phänomen Präkognition wäre als Folge überhaupt nicht nachweisbar, da eine sich ständig ändernde Zukunft ältere Schauungen laufend obsolet machte. Weil Präkognition aber nachweisbar existiert, folgt daraus, daß (echte*) Schauungen eben nicht eine mögliche, sondern die tatsächliche Zukunft zeigen.

Festzustellen ist, daß in einzelnen Fällen offenbar eine Abweichung vom Ausgang der Situation möglich ist. Die Frage, warum eine Schauung einen abweichenden Ausgang zeigt, mit einer Wahrscheinlichkeit zu erklären, die sich im Zeitverlauf geändert hätte, um einem anderen Ausgang den Vorzug zu geben, ist aber spekulativ und nur auf Grundlage nicht weiter belegbarer weltanschaulicher Axiome zu begründen. Tatsächlich wissen wir nicht genau, warum es diese Diskrepanz zwischen Schauung und Ereignisausgang in manchen Fällen gibt.
Denkbar wäre auch:

  • Die Schauung zeigt einen bestimmten abweichenden Ausgang (z. B. Straßenbahnschau: der Seher wird abgestochen), um einen vom Schicksal gewünschten Verlauf hervorzurufen: Der Seher unterdrückt seinen Impuls und geht dem tödlichen Stich aus dem Wege. Dies wäre keine Änderungsmöglichkeit des Schicksals, sondern vielmehr eine Art Selbstschutz desselben.
  • Die Schauung zapft das zukünftige Bewußtsein des Erlebenden an, das aber nicht den tatsächlichen Verlauf reflektiert, sondern den befürchteten, der sich vor dem geistigen Auge abspielt und emotional aufgeladen ist.

In beiden Fällen hätte der tatsächliche Verlauf feststehen können und die Annahme einer Wahlmöglichkeit wäre nicht gegeben gewesen. Die Schauung hätte dann allenfalls aus Gründen, die im Phänomen selbst liegen, von den physischen Realität abgewichen.
Aber auch die Annahme, daß es einen feststehenden, schicksalhaften Verlauf gibt, der jedoch innerhalb Leitplanken verläuft und Variabilitäten erlaubt, hat etwas für sich, ist aber mit den von mir aufgelisteten beiden Erklärungsmöglichkeiten grundsätzlich vereinbar.

Zur Quantenphysik: Wesentliches Problem scheint mir der Maßstabs- und Qualitätssprung der Übertragung der Quantenzustände auf makrokosmische Ereignisse zu sein. Läßt sich aus der Unbestimmbarkeit des Orts und der Geschwindigkeit subatomarer Teilchen schließen, daß Ereignisse des menschlichen Lebens (ein völlig unphysikalisches, "metaphysisches" Konzept) ebenfalls unbestimmt seien? Folgt aus der Unmöglichkeit der Bestimmbarkeit die tatsächliche Unbestimmtheit oder nicht vielmehr nur die Begrenztheit des menschlichen Vermögens, welches das Universum stets nur Ausschnittsweise und in Teilaspekten erfassen kann?

Gruß
Taurec

* Was als echte, also präkognitive Schauung zu klassifizieren ist, unterliegt allerdings einem Definitionsproblem: Als Präkognition kann per se nur gelten, was nachweislich echtes Zukunftswissen enthält. Dieser Nachweis kann nur durch Eintreffen unzweifelhaft erbracht werden. Hypothetische Schauungen, die wegen Änderung der Zukunft nicht eingetroffen wären, würden also durchs Raster fallen oder irgendwie anders erklärt werden. Der Nachweis, daß Schauungen wahrscheinliche Zukünfte zeigten, ist also wissenschaftlich gar nicht erbringbar und bleibt eine weltanschauliche Annahme bzw. ein Glaubenspostulat.
Als Erklärungsmuster, warum eine im Vorhinein als (potentiell) präkognitiv gewertete Wahrnehmung nachbetrachtet nicht eintraf, bieten sich Überlegungen an, die im Sinne Ockhams Rasiermessers mit weniger weitreichenden Zusatzannahmen auskommen, z. B. daß die Person keinen echten Draht in die Zukunft hatte, sondern eigene Vorstellungen oder unbewußte psychische Inhalte als (Pseudo-)Schauung verarbeitet hat.


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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