These: Schauungen sind ihrem Wesen nach probabilistisch (Schauungen & Prophezeiungen)

Pat @, Samstag, 14.08.2021, 12:25 (vor 979 Tagen) @ Taurec (568 Aufrufe)
bearbeitet von Pat, Samstag, 14.08.2021, 12:53

Hallo Taurec,

aus meiner Sicht zeigen Schauungen Wahrscheinlichkeiten.

Zitat eFischs:
"Es gibt anscheinend irgend ein Ereignis oder einen Prozess und ich soll mich bis dahin nicht mit den Details beschäftigen sondern mich auf die Zeit danach konzentrieren.
Aus einer Reihe von Indikatoren vermute ich, dass das Ereignis irgend wann zwischen 2021 und 2025 liegt, wobei ich 2022 bzw. 2023 für am wahrscheinlichsten halte. Weiters vermute ich, dass es sich nicht um ein singuläres Ereignis handelt, sondern um eine Entwicklung bzw. einen Prozess handelt, die bzw. der irgendwann zw. 2021 und 2025 seinen Höhepunkt erreicht. Was bis dahin passiert, darüber habe ich von der anderen Seite keinerlei Infos bekommen."

Welchen Vorteil haben wir, wenn wir diese Entwicklungen, diese Taten, diese Geschehnisse schon vorher sehen, die Folgen vorher abschätzen können, wenn wir nichts ändern können?


Schauungen sind ihrer Natur nach akausal. Unter dem kausalistischen Paradigma sind es Wirkungen, die vor der Ursache eintreten, also Paradoxa, die es eigentlich nicht geben sollte.

Die Wirkungen treten ja nicht vor der Ursache ein, sondern zeigen - in der Schauung - einen wahrscheinlichen Ausgang.

Wird davon ausgegangen, dass es einen Zusammenhang zwischen Physik und Metaphysik gibt, könnte es sich lohnen, weiter zu überlegen, welche Gesetzmässigkeiten hinter der Quantenphysik - oder dem Doppelspaltexperiment - stehen (Auch wenn man als "Nichtphysiker" schnell mal an Grenzen stösst).

Die Quantenwelt ist von der klassischen Welt nicht durch eine fundamentale Grenze getrennt.
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/phbl.20000560316

Die Quantenmechanik ist durch zwei wesentliche Eigenschaften charakterisiert, die sich auf
elementare Weise erklären lassen: Interferenz und Wahrscheinlichkeit.
https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/fachbereich_physik/didaktik_physik/materialien/materialienheusler/interferenzvonwahrscheinlichkeiten.pdf

Andererseite heisst das aber nicht, dass die Quantenphysik beliebig in jeder - willkürlichen - Weise als Erklärung dienen kann, so wie das Esoteriker machen.

Es kann also logischerweise niemals um die Änderung oder das Abwenden gehen. Weil Schauungen akausal bzw. nichtlinear sind, kann der Versuch, sie unter dem kausalistischen Paradigma als Hebel zur Änderung der Zukunft einzusetzen, schon grundsätzlich nicht verfangen. Man kann nicht die Ursache einer bereits eingetretenen Wirkung abwenden oder ändern, selbst wenn diese Ursache in der Zukunft liegt.

Du selbst schreibst aber anderswo, dass es durchaus möglich ist, dass die Situation, wie sie sich in einer Schauung zeigt, geändert werden kann:

"Von den drei als relevant herausgefilterten Fällen persönlicher Verhinderung durch den Seher scheinen mir allein Nr. 31 (Zugkollision verhindert) und Nr. 32 (Kollision Straßenbahn mit LKW verhindert), auf Seiten 27 bis 29, der Schau BBouviers Sohnes der Art nach zu ähneln.
Auch in diesen Fällen ist die Schau völlig eingetroffen, bis auf das Ende.
Will man daraus eine Erkenntnis ziehen, so bleibt wohl der Eindruck, daß alle Fälle echter Präkognition eintreten, wenngleich in manchen Fällen eine Änderung des Ausgangs möglich ist. Die Situation an sich kann man wohl niemals entgehen.
=> Schauungen sind niemals verhinderbar, aber in Einzelfällen abwandelbar."
https://schauungen.de/forum/index.php?id=24048

Wenn eine Situation angewandelt wurde, wurde sie eben geändert.
Das "kausalistische Paradigma" entspricht nach meiner Ansicht einer einseitig klassischen Physik und Denkweise.

Was hilft das Wissen, wenn es nicht so konkret wird, daß man sein Handeln darauf einstellen kann? Kann man sein Handeln überhaupt auf die Zukunft einstellen, wenn man selbst keine alternative Handlungsmöglichkeit hat?


Das sind im Grunde Probleme des modernen, zivilisierten Menschen, der die Metaphysik als bestimmende Größe verdrängt hat und sich "aufgeklärt" und als alleiniger Herr über sein Leben wähnt, das er willkürlich gestalten könne, wenn sich mit Rationalität, Wissenschaft und Technik die notwendigen Ursachen für angestrebte Wirkungen herausfinden und setzen ließen. Das ist eine Verkennung der Natur des Universums und der Urgrund, warum unsere Zivilisation mit ihren Ansprüchen, die Welt neu zu ordnen, scheitern muß.

Die Verdrängung der Metaphysik ist sicher schon problematisch. Das Hauptproblem sehe ich aber darin, dass die (ethische) Verantwortung mit fortschreitender Evolution komplexer geworden ist. Ging es ursprünglich nur darum, bei einem Lagerfeuer Probleme vorauszusehen und entsprechend einfache Sicherheitsmassnahmen zu planen , steigt die Wahrscheinlichkeit, dass in einem Atomkraftwerk etwas schief geht, in kaum mehr überschaubarer Weise. Es sind aber Menschen, die das Atomkraftwerk gebaut haben und es weiter betreiben (im weitesten Sinn die Gesellschaft) die auch dafür (mit-)verantwortlich sind, mögliche Folgen für die Zukunft vorauszusehen. So wie schon das Chorlied aus Sophokles' Antigone beginnt: Ungeheuer ist viel, und nichts ungeheurer als der Mensch.

Beste Grüsse, Pat


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«Die Kritik der Religion endet mit […] dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.»
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«Also war die Kritik der Utopie implicite bereits eine Kritik der Technologie in der Vorschau ihrer extremen Möglichkeiten.»
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«Das ist wirklich ein zu weites Feld.»


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