Zombies sind gemeint (Schauungen & Prophezeiungen)

Isana Yashiro, Freitag, 23.04.2021, 06:44 (vor 1092 Tagen) @ Leseratte (763 Aufrufe)

Hallo!

über die Verbindung des Neuen Testamentes zu dionysischen Kulten hatte BRIAN C. MURARESKU in "THE IMMORTALITY KEY The Secret History of the Religion with No Name" geschrieben. Seine These ist, dass es über Jahrhunderte im Mittelmeerraum zu Zwecken der Bewusstseinserweiterung speziell gemischte Biere gegeben habe, eine Tradition, die später mit ebenfalls angereicherten Wein im Dionysos Kult weiter fortgeführt wurde. Inwieweit das sich im Neuen Testament widerspiegelt, vermag ich selber nicht zu beurteilen. Allerdings erscheinen manche Bilder im Alten und im Neuen Testament (Offenbarung, Daniel), die im hellenistischen Raum entstanden sind, an Drogenvisionen zu erinnern.

Das Alte Testament spielt schon im hellenistischen Raum?

Davon abgesehen ist die These ganz interessant, weil sie ziemlich neu ist. Ich habe die Idee der Gleichsetzung von Christus mit Dionysos aus Schriften aus dem neunzehnten Jahrhundert. Diese These scheint damals populär gewesen zu sein. Zumindest unter geschichtlich interessierten Leuten.

In einem Punkt irrst du dich meiner Meinung nach. Hochreligionen unterscheiden sich von Sekten durch die Pluralität und die Widersprüchlichkeit ihrer Lehren. Das Neue und das Alte Testament sind diesbezüglich wahre Fundgruben, die unendlich viele Interpretationen zulassen und sich, wie im Falle des Neuen Testamentes, diametral widersprechen. Die Alten haben wohl in der Antike bewußt einen so heterogenen Kanon ausgewählt. Würde man immer nur eine Interpretation (sozial, spirituell, geschichtlich oder mystagogisch) zulassen, würde man eine inhaltliche Verkürzung vornehmen, die einfältig wäre. Man sollte eine mögliche Sicht nicht als die einzige verkaufen, also etwa nicht die innerliche, spirituelle Erkenntnis gegen die Erlösung im Sozialen ausspielen wollen oder umgekehrt. Gerade weil die Überlieferung auf verschiedenen Ebenen agiert und widersprüchlich ist, ist sie Spiegel der Einheit.

Wo es nur darum geht, möglichst viele Leute in der eigenen Herde zu haben, da ist das so. Dem will ich nicht widersprechen. Aber ging es darum? Paulus ging es um eine leicht akzeptierbare Lehre, also wollte er vielleicht viele Leute einfangen. Jesus verriet Geheimnisse, die den damaligen Eliten vorbehalten oder schon vergessen waren. Dazu gehörte die Interpretation der heiligen Schriften der Juden. Das war praktisch ein Versuch, das Judentum zu reformieren. Das Alte Testament legt Zeugnis davon ab, daß das Judentum schon einige Male erfolgreicher reformiert worden war. Das mosaische Judentum kam noch mit nur zehn Geboten aus. Später wurden hunderte daraus. Das Alte Testament behauptet, daß die Juden plötzlich einen König haben wollten und den dann auch bekamen. Vernünftig ist die Annahme, daß die Geschichte nur dazu diente, eine bereits bestehende Herrschaft zu legitimieren. Einige Geschichten aus dem Alten Testament dürften in der Levante schon kursiert haben und dann nur in die heiligen Schriften eingebaut worden sein. Andere wiederum dürfte Moses bereits aus Ägypten mitgebracht haben. Unter König Hosea wurden die Israeliten, wie sie damals noch hießen, erstmals zu Abgaben gezwungen und bekamen dafür das Fünfte Buch des Moses, das zu dem Zweck im Tempel gefunden wurde, und den Exzeptionalismus. Die größte Reform des Judentums, die henochische Reform, erfolgte während der Gefangenschaft in Babylon. Zum Beispiel stammt die Geschichte des biblischen Noah ganz eindeutig von den Babyloniern. Jedenfalls wurde die älteste bekannte Version der Geschichte auf babylonischen Keilschrifttafeln gefunden. Aber vor allem ist das Judentum in Babylonien fast mit dem Zoroastrismus der Perser verschmolzen. Von denen stammen die Vorstellungen von Himmel, Hölle, Engeln und Teufeln. Das ist auf jeden Fall ein heterogener Kanon. Wurde er ausgewählt? Die Bibel wurde von der katholischen Kirche zusammengestellt und Juden hatten keinen Grund, sich daran zu halten. Zu den heiligen Schriften der Juden gehören Thora, Tanach (alle Bücher der Propheten) und Talmud (Auslegungen der anderen heiligen Schriften plus jüdische Rechtsprechung plus Auslegungen alter Rechtsfälle und das alles in mindestens zwei Hauptüberlieferungslinien) und außer für die Thora gibt es keinen verbindlichen Standard. Man überlieferte einfach so viel wie nur möglich. Diejenigen Konfessionen, die zu sehr auswählen, kapseln sich von den übrigen christlichen und jüdischen Konfessionen ab. Das wiederum können manche wollen und andere nicht.

Daher ist es auch nicht möglich, in religiösen Texten das Geistige gegen das Materielle auszuspielen, Hiob erhält ja seine Güter zurück.

Ganz toll. Um seine Güter ging es ihm nur ganz nachrangig.

Doch du führst diese Trennung unter anderem Vorzeichen fort, wenn du das "Geistliche" als etwas eigenes, getrenntes einführst. Schönheit etwa, die wir im Materiellen durchaus wahrnehmen und auch auch schaffen können, beruht auf Harmonien, die an sich geistig sind, aber nun sich im Materiellen manifestieren. Wieso du das eine gegen das andere ausspielst, ist mir nicht klar, notwendig ist es nicht, es hat für mich etwas demagogisches. Sind im Inneren bei dir (außen ist ja nicht so schick, wie du schriebest) Gold, sind Schätze, die der oder die andere nicht hat?


Es gibt Menschen, die daran glauben, daß die gesamte Welt ausschließlich aus den Dingen bestünde, die man anfassen kann. Ich habe diesen Umstand nicht eingeführt, sondern das ist halt so und schon immer so gewesen. Sogar hier im Forum sind gelegentlich Leute aufgetaucht, die behauptet haben, daß niemand jemals Schauungen haben konnte, weil es so etwas einfach nicht gebe. Wir würden uns hier nur über Halluzinationen und Spinnereien unterhalten. Es gäbe auch keine geistige Welt oder so etwas wie eine Seele. Nach Ansicht der Materialisten bist du nur so etwas wie eine Glühbirne. Wenn du schläfst oder bewußtlos bist, dann bist du ausgeknipst, wenn du herumläufst, dann bist du angeknipst, und wenn du stirbst, dann bist du durchgebrannt und wirst nur noch weggeworfen.

Und, wer sind die Toten, die zu begraben Unsinn ist?

Jesus, der Wanderprediger aus Nazareth, sagt doch, daß die Toten ihre Toten begraben sollen. Nun laufen Tote aber nicht herum und begraben andere Tote. Daraus folgt, daß die wörtliche Interpretation nicht stimmig ist. Wodurch zeichnet sich nun eine Leiche gegenüber einem noch Lebenden aus? Natürlich dadurch, daß die Seele aus dem Toten ausgetreten ist, während der Lebende noch aus der Einheit von Körper und Seele besteht. Ersteres ist jedoch der Zustand, den Materialisten allen menschlichen Körpern unterstellen, auch jenen, die noch herumlaufen. Heute würden wir solche seelenlosen und dennoch herumlaufenden menschlichen Körper als Zombies bezeichnen. Jesus bezeichnet die Materialisten als Zombies und hatte nur dieses Wort noch nicht zur Verfügung. Dagegen sind jene, die kapiert haben, daß man das Geistige nicht gegen das Materielle ausspielen sollte, also genau wie Du argumentieren würden, für Jesus die Lebendigen. Sogar für die im Materiellen manifestierte Schönheit bemühst Du Geistiges. Das ist genau die Lehre Jesu, denn lebendiger geht es nicht. Der Zombie kann daran jedoch nichts Geistiges sehen und wird wahrscheinlich nichtmal Schönheit feststellen.

Auch mit Wörtern wie spirituell oder geistig oder seelisch tat man sich zur Zeit Jesu wohl schwer. Darum die Unterscheidung zwischen Innen und Außen, die nicht das Innen und Außen eines Bechers meinen. Schon das Wort inwendig ist ein Versuch, das Seelische vom materiellen Inneren zu unterscheiden. Außen meint jedoch so oder so das Materielle.

Es gibt einige Hinweise im Neuen Testament (Epheser 6:10-18, Römer 6, 1. Tim. 6:12), daß das Christentum vor allem in der Abkehr vom Materialismus besteht. Das ist zugleich das einzige Element, über das sich alle biblischen Autoren einig sind. Das liegt nicht daran, daß ich das eingeführt hätte, sondern daran, daß es Materialisten gibt und niemand, der sich ernstlich mit Spirituellem beschäftigt, diese ernstnehmen kann, wodurch die gerne mal beleidigt sind und zu bloßen Störenfrieden werden.

Gruß,
Shiro


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