Interpretationen (Schauungen & Prophezeiungen)

Isana Yashiro, Dienstag, 20.04.2021, 07:04 (vor 1093 Tagen) @ BBouvier (704 Aufrufe)

Hallo!

Kurz und übersichtlich gegliedert - und hoffentlich auch treffend:

1.
Wer, warum, wann und auf welcher Basis mal im Neuen Testament
etwas veröffentlicht hat, wissen wir leider nicht.

Exemplarisch sei darauf hingewiesen, daß man dort nachlesen kann:
- was Jesus gebetet haben soll, als er im Garten Gethsemane ganz allein war
und alle Jünger schliefen
- daß die Legionäre, die das Grab Jesu bewachen sollten, behauptet hätten,
die Knechte des Hohenpriesters hätten die Leiche geholt,
während sie schliefen und daher leider keine Ahnung hätten

Ja. Als Logbuch ist die Bibel denkbar ungeeignet. Zum großen Teil gehört sie in den Bereich der Mythologie. Insbesondere die Evangelien schreiben die griechische Mythologie fort:

1.Korinther 11
…25Desgleichen auch den Kelch nach dem Abendmahl und sprach: Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut; solches tut, so oft ihr's trinket, zu meinem Gedächtnis.

Markus 14
…23Und nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. 24Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des neuen Testamentes, das für viele vergossen wird. 25Wahrlich, ich sage euch, daß ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis auf den Tag, da ich's neu trinke in dem Reich Gottes.…

Matthaeus 26
…27Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; 28das ist mein Blut des neuen Testaments, welches vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. 29Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesen Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, da ich's neu trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.…

Total seltsam, oder? Einerseits soll in dem Kelch sein Blut sein, andererseits sagt er klar, daß der Inhalt am Weinstock wächst. Er ist der Sohn Gottes, er kann wiederauferstehen und durch seine Adern fließt Wein. Für die Alten Griechen wäre da völlig klar: Das ist der Dionysos, der da mit seinem Gefolge sitzt und zecht.

2.
Laut NT soll Jesus gesagt haben, man solle Gott (!) ehren,
und alles Tun und Lassen hätte Folgen.
Und das wär´s auch schon.
Und er verbittet sich dort sogar die Anrede: "Meister". (!)

3.
Paulus hingegen lehrt, man solle fest daran glauben,
Jesus sei der Sohn Gottes, er sei ein zum Osterfest
geschlachtetes und rituell zu essendes Opferlämmlein
das sein Blut vergossen hätte, unsere Sünden abzuwaschen:
Das "würde es bringen".
Denn: "Der Mensch werde gerecht, allein durch derlei GLAUBEN."

Die traditionelle Exegese sieht unterschiedliche Schichten der Interpretation. Ein aufmerksamer Blick zeigt, daß Paulus seine ganz eigene, fast schon unabhängige Lehre verbreitet und dem Wanderprediger aus Nazareth gerne widerspricht.

4.
Johannes von Patmos wiederum behauptet (Offb. Kap. 19), Jesus wäre der Messias,
und er käme als blutiges Lamm verkleidet (demnächst) auf einer Wolke
dahergeflogen, mit seiner Eisenbarre weltweit alle Ungläubigen zu keulen.

So, daß man sich ganz nach Belieben auf Bibelbasis
aussuchen kann, woran und was man glauben möchte.
Was einem genehm ist und gerade in den Kram paßt.

Ja, das kann man machen. Insbesondere Paulus hat dafür gesorgt, daß sich die Bibel dafür ausreichend selbst widerspricht. Das ist insbesondere für andere Kulturen sehr praktisch, denn dadurch kann jede Kultur in die Bibel genau das hineinpacken, was sie darin sehen will. Viele Amis wollen in der Bibel sogar etwas sehen, daß Gott selbst geschrieben hätte. Möglicherweise soll sie dadurch mit dem Koran konkurrieren.

Ist man dagegen faustisch getrieben, dann könnte einen das dazu veranlassen, daß man genauer hinsieht, um der ursprünglichen Bedeutung der biblischen Worte auf die Spur zu kommen. Das könnte sich nicht nur deshalb lohnen, um eine andere Epoche und eine andere Kultur besser zu verstehen, sondern auch weil der Wanderprediger aus Nazareth sich dadurch, daß er bis dahin geheime Mysterien enthüllte, bei einflußreichen Leuten unbeliebt gemacht hatte.

Weil ich nicht etwa besonders religiös, sondern faustisch getrieben bin, deshalb sehe ich genauer hin:

Matthaeus 8
…21Und ein anderer unter seinen Jüngern sprach zu ihm: HERR, erlaube mir, daß hingehe und zuvor meinen Vater begrabe. 22Aber Jesus sprach zu ihm: Folge du mir und laß die Toten ihre Toten begraben!

Lukas 9
…59Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: HERR, erlaube mir, daß ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. 60Aber Jesus sprach zu ihm: Laß die Toten ihre Toten begraben; gehe du aber hin und verkündige das Reich Gottes!

Wieder total seltsam, oder? Erwarten Christen, daß sich Tote aus ihren Gräbern erheben, um andere Tote zu begraben? Ganz sicher nicht. So eine Religion hätte in Europa keine Chance gehabt, weil der Blödsinn zu offensichtlich wäre. Will Jesus also, daß die Leichen einfach herumliegen und verwesen wo sie gerade sind? Mit so einer Forderung hätte er seinen politischen Gegnern das Mittel in die Hand gegeben, um ihn fertigzumachen. Die römische Besatzungsmacht wäre sicher auch gegen eine solche Unsitte vorgegangen. Das kann alles nicht sein, sondern man muß ein Werk schon kennen, bevor man dazu ansetzt, es zu kritisieren:

Lukas 20
…38Gott aber ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen Gott; denn sie leben ihm alle. 39Da antworteten etliche der Schriftgelehrten und sprachen: Meister, du hast recht gesagt. 40Und sie wagten ihn fürder nichts mehr zu fragen.

Brave Christen können oder wollen sich nicht vorstellen, daß der Wanderprediger aus Nazareth so etwas macht, aber ist ganz einfach so, daß Jesus seine Gegner dißt, indem er sie als tot oder als Tote bezeichnet. Seine eigene Seite ist die Seite der Lebendigen. Das ist nicht nur herablassend, sondern auch treffend, weil Materialisten nur an die tote Materie glauben und alles Geistliche leugnen. Ohne das Geistliche gäbe es jedoch kein Leben. Daher glauben jene, die an den Geist glauben, an das Leben. Wer nur an die Materie, aber nicht an den Geist glaubt, sollte konsequenterweise auch nicht glauben, daß irgendjemand lebt. Die Anhänger des Glaubens an den Geist als lebendig zu bezeichnen und die Materialisten als tot ist daher konsequent. Aber auch herablassend.

Gruß,
Shiro


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