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Eine rückdatierte Fiktion (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 18.03.2021, 18:06 (vor 1133 Tagen) @ Leseratte (1241 Aufrufe)

Danke, Leseratte!

Mit Deinen Ausführungen hast Du natürlich recht.

Es handelt sich allerdings um einen Text, der bereits damals um rund vier Jahrhunderte rückdatiert wurde, um für die Zeitgenossen des Antiochos IV. Epiphanes eine Prophezeiung auf ihre Zeit darzustellen. In diesem Sinne ist es eine "Fälschung", zumindest nach unseren Maßstäben, gleichwohl diese damals nicht angewendet wurden.
Nicht wenige allzu bibeltreue Gläubige vermeinen überdies, es handele sich um eine Prophezeiung für unsere Zeit. Daher muß betont werden, daß dem Text kein authentisches Schauungserlebnis zugrundeliegt und er obendrein falsch interpretiert wird. Die falsche Interpretation lag wohl schon in der Antike vor, weil die dreieinhalb Jahre bei Daniel (12,7) in der Offenbarung (12,14 und 13,5) wiederkehren. Des ursprünglichen Bezuges, der während Antiochos IV. Epiphanes Herrschaft mehr als zwei Jahrhunderte zuvor noch klar war, entsann man sich wohl nicht mehr. Solche Fehler nähren auch die Zweifel an der Authentizität der Offenbarung des Johannes als (behauptete) echte Schau, die sich wohl nur in die von Jesus selbst geglaubte und nicht eingetretene Naherwartung des Gottesreiches eingliedert und ebenfalls keine Relevanz für unsere Zeit hat (da für die Gegenwart des ausgehenden 1. Jahrhunderts gedacht).

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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