Anlagemünzen (Freie Themen)

Isana Yashiro, Montag, 15.03.2021, 10:20 (vor 1137 Tagen) @ Taurec (1184 Aufrufe)

Hallo!

Abgesehen davon, daß Goldstückelung für alltägliche Geschäfte viel zu grob ist, weswegen sich das weniger wertvolle Silber anbietet (das im historischen Durchschnitt ca. 1/15 des Goldwertes hatte).

Schon hier muß man unterscheiden: Einen Wechselkurs gab es nur im sogenannten Bimetallstandard. Der Name ist etwas irreführend, weil wir heute unter Bimetall etwas anderes verstehen. Früher bedeutete Bimetall, daß sowohl Gold als auch Silber Geld waren. In einem Goldstandard hat das Silber jedoch nicht deshalb einen Wert, weil es Silber ist, sondern weil die Silbermünzen eine Stückelung der Goldmünzen sind. So wie der Eurocent heute seinen Wert nicht aus seiner rötlichen Farbe bezieht, sondern daher, daß er ein Hundertstel eines Euros ist. Im Silberstandard hatte man dagegen schon versucht, Gold als Geld aufzugeben, so daß Gold dann nur noch Fremdwährung oder Handelsware war.

Geld wurde von König Priamus von Troja erfunden, bestand aus Gold und die griechische Mythologie weist bereits darauf hin, daß das System Geld von Anfang an Betrug beinhaltete. Auch Gold funktioniert als Geld nur unter Aufrechterhaltung einer Illusion.

Später hat dann Krösus (der griechische König Kroios) auch Silber zum Geld erklärt und das war das Geld, das sich in andere Kulturen ausbreitete. Eigentlich hatte es auf den Rat seiner Astrologen hin einen Wechselkurs von 1:19, dem Verhältnis des Jahres zum Meton-Zyklus entsprechend, zwischen Gold und Silber haben sollen. Das stand auch im Blog von Martin Armstrong, aber ich finde das nicht mehr. Auf jeden Fall kommt man an Martin Armstrong nicht vorbei, wenn es um historische Münzen geht.

Der Begriff wurde eher von Humanisten erfunden, die merkten, daß mit ihrer Zeit eine irgendwie neue geistige Epoche angebrochen war, die sich von den vorangegangenen Jahrhunderten abhebt. Darüber hinaus war klar, daß die Antike, an der man sich verstärkt orientierte, sich durch einen Bruch dunkler Jahrhunderte von der eigenen Geschichte abhebt. Deswegen nannte man die Zeit zwischen Antike und humanistischer Neuzeit das Mittelalter. Das ist ein Begriff, der nur in Europa und nur für unsere Kultur anwendbar ist. Die ganze restliche Weltgeschichte fügt sich nicht darin ein, weswegen er als Kategorie eines umfassenden Geschichtsbildes abzulehnen ist.

Ja, die Weltgeschichte fügt sich nicht darin ein. Die Zeit ausreichendes Gold gilt auch als die Zeit des Feudalismus, was den Feudalismus zu einem Synonym für das Mittelalter machen würde. In dem Fall hätte das Mittelalter in Japan erst zusammen mit dem neunzehnten Jahrhundert geendet und in Tibet erst durch die chinesische Kulturrevolution. Insofern stimmt es schon, daß der Begriff nicht für ein umfassendes Geschichtsbild taugt. Aber für die europäische Geschichte schon. Da gilt der Begriff des Mittelalters durchaus als die Beschreibung einer Zeit, in der Europäer weniger konnten und weniger wußten als in der Antike zuvor oder der Neuzeit danach. Man gebraucht den Begriff Mittelalter daher vor allem, um die Frage zu stellen, ob zwischen der Unwissenheit und dem wirtschaftlichen Rückgang ein Zusammenhang besteht. Manchmal auch, um diesen Zusammenhang zu suggerieren.

Das wäre mir neu. Scheint eine willkürliche Setzung zu sein, weil der ordnende Geist irgendwo einen Pflock einschlagen muß, wo sich die Geschichte im Nebel verliert.

Natürlich ist das eine willkürliche Setzung. Wenn man das Mittelalter als die Zeit ohne ausreichend Gold ansieht, dann müßte man ohne eine willkürliche Setzung behaupten, daß es mal mehr und mal weniger mittelalterte.

Angeblich kehrte man schon mit den Kreuzzügen wieder zu Goldmünzen zurück (Quelle). Folglich endet das Mittelalter im Jahre 1252, als Florenz mit dem Fiorino d’oro die erste Goldmünze prägte. ;-)

Es mittelalterte halt mal mehr und mal weniger. Auch heute gibt es den Krüger-Rand, den Maple Leaf oder allgemein Anlagemünzen. Sogar Frank Zintls Wunsch nach Platinmünzen ist damit bereits erfüllt. Nur weil es heute wie damals Randerscheinungen gibt und gab, heißt das noch lange nicht, daß Dollar und Euro bereits abgeschafft und wir zum Goldstandard zurückgekehrt wären.

Das alte Mittelalter wäre da sicher beleidigt, wenn es sähe, wie die Menschen heute im Gegensatz zu ihm drauf sind. :ok:

Das kann sein.

Markus Krall führte das in seinen Vorträgen gelegentlich aus: Obwohl die Goldmenge im Deutschen Kaiserreich relativ stabil blieb, wurde die Geldmenge ausgeweitet und ein unvergleichlicher Wirtschaftsboom eingeleitet. Maßgeblich ist wohl nur, daß das Geld nominal goldgedeckt ist (in der Annahme, daß nicht alle gleichzeitig das Versprechen einzulösen gedenken). Aber auch das war eigentlich Staatsgeld.

Die Römer, die aufgrund ihre antiken, körperbezogenen Seelenverfassung kein mit Abstrakta hantierendes dynamisches Währungssystem hatten wie wir im Abendland, standen da vor wirklichen Problemen, da sie Gold tatsächlich materiell in konkreter Münzform handelten, was mit der Ausweitung des Imperiums zu einer Ausdünnung des Goldbestandes und der Notwendigkeit einer weiteren Ausdehnung des Imperiums führte, um fremde Völker zu berauben und sich deren Edelmetallbestände anzueignen (insofern waren die Römer die Amerikaner der Antike, wobei es letzteren nicht darum geht, sich die fremde Währung anzueignen, sondern anderen die eigene als Zahlungsmittel aufzudrängen, um ihren "Wert" zu erhalten). Imperiale Überdehnung und Zusammenbruch waren die Folge, weil man an vielen Fronten dem Druck von außen nicht mehr standhalten konnte. Das trug neben anderen Faktoren zu der im Vergleich zu anderen Zivilisationen relativ kurzen Dauer der antiken Zivilisation bei.

Voraussetzung einer stabilen Goldwährung scheint ein Wirtschaftsraum zu sein, aus dem nicht mehr Gold abfließt als hereinkommt oder abgebaut wird, und der über eine lange Zeit stabile Bevölkerungszahl verfügt.

Eigentlich hätte man doch nur den Wert der Goldmünze für verdoppelt erklären müssen. Aber dann hätten die einfachen Bürger durchschaut, daß das gesamte Geldsystem von Anfang an nichts anderes als Betrug und Illusion gewesen ist.

Wäre unter den Monarchien alles perfekt gewesen, dann hätte man sie nie gestürzt.


Mitnichten, denn die Etablierung einer Staatsform richtet sich nicht danach, ob sie nützt oder nicht, sondern nach der Phase im Zyklus der Kulturen.

Das bedeutet dann aber auch, daß man sich alle weiteren Ausführungen dazu, warum es jetzt so ist wie es ist oder wie man etwas daran ändern könnte oder wie man ein früheres System zurückbekäme, sich einfach sparen kann. Wir bekommen nichts zurück, sondern befinden uns nunmal auf der Zeitachse an dem Punkt, an dem wir uns befinden. Von hier/ jetzt aus kann es nur in die Richtung weitergehen, die der Zyklus der Kulturen gesetzmäßig vorsieht. Etwas anderes wird nicht passieren.

Gruß,
Shiro


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