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Nullmark, Donnerstag, 18.02.2021, 15:19 (vor 1156 Tagen) @ Nullmark (1348 Aufrufe)
bearbeitet von Nullmark, Donnerstag, 18.02.2021, 15:28

Hallo!
dieser Komplex ist sehr vielschichtig und wurde hier gerade mal angerissen. Reicht für dieses Forum auch zu.
Ich sehe @Taurec schon die Stirn plissieren.:angry:

Die Regierung sagt uns, das örtliche Rote Kreuz sagt uns, die Feuerwehr und das THW genauso, manchmal auch unsere Freunde und Verwandten und hier im Forum auch, dass man etwas tun sollte. Nahezu jedes Unternehmen, jede Tankstelle, jeder Viehzüchter, jedes Altersheim, jede Schule, … hat so etwas in der Schublade. Ein K-Plan für die Familie fehlt. Mit einer Patientenverfügung oder einem Testament oder einer Vorsorgevollmacht haben wir keine Probleme. Dabei ist es genauso wenig notwendig, einen Katastrophenplan aus Angst heraus zu entwickeln. Bestimmte Handlungsweisen sind auch im Alltag vorteilhaft. Aber oft weiß man nicht mal davon. Denn leider kann eine Katastrophe in einer Minute zur anderen auf uns zukommen.

Mit einem K-Plan ist zielgerichtetes Handeln möglich. Denn wir werden im Fall des Falles keine Zeit mehr haben zu überlegen, welche Dinge (überlebens)wichtig sind und welche entbehrlicher Luxus. Natürlich wird so ein Plan keine Naturkatastrophen, Kriege oder Pandemien verhindern, auch nicht den Fund einer 500kg-Bombe vor der Türe oder den umgestürzten Lkw mit auslaufenden Chemikalien, der längere Ausfall von Fernwärme oder der Wasserversorgung oder der Großbrand in der Mühle nebenan oder ein BlackOut. Wem ist schon klar was zu tun ist, wenn mitten in der Nacht der Rauchmelder angeht? :ahnungslos:

Das alles ist kein Weltuntergang. Aber insbesondere wegen der Primärfolgen, die solche Ereignisse generieren, ist jedes diesbezügliche Gedankenspiel hilfreich, denn es reduziert die Angst vor Hilflosigkeit und verhindert Panik. Und Sekundärfolgen sind ja bei der sich weiter verändernden Struktur der Gesellschaft auch nicht auszuschließen.

So einen Plan zu erstellen kosten zunächst nur ein paar Stunden Zeit, ein paar Blatt Papier und einen Schreibstift - also fast nix. Es geht nämlich zu allererst um notwendige und zweckmäßige Handlungen und erst sehr viel später um die Dinge, die vielleicht extra angeschafft werden sollten, wenn sie sich nicht auf andere Weise improvisieren lassen.
(z. B. Heizen mit dem Bügeleisen s.o. Ein Camping-Klo oder Eimer mit passender Brille sind nicht notwendig, weil eine 30 Liter Mülltüte in der vorhandenen Designerschüssel von Villeroy & Boch ausgebreitet und etwas Heftpflaster oder Paketband fixiert es genauso tut. Und Brille und Deckel sind schon dabei! Und die leeren 1,5 Liter PE-Flaschen lassen sich auch mit Leitungswasser befüllen, wenn man keinen Platz für einen extra Wasservorrat hat. Die Hände bleiben in Vinylhandschuhen oder in den Hosentaschen relativ sauber. Die muss man also nicht dauernd waschen. :thinker:)

Eine praktische Übung eines beliebigen Szenarios muss aber auch mal sein und bis zum Schluss durchgezogen werden – ggf. mit Übernachtung außerhalb der Wohnung, z.B. im Auto oder bei Freunden oder im Wald.
Für Kinder und Enkel lässt sich so ein Training als Spiel gestalten: Wer ist am schnellsten aus dem Bett und aus der Wohnung. Was muss mitgenommen werden... Es ist sehr interessant zu beobachten, was die Kleinen für Ideen entwickeln. Jedenfalls gab es nach dem Training bei unseren kein Problem mehr mit ordentlich zusammengelegten Kleidung an Ort und Stelle vor dem Schlafen gehen.
Anziehen im Finstern muss man selber mal probiert haben. „Kann ich doch!“ Ahja. Soso. Vielleicht eine Erinnerung an die Jugendzeit oder damals beim Militär. Also:
Stell mal den Wecker auf 03:30 Uhr, lass das Licht aus. Ziehe dich schnellstmöglich an und verlasse die Wohnung – alles im Finstern. Schlüssel nicht vergessen!

Aber es kommt gar nicht darauf an, ein bestimmtes Szenario zu proben, sondern darauf das Gefühl zu erleben und die Erfahrung wahrzunehmen im Fall des Falles nicht hilflos dazustehen und sich dem Schicksal ergeben zu müssen. Im Detail wird es sowieso anders ablaufen. Mehr muss man am Anfang eigentlich nicht tun.

Natürlich macht man solche Übungen nicht, wenn sich schon eine Gefährdungslage anbahnt, also wenn draußen minus 10° C sind oder ein Schneesturm tobt oder das Wasser vom nahegelegenen Bach oder die Russen vor der Türe stehen. Nein, eine Gewähr dafür, dass nunmehr alles wie gewünscht verlaufen wird ist das nicht.
Aber was man verstehen . . . usw. >>> steht schon weiter oben.

Was zuerst dran ist und welche Reihenfolge sinnvoll ist, findet man im Netz auf einschlägigen Seiten. Ich empfehle für den Anfang den Familien-Katastrophenplan von Lisa Schmidt vom November 2017. . Die Lisa hat m.M.n. alles sehr verständlich und umfassend erklärt. Ich hatte mir damals diesen Plan ausgedruckt (etwa 13 Seiten) und alles durchgestrichen, was für mich/meine Familie nicht relevant ist. Es blieben am Ende 3 Seiten übrig und noch eine weitere mit eigenen Gedanken. Daraus habe ich dann den „Plan K“ für unsere Familie entwickelt und ein paar kleine Anschaffungen habe ich auch getätigt. Gelegentlich gucke ich nach und prüfe ob alles noch stimmt oder so oder so ähnlich funktionieren kann.
Im selben Blog hat Elisabeth Spannbauer im vergangenen Jahr geschrieben, wie man eine Katastrophe überlebt, wenn man sich überhaupt nicht vorbereitet hat. Ihr Fazit:

"Warten bis zur letzten Minute oder warten, bis eine Katastrophe eintritt, ist wahrscheinlich das Dümmste, was Sie tun können."

:ok: Sehe ich auch so.
Gruß
0,- Mark


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