Tolkiens Hellsichtigkeit (Schauungen & Prophezeiungen)

Isana Yashiro, Sonntag, 24.01.2021, 05:51 (vor 1160 Tagen) @ Taurec (525 Aufrufe)

Hallo!

Es ist erstaunlich, wie hellsichtig und tiefschichtig Tolkiens Werk ist. Das war mir beim erstmaligen Lesen vor über 20 Jahren noch gar nicht bewußt geworden. Es läßt sich ohne weiteres als Parabel auf die moderne Welt mit einer spirituell-religiösen Tiefendimension lesen.

Das ist nicht unbedingt erstaunlich. Weil Tolkien sich nämlich frei an der finnischen Mythologie bedient hat. Ob man ihn so nannte oder nicht, Tolkien entsprach genau der Definition eines Kulturwissenschaftlers. Er befaßte sich mit den Sprachen, Religionen und Kulturen anderer Völker und versuchte sie seinem eigenem Volk zugänglich zu machen. Weil die finnische Mythologie wenig bekannt ist und dafür westlich Finnlands wenig Interesse besteht, aber sie dennoch ziemlich vollständig und in sich geschlossen überliefert ist, nutzte Tolkien sie um sie zu Romanen aus dem Genré Fantasy zu verarbeiten. Dadurch muß das Werk tiefschichtig sein. Seine spirituell-religiöse Tiefendimension ist einfach nur die spirituell-religiöse Tiefendimension der finnischen Mythologie. Das macht eine Mythologie aus. Trotzdem bietet Tolkiens Werk natürlich nur einen schwachen Abklatsch dessen, was man in punkto spirituell-religiöse Tiefendimension erhielte, falls man sich stattdessen direkt mit der Mythologie beschäftigte. Dabei sind andere Mythologien (vorrangig die Griechische, schon deshalb weil aus der alles ins Deutsche übersetzt vorliegt) mindestens so sehr zu empfehlen wie die finnische.

Gruß,
Shiro


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