Christentum und Menschsein (Schauungen & Prophezeiungen)

Bea, Samstag, 28.11.2020, 09:58 (vor 1207 Tagen) @ Fenrizwolf (712 Aufrufe)

Hallo Fenrizwolf!

Mir scheint, ich bin auch hier nicht die Einzige, die trübe Erfahrungen mit der Kirche gemacht hat....
Jedenfalls als Kind, mit 14 hab ich ihr den Rücken gekehrt.
Es hat lange gedauert, bis ich mich wirklich gelöst habe, dh, bis ich auch meinen Zorn auf sie loslassen konnte.
Heute ist sie mir total egal, wer ihr angehören, die Dogmen glauben und den Papst verehren möchte, kann das gerne tun, aber mit mir hat das nichts zu tun.
Ich habe aber inzwischen verstanden, dass es auch Menschen gibt, denen sie tatsächlich etwas gibt - das respektiere ich.


Für mich stellt das Christentum grundsätzlich einen kulturellen Fremdkörper in Mittel- und Nordeuropa dar, der durch den Machtschlüsselpunkt Rom durch machtstrukturelle Umstände schließlich nach Europa kam.

Zu dir passt es also nicht. ;-)
Zum Glück gibt es aber heute ein vielfältiges Angebot, man kann zB auch Heide sein und alte Bräuche pflegen.
Ich kenne jemanden, der das ein Weile tat, aber nun ist er zu den Satanisten gewechselt.
Vermutlich wird er auch da nicht das finden, was er sucht, aber ok.

Genauer ist es eine die Autokratie begünstigende Heilslehre der Devotheit, der Duldsamkeit, des fatalistischen Ertragens, die sicher nicht grundlos mit dem Schwert in europäische Herzen gehackt werden mußte,

Nun, teils, teils, Christen können auch sehr kriegerisch sein.
Ich sag mal so: Menschen sind Menschen, egal, welche Etiketten sie sich umhängen und welche Ideale sie hegen.

Das darin vermeintlich Kulturstiftende ist, wie Taurec schon vor Jahren plausibel dargelegt hat, eher eine Rückkopplung des eigenen Wesens auf dem Grunde einer Missinterpretation des Wesensfremden.

Was genau verstehst du unter Kultur?
Mir selber ist die Bedeutung immer noch ziemlich schleierhaft, ich hab in meinem Leben soviel unterschiedliche Lebensgewohnheiten, Bräuche und Geschmäcker kennengelernt, dass ich inzwischen denke, dass sie etwas Familiäres oder sogar Individuelles ist, wenngleich es natürlich auch Gruppen gibt, denen die Familien oder die Individuen angehören.
Es ist wohl eine Wechselwirkung.

Der Nazarener, dessen Leben kein geschichtliches Faktum ist, wurde in unserem Kulturkreis beständig mit mitteleuropäischem Phänotyp abgebildet, obwohl er als Semit, falls es ihn den je gegeben hat, sich von den landläufigen Darstellungen erheblich im Äußeren hätte unterscheiden müssen.

Noch "schlimmer" - viele Christusbilder sind Portraits von Cesare Borgia. :-D
http://www.kleio.org/de/geschichte/stammtafeln/vip/306/

Ebenso weisen künstlerische Darstellungen Gottes, die ja der Schrift nach untersagt sind, nicht unwesentliche Gemeinsamkeiten mit dem Allvater (Odin oder Wotan) auf.

Nun ja, Männer mit Bart gleichen sich halt irgendwie.
Wäre ja auch eine komische Vorstellung - ein Gott, der sich täglich rasiert. :-D

Die Okkupation heidnischer Kultstätten, heidnischer Feiertage und die perfide Assimilation heidnischer ritueller Gebräuche in das Gewaltkulturerbe Christuskirche vollenden die Kunde der Niedertracht.

So ist es - es ist nicht von ungefähr, dass es Leute gibt, die den Papst für den Antichrist halten.

Eine Heilsgeschichte, die in den Wirren des Frühmittelalters mit Völkermord zementiert werden mußte, um schließlich das kulturelle Erbe Europas gewaltsam zu besetzen, und dem Volk darauf vorzuenthalten heiße ich nicht Heilslehre.

Ist es auch nicht.
Aber man weiß ja, wozu Propaganda dient.

Alle Kunst, Philosophie, und Architektur unter dem Banner des Christentums auf europäischem Boden, sind originär Zeugnisse europäischer Virtuosität trotz der Beeinflussung, und hätten sich auf andere Weise ähnlich Bahn gebrochen.

Sicherlich - aber es lief nun mal so, wie es lief und inzwischen ist das ja vorbei.

Ein Klerus, der die hoffnungslos hoffenden Frömmler auf den Bänken elitär in der Sprache der ehemaligen Besatzer und Peiniger abkanzelt, ist eine politische Aggression und rituelle Demütigung.

Auch Masochisten brauchen einen Platz an der "Sonne". :-D

Da mir ein gläubiger „Christ“ immer noch per se sympathischer ist, als jemand der nur glaubt, was er sieht, habe ich mich in der jüngeren Vergangenheit oft nicht klar genug abgegrenzt, zumal ich nicht die Gefühle meines Gegenübers verletzten wollte.

:ok:

Und, falls man moralische oder quasi-philosophische Diskussionen nicht all-zu-haargenau mit dem „wahren Glauben“ des gedruckten Wortes abgleicht, sind die Gemeinsamkeiten im Gros doch größer die Diskrepanzen im Detail.
Durch private und geschäftliche Umstände hatte ich in den letzten zehn Jahren einige Begegnungen mit interessanten und weniger interessanten Menschen, für deren Leben der Jesusglaube Priorität genießt.
So war ich als Eingeladener stummer Zeuge eines orthodoxen Gottesdienstes wie auch stiller Beobachter eines baptistischen Spektakels, das mich am ehesten an die Nürnberger Reichsparteitage erinnert hat.
Auch einen Zeugen Jehovas hatte ich als überaus liebevollen Gesprächspartner ins Herz geschlossen.
Allen war aber, unter Gebot der Umstände, gemein, daß sie jeder für sich versuchten, mich zu vereinnahmen, zu missionieren.

Da habe ich ganz ähnliche Erfahrungen gemacht - hab des Öfteren Zeugen Jehovas zu einem Kaffee hereingebeten und stundenlang mit ihnen diskutiert.
Das haben sie vielen Menschen voraus, sie sind bereit, sich auf Diskussionen einzulassen.
Aber ja, auf Dauer kommt man natürlich nicht zusammen, wenn man Unterschiedliches glaubt.

So wurde ich teilweise, trotz gegenläufiger Absprachen, regelrecht verschleppt, wohl unter der Annahme, die „heilige Atmosphäre“ würde es schon richten.

Du bist wohl recht gutmütig - mich hat nie einer aus meiner Bude locken können, wenn ich das nicht selbst wollte.

Die meisten von ihren sind herzensgute Menschen, denen gegenüber ich ungebrochene Loyalität empfinde, darunter auch ein studierter Theologe, der aufgrund seiner falschen Glaubensnuance, nun sein Geld anderweitig verdienen muß.
Eine Ausnahme ist für mich der einzig „Rechtgläubige“, der wohl annahm, seine Verschlagenheit wäre mir verborgen geblieben.

Jo - das sind meist die Schlimmsten, die niemals zweifeln und tatsächlich glauben, sie hätte die absolute Wahrheit gefunden.

Als geduldigem Zuhörer war mir oft bald klar, welche psychologischen Ursächlichkeiten ihr Glaube hat.
Der langhaarige, europäische Schönling, Chezuz, als liebevoller Bruder-Vater taugt als Projektionsfläche sogar besser als der böhmische Gefreite Schicklgruber.

Also den Vergleich verstehe ich nun wirklich nicht.

Herzerwärmend ist die Hingabe im Glauben, so verheißungsvoll das Ideal, doch einsam der Mensch im persönlichen Schicksal.

... seufz......

Möge für jeden Gläubiger ein solventer Schuldner da sein.

Ein ungewöhnlicher Wunsch! ;-)


Grüße, Bea


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