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"Dritter Weltkrieg" bzw. das Zeitalter der Weltkriege (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Sonntag, 28.06.2020, 19:25 (vor 1369 Tagen) @ Isana Yashiro (1474 Aufrufe)

Hallo!

Letztlich ist "Dritter Weltkrieg" nichts weiter als eine Floskel, die mit Rückblick auf die Greuel der ersten beiden Weltkriege dem Leser der Prophezeiungsliteratur das Fürchten eines gar schröcklichen künftigen Krieges gleichen oder größeren Kalibers lehren soll. Darauf ist man, auch in Hinblick auf das Dräuen eines nuklearen Holocaustes während das Kalten Krieges, psychologisch schon konditioniert, so daß man nur die magischen Wörter "Dritter Weltkrieg" nennen muß, um die entsprechenden Filmchen im Kopf ablaufen zu lassen. ⇒ Das ist dann die gemeinsame Grundlage, auf der sich Prophezeiungsgläubige austauschen.
Freilich wußte die Prophezeiungsliteratur von einem "Dritten Weltkrieg" im 19. Jahrhundert noch nichts. Das Motiv eines großen Endkampfes oder einer Endschlacht in der Endzeit zwischen Gut und Böse ist allerdings locker so alt wie das Christentum selbst und hat sich im 20. Jahrhundert mit dem entstandenen neuen Kriegstypus des "Weltkrieges" verquickt. Diesen gab es früher nicht. Er ist eine Entwicklung der Zivilisation.

In Form von "Weltkriegen" wird nach dem Tode der Kultur um die Gestalt gerungen, welche das System der Zivilisation organisatorisch und geistig-ideologisch annehmen soll.
Im alten China waren die "Weltkriege" die Zeit der streitenden Reiche, die mit dem Sieg des quasi sozialistischen Staates Qin über alle anderen chinesischen Nationen endete, der China für die nächsten Jahrhunderte seine endgültige Form gab.
In der europäischen Antike waren die Weltkriege die römische Expansion und insbesondere die punischen Kriege, die mit der Niederlage Karthagos endeten, das gleich dem Deutschen Reich nach dem Zweiten Weltkrieg bis auf die Grundmauern geschliffen und durch eine gleichnamige Kolonie der Sieger ersetzt wurde. Angloamerika und Rom waren im Anschluß die letzten verbliebenen Weltmächte, die der Zivilisation ihr Gepräge gaben.
Davon ausgehend müßte man die napoleonischen Kriege als den ersten der Weltkriege betrachten, da Napoleon als Spätfolge der französischen Revolution Europa in seinem Sinne (künstlich) neuordnen wollte. Damals stand er als Vertreter einer neuen (cäsarischen) imperialen Idee gegen das "alte Europa", das sich aber nochmal behaupten konnte. Im Ergebnis war Frankreich in der Frage der Vorherrschaft in der entstehenden europäischen Zivilisation weg vom Fenster und die Entwicklung lief der Entscheidung entgegen, ob die künftige Form Europas englisch oder deutsch sein sollte. Diese Frage scheint mit dem Zweiten Weltkrieg zu unseren Ungunsten (endgültig?) entschieden worden zu sein. Die englische Idee hat über ihren verlängerten Arm, die USA, gesiegt. (Rußland spare ich hier aus, da es eigentlich eine eigene Kultur darstellt, die im 20. Jahrhundert durch einen Ableger des abendländischen Materialismus überprägt und ruhiggestellt wurde.)

Die europäischen Nationen sind heute nicht mehr in der Lage, untereinander einen Krieg auszufechten, und sind auch in ihrer Substanz schon stark angeschlagen, so daß nicht mehr davon auszugehen ist, daß ein weiterer Krieg im Sinne des oben von mir skizzierten Typus des Weltkrieges stattfinden wird. Einen "Dritten Weltkrieg" dieser Art wird es also nicht geben.
Mehr als die innere Form der Zivilisation steht nunmehr der Bestand des Abendlandes insgesamt in Frage. Dabei gibt es keinen genau bestimmbaren äußeren Feind, sondern die Vielzahl der "farbigen"/nichteuropäischen Völker und ein mit diesen interagierender Feind im Inneren, der auf die Auflösung Europas hinarbeitet, indem er die im Zweiten Weltkrieg siegreiche Ideologie der Demokratie auf die Spitze treibt. Das Ganze ähnelt der Ausweitung des römischen Bürgerrechts in der Spätantike, während gleichzeitig fremde Völker und Religionen in den Bereich der Zivilisation einsickerten. Zuletzt war alles Rom und jeder Römer, wodurch zugleich Rom als Entität bzw. das römische Volk verschwunden war. Desgleichen werden demokratische Rechte, die ursprünglich von Europäern für Europäer in europäischen Nationalstaaten proklamiert wurden, sukzessive auf alle Bewohner des Planeten ausgedehnt, bis wir in einer globalen Weltdemokratie leben, in der gleichsam Europa und seine Nationen mangels Abgrenzung als Entitäten aufgehört haben werden, zu sein.
Das ist der "Krieg", in dem wir leben, der aber kein klassischer Weltkrieg, sondern ein Weltbürgerkrieg ist, der auf allen gesellschaftlichen Ebenen ausgefochten wird und zunehmend ein totaler Krieg mit offener Gewalt wird. Das ist unser letzter Krieg, der, wenn wir ihn verlieren, zur endgültigen Vernichtung Europas führt.

Nachdem der Krieg gegen die europäische Zivilisation letztlich eine Folge des Ausuferns der angloamerikanischen Demokratie und ihrer Konzepte (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Menschenrechte usw.) ist, stellt sich interessanterweise über die Hintertüre doch wieder die Frage nach der inneren Form der europäischen Zivilisation. Denn, um diesen Krieg zu gewinnen, müssen wir das faule Fundament, das sich als Ergebnis des Zweiten Weltkrieges etabliert hat, aus unserer Gesellschaft herausreißen und durch ein anderes, tragfähiges ersetzen. Möglicherweise schlägt zuletzt doch noch die Stunde der "deutschen Idee".

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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