@Baldur (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Mittwoch, 18.03.2020, 22:32 (vor 1493 Tagen) @ Baldur (1130 Aufrufe)

Hallo Baldur,

Exakt, so werden die Gestalten beschrieben - aber: was sollten Pestärzte VOR Ausbruch von Seuchen dort vernebeln?

ich nehme an, Du meinst William Bramleys vermeintliches Zitat: "A summary written in 1682 tells of one such visit a century earlier: In Brandenburg [in Germany] there appeared in 1559 horrible men, of whom at first fifteen and later on twelve were seen. The foremost had beside their posteriors little heads, the others fearful faces and long scythes, with which they cut at the oats, so that the swish could be heard at a great distance, but the oats remained standing. When a quantity of people came running out to see them, they went on with their mowing." für dessen Quelle er Johannes Nohl: "The Black Death, A Chronicle of the Plague." nennt ?

Seit 1982 wird dieses "Zitat" in zahllosen Veröffentlichungen wiedergekäut, aber Du wirst es in der von Bramley genannten Quelle nicht finden:
http://libtips.org/main/1C6EF1389E8233DABADDD39AC39BED64

Woher Bramley den Text hat, weiß nur er und vielleicht die M.i.B.

Bramley enthält seinen Lesern vor, weil es ihm nicht in den Kram passt, was Johannes Nohl auf S. 33 über derartige Berichte schreibt: "Such apparitions were not always only the results of optical illusions; mentally and morally deranged men frequently endeavoured to terrify the public by all kinds of trickery, as is borne out by a series [!] of legal prosecutions. Thus a woman was pilloried at Thorn and punished with fifteen strokes of the rod, because during an epidemic of plague she wandered about the suburbs dressed in white declaring she was death."

Wenn es um die morbiden Weltuntergangs-Phantasien geht, die 100 Jahre nach dem Tod eines Wanderpredigers verfasst wurden und sich auf diesen beziehen/berufen, kenne ich Dich kritischer als hier, wo Bramley eine nach 123 Jahren verfasste Legende seinen Lesern als historisches Faktum präsentiert.

Man sollte wissen: Es gibt den "Film zum Buch" :rotfl: , das ist "Battlefiled Earth", nach einer Science-Fiction-Novelle von L.Ron Hubbard, produziert (und in einer Hauptrolle) vom unvermeidlichen John Travol-ta-ta, von Kritikern einmütig zu "einem der schlechtesten Filme aller Zeiten" gekürt.
Ja, der Hubbard, der die Scientology verbrochen hat. Das ist kein Zufall, denn William Bramley ist das Pseudonym von Tore Bjorn Dahlin, einem ehemaligen Scientologen, wobei die Frage, ob nun ein "Abtrünniger" oder ein "Exkommunizierter", für mich nicht zu klären ist. Was Bramley/Dahlin zum Besten gibt, ist in weiten Teilen der schrägen Insider-Scientology-Kosmologie entlehnt, garniert mit einigen zeitgenössischen Zutaten der 80er-Jahre Esoterik-Szene im Allgemeinen, und der UFO-Szene im Besonderen.

Mehr dazu z.B. hier:
https://fakegeekboy.wordpress.com/2018/11/13/a-renegade-scientologists-creation-myth/

Im übrigen ist Bramley/Dahlin ein Lügner, hat er doch 1982 behauptet, dass "Gods of Eden" (seinerzeit von Michael Hesemann, der nicht zum ersten Mal einem Scharlatan auf den Leim ging, zum "Monumentalwerk, ein Meilenstein" usw. hochgejubelt) sein einziges Buch bleiben werde. Mit "Jesus Goes to Hollywood: The Alternative Theories about Christ" veröffentlichte er dann 2004 eine weitere Pinocchio-Geschichte.
Muss man nicht lesen. Besser: Bart D. Ehrman "How Jesus Became God: The Exaltation of a Jewish Preacher from Galilee." http://gen.lib.rus.ec/book/index.php?md5=60DDCCAB8833A2A898B4131C3125225E

Gruß
Ulrich


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