Was es ist (Schauungen & Prophezeiungen)

Mini-M @, Donnerstag, 31.10.2019, 12:56 (vor 1611 Tagen) @ Luzifer (1632 Aufrufe)

Servus Luzifer,

danke für deinen Text. Der war sehr erbaulich und in vielem geb ich dir Recht, doch einiges muss ich kommentieren.

Du hast richtig erkannt, dass im Grunde aller Dinge und letzter Konsequenz zumindest in dieser Welt und Gleichartigen nur das Recht des Stärkeren zählt

Aber selbst in dieser Welt gibt es Blasen, in denen das Recht des Schwächeren Vorrang hat. In jeder Familie, in der Kinder nicht grade mit brachialer Gewalt und/oder schwerer Vernachlässigung erzogen werden, treten Eltern einen Großteil ihrer Rechte freiwillig an ihre Kinder ab - ihr Recht auf Freiheit, auf Freizeit, auf Schlaf, auf das selbstverdiente Geld (meist die Väter), auf berufliche Selbstverwirklichung (meist die Mütter), Recht auf Respekt, Recht auf Durchsetzung des elterlichen Willens etc. pp, dir fällt da sicher noch vieles ein.

Diese freiwillige Nachgiebigkeit inklusive Verzicht auf Dinge, die einem theoretisch zur Verfügung stünden und die man sich kraft seiner eigenen Macht einfach nehmen bzw. für sich behalten könnte, passt so gar nicht zu dem, was man allgemein “diese Welt“ nennt. Und diese Ausnahme-Blasen der freiwilligen, völlig unaufoktroyierten Machtabgabe bestehen nicht nur um Familien herum, sondern zwischen allen Menschen, die sich gegenseitig etwas bedeuten. Und(!) es geht sogar noch weiter - diese merkwürdige Sache muss noch nichtmal auf Gegenseitigkeit beruhen. Es gibt Menschen, die an andere völlig freiwillig Macht über sich abgeben, immer nur in zwischenmenschliche Beziehungen reinbuttern und nichts dafür zurückbekommen - allenfalls einen Fußtritt. Und(!) jetzt halt dich fest, es gibt von letzteren solche, die über dermaßen viel Macht verfügen, dass es sie überhaupt nicht juckt, wenn sie nichts zurückbekommen, weil sie ja eh schon mehr als genug davon haben. Solch ein Ausnahmezustand der Abgabe der größten Macht der Welt, in welchem andere dann gedeihen und Frucht bringen können, vermag von ihnen nach Belieben erzeugt - und wieder entzogen, sprich vernichtet werden.

Auf der materiellen Ebene wird in jeder Schwangeren, die sich dafür entscheidet, einen Teil ihrer Lebenszeit, ihres Körpers, ihrer Ressourcen aufzuopfern, um einem anderen Menschen das Leben zu schenken, das geistige Urbild dieser - im wahrsten Sinn des Wortes - Fruchtblase widergespiegelt.

Und dass das sogenannte Gute jemals über das „Böse“ siegt, ist ein Glaube, mehr nicht. Dazu müsste sich in den Menschen was ändern, ich glaube ja auch vieles, aber das gehört definitiv nicht dazu.

Es gibt ja zum Glück nicht nur Menschen.

Das Recht oder besser das Vermögen etwas zu tun, kann man dem Stärkeren entweder nehmen, wenn man noch stärker ist oder aber sich zusammenschließt zu Gemeinschaften. Sie haben neben der Verteidigung des Einzelnen noch andere Meriten und sind deswegen bei halbwegs vernunftbegabten Wesen durchaus populär.

Solche Gemeinschaften können gar nicht anders als auf kurz oder lang dem Verfall gewidmet zu sein. Stets und von vornherein. Weil sie nicht organisch gewachsen sind wie die oben genannten Familien und Beziehungen. Weil sie zweckorientiert und nicht beweggrundorientiert gegründet wurden. Klar brauchts dann aufgedrückte Konventionen und Religionen zur Festigung, wenn es kein festigendes Element gibt, das von den Menschen selber ausgeht.

In früheren Zeiten war das festigende Band, welches den Menschen selber innewohnte, die Blutsverwandtschaft, die maßgeblich erhalten wurde durch die traditionelle Nahehe. Die solchen Gesellschaften quasi systemimmanente Religion war der Ahnenkult. Nachdem der Kitt der Blutsverwandtschaft verworfen wurde und heutzutage als festigendes Band nur noch in Kleinstfamilien von 1-3 Personen existiert (im Extremfall festigt eben der alleinstehende Mensch seine Bindung mit sich selbst), hätte eigentlich die Seelenverwandtschaft als neues Bindungselement einsetzen müssen - und mit ihr auch eine andere Religion. Irgendwie wurden damals aber ein paar Dinge massiv falsch verstanden.

All diese Dinge als Beispiel sind Konventionen, die nur von der Staatsmacht garantiert werden können. Das Problem, das wir haben ist, dass keine Gemeinschaft davor gefeit ist, das jene, die die Macht im Staat oder übergeordneten Strukturen wirklich innehaben, nun man muss sich nur umschauen.

Staaten haben eben keine Freunde, sondern Interessen. Wie könnten sie auch anders, sind sie doch ein anorganisches Konstrukt, im Gegensatz zur Nation, die nicht konstruiert, sondern - wie der Begriff selber ausspricht - geboren wurde.

Nur all das ist relativ unwichtig. Die große Preisfrage ist, ob es moralische Gebote gibt, die im Range göttlicher Gesetze stehen und da hätte ich schon die Erfahrung gemacht, dass es die mit großer Wahrscheinlichkeit gibt. Verstößt man dagegen dann gibt es Konsequenzen. Nur ist man meist etwas blind auf diesem Fleck und hadert dann mit einem vermeintlich übel mitspielenden Schicksal.

Weniger blind, vielmehr vergesslich. Und das liegt nicht an uns. Die Amnesie, die einem mit jeder neuen Geburt auferlegt wird, werde ich nie begreifen. Wie soll man jemals dazulernen, wenn man über seine früheren Fehler in Unkenntnis gehalten wird?

Nur steht irgendwo auch, das man sich kein Bild machen soll, was dessen Wille eben auch einschließt und das ist wirklich eine der Perlen des Buches.

Sich kein Bild von etwas zu machen (weder von etwas im Himmel noch auf Erden) halte ich für eine der schwersten Übungen des menschlichen Geistes. Dazu muss man es ertragen können, sein Innenleben in undefinierter Schwebe zu halten, obgleich es beständig danach strebt, in eine Form gegossen zu werden, um Ausdruck im Materiellen zu finden. Im Grunde ist das aber auch nur eine Art von Askese wie Fasten oder auf sonstigen materiellen Kram zu verzichten, was später mal, wenns dann soweit ist, die Loslösung deines siderischen Körpers vom physischen erleichtern soll. Nichts weiter.

Ich wäre mir indes auch nicht so sicher, ob mit dem Nichtbildnismachen diese Seelenübung gemeint war. Möglicherweise hatte jene Gottheit einfach nur erbärmliche Angst vor Schlaumeiern, die zu viel lesen (denn aus Bild entsteht Schrift, und aus Schrift entsteht Wissen, und aus Wissen entsteht Frechheit, und freche Menschen machen die Götter ziemlich sauer).

Liebe Grüße,
Mini-M.idgardequide


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