Spekulationen vs Methodik (Schauungen & Prophezeiungen)

Flohherberge @, Freitag, 18.10.2019, 19:13 (vor 1651 Tagen) @ Taurec (1761 Aufrufe)

Es ist vor allem eine Frage der Haltung. "Spekulation" wird definiert als "eine Schlussfolgerung über etwas ohne gesicherte Erkenntnis". Will man sich also, wenn man auf unsicherem Grunde steht, darin versteigen, ohne hinreichende Begründung eine Unterstellung vorzunehmen und zu glauben, weil man eben daran glauben will, oder hat es nicht vielmehr Sinn, erhöhtes Mißtrauen walten zu lassen und zu hinterfragen, was einem unbedacht als "Seher" weisgemacht wird?

Hallo Taurec,
der Klarheit halber nur mal kurz zusammengefasst, worüber hier nochmal spekuliert wurde:
Taurecs Spekulation: Gorans Schauungsgabe ist (mittlerweile) verunreinigt worden durch seine Beschäftigung mit dem Thema.
Flohherberge spekuliert: Es gibt (generell) keine verunreinigt gewordene Schauungsgabe. Wenn sie mittlerweile verunreinigt erscheint, dann war sie es schon immer.
Wir spekulierten hier also eigentlich über die Qualität der Schauungsgabe Gorans sowie der Schauungsreinheit im allgemeinen.

Worauf du oben allerdings eingehst, ist das Spekulieren eines Sehers (hier wohl Gorans) selber hinsichtlich seiner Schauungen oder seiner sonstigen Wahrnehmungen. Dass ein Seher seine Wahrnehmungen subjektiv beurteilt liegt jedoch in der Natur der Sache. Kein Mensch kann sich selber und seine Wahrnehmung objektiv beurteilen, da er doch (auch) immer Subjekt seiner eigenen Objektivität ist. Objektivität obliegt somit immer und nur anderen Personen als dem Seher selber, in diesem Falle uns ("uns" - ausgenommen Goran natürlich).

Die Frage, die sich mir bei der objektiven Beurteilung eines Sehers stellt, ist aber: Wie objektiv urteilt man tatsächlich? Wenn man dem Seher beispielsweise Wunschdenken, Erwartungshaltung oder Selbstbezogenheit unterstellt, halte ich es für nicht ausgeschlossen, dass man dabei eigene Persönlichkeitsanteile in diesen Vorwurf projiziert. Die Projektion eigener Schwächen auf andere, zu beurteilende Menschen ist ein gängiger psychologischer Mechanismus, der unser Denken, Reden und Handeln gegenüber den Mitmenschen mehr beeinflusst als wir glauben. Wer also einen Seher wirklich und nicht nur scheinbar objektiv beurteilen will, muss daher als allererstes sich selbst und seine Motive, wenn nicht gar seine ganze Persönlichkeitsstruktur auf Integrität prüfen. Inwiefern eine solche Selbstdiagnose bei dir stattgefunden hat, weiß ich nicht - ich kenne noch zu wenige Beiträge von dir, um hierzu eine signifikante Aussage machen zu können. Dass du dieses Forum schon lange administrierst, mag ein Indiz dafür sein, dass deine Objektivität von hoher Wertigkeit ist.

Meine Herangehensweise halte ich daher für die vernünftigere und überlegtere. Wer einen Seher als solchen einführen will, ist an sich in der Bringschuld, diese Behauptung zu untermauern.

Ursprünglich ging es bei deiner Herangehensweise im vorigen Beitrag um die Fragen: Kann Sehergabe im allgemeinen verunreinigt werden und ist dies im speziellen bei Goran der Fall?
Für die Einführung eines Sehers als solchen mag meines Erachtens die Selbstdeklarierung eines Sehers als solchen ausreichend sein.

Der oben genannten Bringschuld wäre indes Genüge getan, wenn er plausible, realitätsähnliche Informationen zu bieten hätte, von denen er nicht zuvor bereits aus anderer Quelle wußte. Das ist eines der Gann'schen Argumente zum Erkennen echter Schauungen vor ihrem Eintreffen.

Danke für deine Ausführungen zu den Träumen. Die Gann'schen Argumente scheinen mir hier jedoch trotz gegenteiliger Behauptung wenig Beachtung zu finden:

Argument 1 ("Ein Seher, der in der Vergangenheit bereits Treffer hatte, wird auch in der Zukunft richtig liegen") würde ja auf Goran zutreffen, da er ja laut deiner Aussage im obigen Beitrag zutreffende Schauungen in den 90er Jahren hatte. Deine jetzige Haltung zu Gorans Schauungen (seine Schauungsgabe wurde verunreinigt) widerspricht sich also mit Argument 1. Hingegen findet sich meine These (einmal Seher, immer Seher - bzw. keinmal Seher, niemals Seher) in Argument 1 wieder.

Argument 2 ("Wenn mehrere unabhängige präkognitive Eindrücke (d. h. vom mehreren Sehern) übereinstimmen oder sich ergänzen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, daß sie ein tatsächliches zukünftiges Ereignis zeigen.") wird durch die hiesige wohlbekannte Ablehnung des sogenannten "Prophezeiungskanons" geradezu mit Füßen getreten. Ich kritisiere hier wohlgemerkt nicht die vehemente Ablehnung des Prophezeiungskanons (ich glaube keineswegs an diesen Kuhmist), sondern die Inkonsistenz in der Argumentationsweise und die reductio ad absurdum des 2. Gann'schen Arguments.

Argument 3 ("Wenn Gegebenheiten in einer Schau, z. B. technische, physikalische, soziale, geographische Details usw., die dem Seher unbekannt waren, in der Schau richtig gezeigt wurden, ist anzunehmen, daß die Schau ein tatsächliches Ereignis zeigt. Die Realitätsähnlichkeit nimmt auch zu, sobald Teile einer Schau eintreffen, z. B. die Neubauten im Dorf des Waldviertlers in der Funkenregenschau, die neu geborenen Kinder in derselben oder die Neubauten in ITOmas Pasing-Schau.") wird bei den hier zitierten Beispielen als erfüllt angesehen, was mir jedoch mehr auf Hysterie nach dem Motto "Gib uns ein Zeichen, oh Herr, oh seht nur... seine Sandale, seine Sandale!" zu beruhen scheint. Neubauten und neugeborene Kinder in Träumen/Visionen/Schauungen sind doch wohl eher der Kategorie "Brians Sandale" zuzurechnen und keine Indikatoren einer validen Zukunftsschau. Neue Häuser wird es in jeder Stadt und in jedem Dorf irgendwann geben und Leute werden künftig auch nahezu überall neugeborene Kinder bekommen. Somit ist Argument 3 durch die genannten Beispiele genauso wenig erfüllt wie durch Gorans Schauungen und es liegt erneut eine Inkonsistenz im Verhalten zu dem Argument vor, wodurch sich mir wiederum der Verdacht der subjektiven Beurteilung aufdrängt. Ich empfehle hier mehr analytisches Strukturieren der Gedankengänge und mehr Leidenschaftslosigkeit des Urteilsvermögens. Subjektives Herantasten und unklare Linienführung aufgrund emotionaler Voreingenommenheit bringen uns doch bei diesem Thema nicht weiter.

Grüße von der
Flohherberge


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