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Das Problem der Germanen mit dem Christentum (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Montag, 22.04.2019, 00:37 (vor 1803 Tagen) @ Frank Zintl (1365 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Montag, 22.04.2019, 00:52

Hallo!

Mir geht aber die Idealisierung der Germanenwelt vorher bzw. parallell zum römischen Reich ab.

Es ist eigentlich recht einfach. Das Christentum war seit seinem Auftreten im indogermanischen Europa ein Fremdkörper, der hierzulande einer über Jahrtausende natürlich gewachsenen Urkultur übergestülpt und von unseren Vorvätern wohl mehr aus politischen Gründen, denn aus innerer Überzeugung angenommen wurde. Reste des Heidentums rinnen in anderer Gestalt aus allen Ritzen christlich-europäischen Brauchtums, sind also nicht eigentlich ausgestorben, sondern leben in verfälschter Form weiter, weil sie in den Sitten des Volkes unausrottbar waren.
Das (paulinische) Christentum ist im wesentlichen eine rationalistisch-abstrakte, aus politischen und theologischen Überlegungen auf dem Boden Spätroms konstruierte Religion später Weltstadtmenschen (angefangen bei Paulus), die ähnlich uns heute in entwurzelten und selbstentfremdeten Lebensverhältnissen lebten. Das waren sinnentleerte Denker, die mangels einer sinnstiftenden Weltanschauung sich eine neue Erlöserreligion fabrizierten, zu deren Herstellung Jesus, eine der zu dieser Zeit in Palästina zahlreich auftretenden Messiasfiguren, "mißbraucht" wurde. Die alte griechisch-römische Religion war bereits ähnlich tot wie das Christentum im heutigen Europa, nachdem das Alltagsleben der späten Römer weniger von den Sitten der Vorfahren als von einer materialistischen Konsumhaltung geprägt war.
Kerndogmen des Christentums, die mit Jesu eigentlichen Wirken und Intentionen gar nicht in Verbindung standen, sind (wenn man es weiß) leicht erkennbare rationalistische Konstruktionen, die einen Kult um eine Person etablieren sollten. Ein solcher war für die oberflächlichen und nach seelischer Entspannung suchenden Weltstadtmassenmenschen, die ohne eigentliche Anbindung an das Transzendente lebten, wohl am anschlußfähigsten. Zu diesen Dogmen gehört z. B. die irrsinnige Trinität, die den zum Gott verklärten Jesus zum Element einer weltfremden Dreiheit mit dem eigentlichen Gott (der allerdings seiner weiblichen Aspekte entbehrt) und einem ungreifbaren "heiligen Geist" erklärt; darüber hinaus die Grundaussage, daß Jesus (der schlicht von Menschen umgebracht wurde) "für unsere Sünden gestorben" sei und uns dadurch erlöst hätte. Dies soll als Grundlage seiner späteren Wiederkehr geschehen sein, die seitdem sehnlichst (aber vergeblich) erwartet wird und das gegebene Versprechen einlösen soll. Das sind erkenntnismäßige Nulnummern, an denen wohl nicht ein Hauch Wahrheit ist. Entsprechend weit hergeholt, hohl, konstruiert und intellektuell gezwungen wirkt die darauf gründende Theologie, die man eigentlich nur nach dem Motto "credo, quia absurdum est" glauben und herunterbeten kann. Es stellte aber eine valide Klammer für die auf dem Boden des römischen Reiches nach dem Tode der antiken Kultur trostlosen und seelisch desolaten Massenbevölkerung dar. Nur über diese Verbindung, durch einen historischen Zufall mehr, kam das Christentum zu den germanischen und keltischen Völkern, die zeitgleich in den Einflußbereich des bröckelnden römischen Reiches gerieten. Daß dahinter eine Heilsgeschichte stünde, entspringt lediglich der Nabelschau christlicher Menschen – unter Mißachtung aller Völker und Epochen vor Entstehung des Christentums und aller Völker, in deren Erdteilen es bis heute nicht Fuß fassen konnte und die ohne Christi Erlösungswerk völlig schadlos lebten und leben.

Wir haben hier also den Zustand, daß durch die Christianisierung eine Cäsur stattfand, die eine Art kulturellen Keil zwischen unsere Vorväter und uns blutmäßig nahtlos daraus hervorgegangene heutige Nord- und Mitteleuropäer trieb. Damit liegt ein (nicht geringfügiger) Teil unserer Wurzeln in einer Art Quarantänezone. Das Christentum ist mehr eine äußere Tünche, die vorhandene Sitten, Gebräuche und Anschauungen entweder völlig überdeckte/auslöschte oder nur als veränderte und entstellte, mit dem Christentum kompatible Aberration weiterleben ließ. Es berührte meines Erachtens nicht die Seelenverfassung der Germanen, ihre Wahrnehmung der Welt, ihr Ahnen und Sehnen. Dies lebt bis heute im faustischen Abendlande fort, wobei "faustisch" im von Spengler formulierten Sinne für den Drang ins Unendliche, für unstetes Hinausmüssen, Wagemut, Abenteuerlust und Eroberungswillen steht – ein Drang, der sowohl in räumliche und zeitliche Fernen, als auch seelische Tiefen will. Alle Größe unserer Kultur ist im wesentlichen eine Folge dieser urgermanischen Seelenverfassung, nicht etwa des Christentums, das mehr den umzugehenden Stoff, nicht aber das ihn belebende Sein bot.

Statt der mythischen Herkunftsgeschichten unserer Ahnen, die über den Nebel der Zeit das eigene Geschlecht mit Göttern und gewaltigen Helden verbanden, verehrten wir den Mythos eines ganz anderen Volkes, das uns innerlich fremder kaum sein könnte. Man erzählte sich Geschichten von Adam und Eva, Kain und Abel, Abraham und seinen Söhnen bis hin zu Mose, David und danach, die sich gänzlich im Gesichtsbereich kleiner, ferner Wüstenstämme abspielten. Das mag für die Juden von Bedeutung sein, für uns ist es fremd und nichtig. Durch die Annahme des konstruierten Christentums mit AT im Gepäck sind wir mit Geschichten verbunden, die nichts über unsere Herkunft aussagen. Wir müssen uns selbst über die abstrakt konstruierte Brücke des vom Judentum abstammenden und auf uns von außen gekommenen Christentums zu Abkömmlingen eines "auserwählten Volkes" umdichten, die wir nach Lage aller Tatsachen de facto nicht sind. Unsere eigene hehre Abstammung von überlegenen Wesen und dem Göttlichen ist hingegen verschüttet. Wir erscheinen in diesem Rahmen wie Menschen einer niederen Art, die erst von Missionaren und mit dem Schwert zum wahren Glauben gebracht werden mußten.
Ich vermute, ohne daß ich diese gedankliche Schiene bereits bis an ihr Ende verfolgt hätte, daß dies eine Art abendländischen Urtraumas darstellt, das unsere germanischen Ahnen noch nicht hatten. Dieses treibt so merkwürdige Früchte wie die systematische Förderung der zionistischen Bewegung des 19. Jahrhunderts durch führende Kreise der angelsächsischen Welt, die es wohl neidisch reute, nur europäische Christen und keine Juden zu sein, wodurch sie wenigstens auf diese Art an Gottes Plan für das "auserwählte Volk" teilhaben wollten. Vor allem ist dieses Trauma womöglich Ursache dessen, was manche als "kulturellen Selbsthaß" bezeichnen. Dazu gehört der außerordentliche Erfolg postmodernistisch-linker Weltanschauungen in den skandinavischen Ländern, die in selbstzerstörendem Handeln der BRD wohl noch vorangehen, aber auch die Identitätsprobleme und Selbstverachtung der Deutschen könnten darin ihren Urgrund haben, aus dem sich alle späteren Auswüchse des nationalen Todestriebes erst entwickelten. Der Schuldkult, der in Deutschland am Dritten Reich, in anderen germanisch geprägten Ländern an der kolonialen und imperialistischen Vergangenheit ansetzt, konnte wahrscheinlich nur deswegen verankert werden, weil er durch die klaffende Wunde in der ihren Ursprüngen entfremdeten und unter latenten Minderwertigkeitsgefühlen leidenden germanischen Seele einen Nährboden fand.

Die Rückbesinnung auf die Germanenwelt ist ein Versuch, diese Wunde zu heilen und die Ganzheit unseres Wesens wiederherzustellen, uns mit den Menschen wiederzuverbinden, die Jahrtausende vor dem Christentum in diesem Teil der Welt bereits ansässig waren und die in unserem Blute fortleben. Es ist der Versuch, diese Menschen in uns wieder lebendig zu machen, deren Weltanschauung ein Ausdruck des Weltgefühls und der Seelenverfassung ist, die auch der unsrigen entspricht.
Die Probleme des Abendlandes sind nicht damit gelöst, das Christentum wieder in seiner alten Form herzustellen. Damit würde man die verhängnisvolle Konstellation, die augenblicklich zu unserem Untergange führt, lediglich erneuern und Grundlage für zukünftige seelische Katastrophen legen. Es wäre aber auch nicht mit einer Wiederbelebung der germanischen Religion getan, die für uns jenseits des Grabens liegt und deren Aufgreifen bzw. Ausüben gekünstelt und Schauspiel wäre, letzthin Selbstbetrug.
Ich weiß nicht, wie dieser Knoten lösbar ist. Es gibt kein Voran auf dem bisherigen Wege, aber auch kein Zurück. Persönlich kann ich und jeder andere sich wunderbar aus eigener Überlegung und Heranziehung verschiedener Autoren eine Weltanschauung bilden, die das eigene Wesen und sein "So-Sein" kleidet. Sie wäre die persönliche Schöpfung, aber wegen diverser Blockaden und Differenzen (intellektuell, seelisch, erziehungsmäßig) bei anderen nicht zwingend einleuchtend. Auf solchen "Privatreligionen" lassen sich ein Kulturkreis und seine Völker nicht neu gründen. Was hingegen allen in irgendeiner Form auf der Seele liegt und gemeinsame Grundlage bietet, das Christentum, ist abgelebt, tot und hat eigentlich nie zu uns gepaßt.
Die Lösung des inneren Konflikts müßte irgendwie die germanische Fassung der heidnisch-indogermanischen Religion und ihre zweifellos auch dort vorhandenen Wahrheiten mit dem verbinden, was in den letzten 1000–1500 Jahren auf west-/mittel-/nordeuropäischem Boden religiös vor sich ging, und zwar im seelischen Untergrunde. Es muß ein roter Faden von den Altvorderen bis in die abendländische Version des Christentums führen, die unter der Tünche falscher Dogmen dennoch, womöglich in Form der "deutschen Mystik", unserem Wesen gemäße Wahrheiten formuliert hat. Es gälte also, das gemeinsame herauszudestillieren und festzustellen, was unabhängig von Germanentum und Christentum und dem dazwischen liegenden Graben eine spezifisch europäische Religion wesensmäßig ausmacht.

⇒ Mal schauen, ob das als Querschläger aufgefaßt wird! ;-)

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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