Was ist los ? (Freie Themen)

Frank Zintl @, Sonntag, 21.04.2019, 20:42 (vor 1825 Tagen) @ Fenrizwolf (1209 Aufrufe)

Hallo

Die Anspielung auf den Cherusker Arminius habe ich verstanden. Ich habe genug Geschichtsbücher gelesen, gerade auch uber Römerzeit und Mittelalter, um das sofort zu sehen.

Mir geht aber die Idealisierung der Germanenwelt vorher bzw. parallell zum römischen Reich ab. Ich halte mich mehr an Tacitus. Er hat die Lebensverhältnisse unserer Vorfahren beschrieben, so gut das einem Nichtgermanen möglich war. Was haben unsere Vorfahren selber über ihr Dasein und über ihr Denken geschrieben ? NICHTS. Obwohl die Runen bekannt waren, hat man keine eigenen Texte verfasst, um sich selbst in die Geschichtsbücher einzuschreiben und das nicht fremden Nachbarn zu überlassen. Links des Rheins Theater, Schriftkultur, Kanalisation, Thermen und Wasserleitungen, rechts auf der "schäl Sick" Baden im kalten Fluss auch mitten im Winter.

Wo darin die grosse kulturelle Leistung liegen soll erschliesst sich mir nicht, Das Gleiche gilt für die germanische Gesellschaft, der ein übergreifender Reichs- oder Einheitsgedanke so fremd war wie vorher dem Griechentum. Jeder Stamm für sich, Sippe gegen Sippe, Fehden und Blutrache und der Krieg aller gegen alle als Selbstzweck. Nur Arminius hat das kurz überwunden. Das war der Kern der Lebensart unserer fernen Vorfahren. Nicht mal eine einheitliche Religion - so wie bei den Griechen - lässt sich aus den Quellen erschliessen. Die ausführlichsten Dokumente über den altgermanischen Glauben Asatru sind uns in mittelalterlichen Handschriften auf Altisländisch und Altnorwegisch überliefert. Einer Religion, die Menschen geopfert hat - wie im Opferhain von Alt-Uppsala - kann ich nix abgewinnen.

Ich verachte unsere - auch meine - Vorfahren nicht und habe mich besonders mit den Wikingern intensiv befasst, denn ich lebe auf ihrem Boden und bin von ihren Hinterlassenschaften umgeben. Aber einen idealisierten Blick auf Völuspá und Hávamál habe ich nicht.

Was Deutschland angeht wurden uns die Reste des Germanentums schon im frühen Mittelalter durch das Aufkommen eines straffen Feudalismus mit Leibeigenschaft aberzogen. Das war schon bei Karl dem Grossen verloren.

Mal schauen ob das wieder als Querschläger aufgefasst wird.

Wenn schon Vergleich mit der Römerzeit, dann wären die Amerikaner die heutigen Römer und ihre immer noch vorhandenen Militärstützpunkten in Deutschland und anderen "souveränen" Staaten die Entsprechung der Legionslager Rhein und der Hilfstruppenlager am Limes.

Frank


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