Desertec (Schauungen & Prophezeiungen)

IFan, Samstag, 30.03.2019, 21:18 (vor 1847 Tagen) @ Frank Zintl (921 Aufrufe)

Hallo Frank,

ja, es ist schade, dass da nichts von kommt. Deine Ausführunge teile ich, was die Technik und die Nutzbarkeit angeht (Wasser für Wüstenregionen etc.), bis auf die Sache mit dem Wasserstoff, denn das geht besser. Man kann zusätzlich aus der Luft das CO2 holen und aufspalten und dann mit dem gewonnenen Kohlenstoff Kohlenwasserstoffe herstellen; das ist bewährt und der Energieinhalt hoch.

Der Grund, warum das eingestampft wurde, zumindest für Nordafrika, aber ist ein anderer als die Totrechner, soweit ich erfahren habe: Es ist die politische Unsicherheit in diesen Ländern. Man hat Bedenken, dass dort Allahu Akhbar - Rufer kommen und die Bedienungsmannschaften massakrieren und die Anlagen zerstören. Da die Anzahl der Westen-freundlichen Leute dort nicht unbedingt größer ist als in Deutschland, halte ich diesen Grund für nachvollziehbar.

Dafür spricht auch, dass es in kleinerem Maßstab ja in Spanien (und Marokko wohl auch) verwirklicht wurde.

Kleiner Hinweis zum Wasserstofftransport: Ja, es ist richtig, mit den schwer dicht zu bekommenden Rohren. Ein anderes Problem ist die sogenannte Wasserstoffversprödung. Der Wasserstoff liegt in kleinen Mengen immer auch als atomarer Wasserstoff vor und nicht nur als Molekül (H2). Da das Atom so klein ist, dringt es in den Stahl ein. Dort finden sich immer auch weitere Atome, die sich dann zu H2 vereinen. Das Molekül ist aber größer als ein einzelnes Atom (H), sodass es den Werkstoff von innen sprengt, ähnlich wie Wasser sich in Eis verwandeln kann und alles aufsprengt, was es an der Expansion hindert. In diesem Maßstab platzt aber der Werkstoff nicht plötzlich auf, sondern durch die Vielzahl kleinster Stellen im Kristallgitter (ja, Stahl hat eine Kristallstruktur) bröselt er sozusagen von innen auf, verliert seine Struktur und seinen Zusammenhalt. Statt eines festen Stahls hat man dann nachher eine bröselige Masse, die natürlich als Rohr oder was auch immer nicht geeignet ist. Allerdings gibt es auch wasserstofffeste Stähle, sodass dieses Problem in den Griff zu kriegen ist. Man muss aber dann an allen Stellen der Leitung, auch an Schweißstellen und Armaturen, diese wasserstofffesten Werkstoffe haben, was bei einem Projekt dieser Größe nicht ganz einfach ist. Man braucht ja nur eine einzelne kleine Stelle in der Pipeline, die dann zu einer Katastrophe führen kann.

Wasserstoff ist auch schwer komprimierbar; in eine Druckflasche, die an und für sich 30 Liter fassen würde, passen bei 300 bar und Raumtemperatur nur 10 Liter, weil es sich nicht weiter komprimieren lässt. Alles in allem also schwer zu handhaben, dieser Stoff. Dass Journalisten mit ihrem Halbwissen auch gern mal irgendetwas als Stein der Weisen anpreisen, was üble Pferdefüße hat*, macht die Sache für die von ihnen "Informierten" nicht unbedingt besser. Anfängliche Begeisterung kann sich dann in Enttäuschung und Verdächtigung der wirklichen Fachleute als "Miesmacher" wandeln.

Gruß, IFan



*) Man sehe mir diese Kombination nach; den Stein der Weisen mit Pferdefüßen ... ;-)


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