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Sprachgebrauch Schauungen & Prophezeiungen (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Freitag, 29.03.2019, 07:55 (vor 1847 Tagen) @ Frank Zintl (650 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Freitag, 29.03.2019, 08:00

Hallo!

Wie soll ich dann die Prophezeiungen benennen, deren Vorhersagen
wirklich eintreten bzw. in der Vergangenheit wirklich eingetreten
sind (Beispiel für letzteres: Anton Johansson) ?

Eine Prophezeiung, die eintrifft, ist nicht eigentlich "echt", sondern richtig.

Darüber hinaus wäre es wohl gerechtfertigt, von einer echten Schauung zu sprechen, denn offenbar lag in Johanssons Fall ein echtes und richtiges seherisches/präkognitives Erlebnis vor.

Schauungen stehen im Range der Wertigkeit natürlich deutlich über den Prophezeiungen, die naturgemäß nur Wortaussagen sind, die alle möglichen Verfälschungen bis hin zur Komplettfälschung enthalten können.

Soll ich dann schreiben "ganz echte Prophezeiungen" oder "echte
Präkognition" ? Welcher Begriff ist genehm ? Denn wenn jemand
etwas prophezeit, was dann auch eintritt und für den Propheten
nicht erratbar oder erschliessbar war - dann kann ich doch nicht
einfach den Begriff Schauung verwenden, denn Schauung ist eine
bestimmte - durch Wahrnehmung von Bildern und/oder Sprache -
bezeichnete Mitteilungs- bzw. Erlebnisform.

Allein beim Wort "Prophezeiung" zu bleiben, dessen wörtliche und sinnkorrekte Übersetzung schlicht "Voraussage" lautet, wäre eher unbebefriedigend, weil allein aus dem Wort "Prophezeiung" überhaupt nicht hervorgeht, wie diese richtige Voraussage zustandekam. Mutmaßung: Es lag eine Schauung vor, wobei das Schauungserlebnis in Johanssons Falle sogar mit Datum überliefert ist.
Man kann hier also getrost von einer "Schauung" sprechen, bei weniger klaren Fällen (beispielsweise den Feldpostbriefen) spricht man vielleicht besser von einer "richtigen Prophezeiung, der mutmaßlich eine Schau zugrundelag".

Die Sprache strukturiert das Denken. Wenn man Dinge, die nicht zusammengehören (Schauungen & Prophezeiungen) mit dem selben Begriffe benennt, nämlich nur "Prophezeiungen", fehlt einem jegliche intellektuelle Grundlage zur sauberen Analayse zweier unterschiedlicher Konzepte.

Bei allen Prophezeiungen, deren Szenario noch nicht eingetreten
ist, kann man sowieso nur über Wahrscheinlichkeiten und relative
Glaubwürdigkeiten reden.

In solchen Fällen ist Forschung nötig, um das Zustandekommen der Prophezeiung zu erhellen. Lag eine Schau vor? Oder ist es doch nur die ausformulierte Vorstellung über die Zukunft?

Natürlich gibt es noch andere Erlebnisformen: z. B. Erscheinungen, Jenseitskontakte, bei denem einem Wortbotschaften übermittelt werden. In solchen Fällen macht eine Wesenheit Prophezeiungen und die Sache wird komplexer, aber nicht unlösbar.

Wie bezeichne ich also korrekt eine Prophezeiung wie die von
Anton Johansson (hier: nur der Inhalt des Zeitungsartikels), die
also erwiesenermassen eingetreten ist und für Johansson nicht zu
erraten war ?

Schauung oder genauer Schauungsbericht, denn die Schauung ist das Erlebnis selbst, der dokumentierte Text dessen Berichtsform.

Die Unterscheidung ist eigentlich nicht schwierig. Hier werden keine neuen Begriffe erfunden oder Vokabeln generiert, sondern lediglich der vorhandene Wortschatz korrekt verwendet und nicht reduktionistisch verkürzend, wie es der gemeine Sprachgebrauch ist, der die Wahrheit eher entlang Wunschvorstellungen verschleiert als sie erhellt. Dem dumpfen Gläubigen ist es nur allzu recht, wenn er mit dem groben Begriffsklotz "Prophezeiung" alles bezeichnen kann, was er gerne als echt ansehen will. So läßt sich alles unterschiedslos in einem Topf verrühren.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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