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Oder vor 9630±170 Jahren (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Freitag, 16.11.2018, 14:40 (vor 1980 Tagen) @ Wodans Sohn (1241 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Freitag, 16.11.2018, 14:58

Hallo!

Die Entdeckung des Hiawathakraters ist höchstinteressant. Es gibt durchaus Indizien, die auf eine Zeit an der jüngeren Grenze des Pleistozäns hinweisen.

So stellt er möglicherweise den Ursprungsort des Cape-York-Meteoriten dar (Fundort ca. 300 km südlich des Hiawathakraters), der vor ca. 10.000 Jahren niedergegangen sein soll (ein Kraterauswurf oder Splitterstück des Hiawathaimpaktors?).

Tollmann berichtet auf S. 255ff. über einen Eisbohrkern, der in Camp Century, ca. 200 km südöstlich des Tollmann noch unbekannten Hiawathakraters entnommen wurde. Der Bohrkern weist im mutmaßlichen Bereich 9630±170 Jahre vor heute (also ca. 7640 v. Chr.) einen erheblichen, alles in den letzten 10.000 Jahren übersteigenden impaktinduzierten Säurehorizont auf. In Grönland wären demzufolge in einem singulären Ereignis 412 kg/km² Säure niedergegangen.

Die Datierung ist auch hier wohl mit Unwägbarkeiten behaftet, nachdem in solchen Tiefen (ca. 1400 m) die Schichtungen des Eises durch das Gewicht, damit verbundene Kompression, Aufschmelzung und Vermischung nicht mehr auf Jahrhunderte genau unterscheidbar sind. Ich frage mich, ob die Nähe zur Einschlagstelle darüber hinaus großflächige Zersplitterungen des Eises mit sich brachte, die zu einer Verschiebung der Schichtung führte (ein Aufwerfen über das damalige Oberflächenniveau hinaus), was aufgrund Unkenntnis des Kraters in frühere Analysen nicht einbezogen wurde.

Dahingegen wird die Jüngere Dryaszeit nun zwar ebenfalls mit dem Hiawathaimpakt in Verbindung gebracht, allerdings aufgrund eines Platinhorizontes in grönländischen Bohrkernen auf 10.890 v. Chr. datiert (mit im Gegensatz zu Tollmanns Ausführungen angeblich fünfjähriger Genauigkeit!). Desgleichen wurden im Cuitzeosee in Mexiko Nanodiamanten, Karbon- und magnetische Kügelchen gefunden, die auf einen Impakt zu dieser Zeit zurückgeführt werden könnten.

Das Ende der Colivskultur wird aufgrund ihrer Hinterlassenschaften auf 9050 bis 8850 v. Chr. datiert.

Die Datierungen variieren um rund drei Jahrtausende mit dem Ende der Cloviskultur ca. mittig zwischen der Jüngeren Dryaszeit und Tollmanns Sintflutdatierung. Das ist angesichts der geologisch doch recht jungen Vergangenheit erheblich. Irgendwas stimmt da nicht. Die Frage ist, ob sich da mehrere Ereignisse überlagern oder die Wissenschaftler von ihren unterschiedlichen fachlichen Ansätzen ausgehend und in verschiedenen Jahrzehnten der Forschungsgeschichte mit unterschiedlich validen Methoden sich auf bestimmte Jahrezahlen eingeschossen und die Ergebnisse locker darauf hininterpretiert haben. Man sollte hier immer etwas "Chronologiekritik" im Hinterkopf haben.

Gruß
Taurec


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