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Offenbar ein alter Volksmythos (Glutjahr, Flutjahr, Blutjahr) (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Montag, 27.08.2018, 16:50 (vor 2067 Tagen) @ Wink (3143 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Montag, 27.08.2018, 17:21

Hallo!

"In Deutschland, wird es einen heißen Frühling, gefolgt auf einen noch heißeren Sommer geben, die Bauern werden klagen über ausfallende Ernten. Im Herbst spricht die Welt vom Klimaschock, der darauf folgende Winter ist warm wie ein milder Frühling und im Frühling darauf Regnet es in Deutschland 3 Monate am Stück, wodurch es zu einer großen Flut kommt."

Dabei handelt es sich um klassisches Prophezeiungwissen.

Adl-/Irlmaier plagiierte schon ältere Prophezeiungen:
„Alois Irlmaier sagte [zum Kriegsjahr], es sei ‚in einem Jahr, in dem der Winter kein richtiger Winter war’.“

Es findet sich z. B. bei Hermann Kappelmann (belegt in einer Prophezeiungssammlung von 1849):
"Nach vielen Jahren wird ein furchtbarer Krieg ausbrechen. Zeichen werden sein: Wenn im Frühjahr die Schlüsselblumen in den Hecken stehen und überall Unruhe herrscht, in diesem Jahr geht es noch nicht los; wenn aber nur ein kurzer Winter war, wenn die Schlüsselblumen frühzeitig aufblühen und es ruhig scheint, dann glaubt niemand an Frieden."

Die Aussage an sich scheint darüber hinaus eine leicht abgewandelte Version des Mythos "Glutjahr, Flutjahr, Blutjahr" zu sein. Dieser wurde am Vorabend des ersten Weltkrieges im Volksmunde zu einem geflügelten Wort geformt. Siehe hierzu das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens:

„In Deutschland lebt man seit etwa 1905 in einer dauernden Spannung. Ein im Neckartal seines Weges gehender Herr erfährt von einer Frau, die sich zu ihm gesellt, daß das Jahr 1911 ein trockenes, 1912 ein hungriges, 1913 ein blutiges sein werde. Als er dieses bezweifelt, teilt die Frau ihm mit, daß dies so sicher sei, wie er 156,31 M bei sich trage (Geldsummen-Beweis). Diese Weissagung, die 1911 datiert, wird 1912 zu einem bekannten Spruch ausgeformt:
1911 ein Glutjahr,
1912 ein Flutjahr,
1913 ein Blutjahr,
welche Datierung sich aus der deutlichen Berücksichtigung des Witterungsverlaufes von 1911 und 1912 ergibt. 1911 hieß es, das nächste Jahr werde noch heißer werden, infolgedessen komme große Not und Krieg über die Menschen. Aus dem Jahr 1813 soll die Weissagung stammen, daß das Jahr 1913 so blutig sein würde wie 1813. Diese Furcht vor der Zahl 13, die sich, wie schon erwähnt, auch in Kriegsprophezeiungen der Tageszeitungen aussprach, führte nicht nur moderne Weissager wie die de Thebes auf den Plan, die 1913 als das große Kriegsjahr bezeichnete, oder machte aus Tarokkarten für 1913 den Umsturz prophezeien, sondern erweckte auch altes Weissagungs-Gut.“

Seitdem kommt das Motiv "Glutjahr, Flutjahr, Blutjahr" als losgelöste Floskel immer wieder auf, z. B. bei Sybilla Weis.

Eine vergleichsweise junge Legende hat BBouvier mal im alten Prophezeiungsforum zum Besten gegeben:

"Eine originäre Sache die dem Spruch ähnelt, habe ich jedoch etwa 1976 im Bayerischen Wald, wo ich damals wohnte, miterlebt.

Im Gebiet Zwiesel, Bayerisch-Eisenstein stand nächtens über Monate sporadisch eine schwarzgekleidete, uralte, gebückte Frau/Bäuerin am Strassenrand und hielt Autos an, um mitgenommen zu werden: winkte nur.
Setzte sich stets stumm nach hinten und sagte kein Wort. Und dann urplötzlich:
'Nasses Frühjahr, heisser Sommer, blutiger Hebst!'
Die Fahrer drehten sich meist verblüfft um, worauf die Erscheinung sich in schwarzen Nebel wandelte und sich auflöste...
Einmal zum Entsetzen einer freundlichen Polizeistreife.

Nachdem die Zeitungen anfingen, ausführlich zu berichten, hat niemand mehr überhaupt in der Gegend noch Anhalter mitgenommen, was verständlich scheint.

Auch mit dieser Variante kann man wenig anfangen, weil das Frühjahr meist nass, der Sommer meist heiss... Und wenn dann mal ein 'blutiger Herbst' kommen sollte, dann meint man, das habe sich doch bestätigt.
Jedenfalls wäre es nicht sinnvoll, bei jedem Frühjahres-Regenschauer seit 1976 rumzuunken.

DAS macht diese ganze 'Wettergeschichte' so absurd und sinnlos."

Die Frage, die sich mir allein stellt:
Hat hier jemand dreist das "Jenseits-de-Forum" vollgelogen oder hat sich bei dieser Person eine Art Foppgeist gemeldet, der selbst nichts anderes drauf hat, als alte Prophezeiungen auf die nächste Zukunft bezogen zu repetieren.

Damit, daß diese alte Klamotte anläßlich eines besonders trockenen Jahres wieder zum Vorschein kommt, war eigentlich zu rechnen.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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