freie entscheidungen (Schauungen & Prophezeiungen)

detlef, Donnerstag, 13.08.2009, 03:03 (vor 5367 Tagen) @ Gerhard (7376 Aufrufe)

Das beurteile ich nach jahrzehntelanger Beschäftigung
mit dem Phänomen des Sehens anders.
M.E. sieht der Seher das gelbe Fahrrad dort,
weil es dort stehen wird.


Hallo BB - wir können weder theoretisch noch durch ein Experiment
entscheiden, wer von uns beiden Recht hat.

aber du kannst "gezwungen" werden, an die freie entscheidung, und somit an die abfolge statt gleichzeitigkeit von vergangenheit, gegenwart und zukunft zu glauben.
(versuche meine vielleicht zu plumpe ausdrucksweise jetzt NICHT als provokation zu sehen. sie sind nicht als solche gemeint)
nach deinen bisherigen beitraegen gehe ich mal davon aus, dass du auf christliche art an einen gott glaubst.
in dem falle muesste zu deinen grundlegenden wahrheiten gehoeren: die aehnlichkeit der menschen mit gott. (nach seinem ebenbilde...);
die faehigkeit zu suendigen, oder nicht; die freiheit, vergebung zu erbitten, oder nicht.

wenn wir jetzt in einem synchronen multiversum leben wuerden, wuerde ja die vergebung gleichzeitig mit der entscheidung zur suende geschehen.
nur, wenn es eine Reihenfolge von vorgaengen gibt, macht ein glaubenssystem, welches auf entscheidung-handlung-folge basiert irgendeinen sinn.
(systeme, die auf wiedergeburt basieren, brauchen auch reihenfolge)
die ganzen (marien-) erscheinungen und prophezeiungen (im sinne von: wenn du/ihr nicht ..., dann wird... geschehen) sind ohne eine zeitlichen causalzusammenhang nur nichts weiter als sinnlose spielereien eines sinnlosen gottes.


Vielleicht wären beide Ansichten enthalten in dem folgenden Zitat vom
altbekannten Meister Eckehart:

Was Gott heute tut, und was er vor tausend Jahren getan hat, und was er in
tausend Jahren tun wird, ist ein Werk.

jedes vernuenftige werk besteht aus verschiedenen handlungen in einer sinnvollen abfolge (von mir)

Ein anderer Aspekt Deines Einwurfes betrifft das Problem der
Willensfreiheit. Ich habe diese Frage übrigens in einem meiner letzten
Beiträge mit aufgeworfen, als ich fragte, ob wir Mitspieler in
diesem Universum sind oder nur passiv Gespielte, wobei in dieser
meiner Formulierung etwas mehr der Aspekt des Mitschaffens, Mitschöpfens,
also der Kreativität betont wird.

wenn wir nur passiv gespielte, oder vorgespiegelte, oder determinierte sein sollten, fuehren wir diese diskussion lediglich, weil sie jemand ins "drehbuch" geschrieben hat.
dann waeren saemtliche ueberlegungen und diskussionen sinnlos - fuer uns.


Wer sich in der gegenwärtigen Philosophie oder in der Hirnforschung (z.B.
Wolfgang Singer) umschaut, der wird erstaunt sein, dass im Gegensatz zur
allgemeinen Volksmeinung diese Profis in Bezug auf unsere Willensfreiheit
sehr, sehr skeptisch sind. Aufgrund meiner jahrelangen Erforschung von
historischen und biographischen Zyklen bin ich hier ebenfalls eher ein
Pessimist.

wenn ich da nichts falsch verstanden habe, behaupten die bis jetzt nichts weiter, als dass die "bewusste" entscheidung zu einer handlung erst nach beginn der handlung faellt. was in meinen augen noch nicht unterbewusste entscheidung als handlungsgrundlage ausschliesst.


In Deiner "Eingangssequenz" bringst Du ein Beispiel, dass Du eine freie
Entscheidung darüber hast, ob Du jetzt ein Zigarillo rauchst - oder auch
nicht. Du hast aber vergessen, die Frage zu stellen, warum Du gerade in
diesem Augenblick, das Verlangen hattest, eine zu rauchen. Bist Du in
Deinen Gewohnheiten, spontanen Einfällen, in Deinen Verlangen etc.
vollkommen frei?

nein, ist er definitiv nicht. er ist getrieben von der sucht nach oel mit fischgestank.
aber im ernst, spielt es eine rolle, ob handlungen frei sind/sein koennen, oder nicht? ich tendiere dahin, dass der wichtige punkt sein duerfte, ob handlungen folgen haben, oder ob sie keine haben.


Die Situation ist so, dass der Mensch ein Wesen ist, das potentiell zur
Freiheit befähigt ist. Diese Gabe ist eine der wenigen
"Einzigartigkeiten", die den Menschen erst zum Menschen machen. Aber
dieser Tatsache muss der Mensch sich erst bewusst werden, und dann muss er
sich stetig darin üben, frei und immer freier zu werden. Das ist ein
Handwerk und eine Kunst, um die sich aber die meisten Menschen gar nicht
mühen.


und dann muss er sich stetig darin üben, frei und immer freier zu werden

hier setzt du selbst eine geordnete abfolge/reihenfolge von handlungen voraus.
bei einem multiversum von nur scheinbar nacheinander liegenden momenten, die in wirklichkeit zeitgleich waeren, gaebe es kein ueben. hoechstens die sinnlose illusion von "ueben".

wer hilft mir mal, wir hatten dies thema doch schon mal erschoepfend behandelt.
auch im hinblick auf veraenderbarkeit von geschautem, durch eigene handlungen.

gruss,detlef.


Norddeutsche BW-weisheit aus den 70ern:
Kriech heisst Kriech,
weil man im Kriech viel kriecht.
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man ist, was man isst.
ich bin gegen den verzehr von insekten.


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