Rettung (m)eines Bauernhofes (Freie Themen)

Leserzuschrift @, Sonntag, 18.06.2017, 07:55 (vor 2466 Tagen) (2493 Aufrufe)

Hallo Forum!

Mein Bruder und ich dürfen erwarten, einen kleinen Bauernhof zu erben. Der ist bisher und schon immer unser beider einziges Zuhause. Leider ist das noch nicht alles, was es dazu zu sagen gibt. Der Bauernhof ist seit ungefähr zwanzig Jahren stillgelegt, konnte seitdem weder wachsen noch modernisiert werden. Scheune und Wohnhaus sind beide eher Bruchbuden. Investitionen gab es auch ins Wohnhaus so gut wie noch nie und es ist in einem entsprechendem Zustand. Maschinen wurden vor langer Zeit verkauft und ein paar übrige (schon damals veraltete) sind komplett durchgerostet. Als Betrieb ist der Bauernhof also wenig wert. Wegen der Stillegung wird er de jure auch noch dem Privatvermögen angerechnet, obwohl das de facto eigentlich völliger Quatsch ist. Darum wird sich nun mancher fragen, wieso man sich so etwas antut und einen Bauernhof so verkommen lassen kann. Die Antwort darauf ist sehr einfach. Unser Erblasser in spe mußte den Bauernhof stillegen, weil die Rentenkasse das verlangt hat. Entweder Stillegung oder der Status ist Landwirt statt Rentner und es gibt keine Rente!

Das stellt meinen Bruder und mich vor einige Herausforderungen. Ideal wäre sicherlich den Bauernhof zu modernisieren und wieder in Betrieb zu nehmen. Zumindest unter den Vorsorgern dürfte das generell so gesehen werden. Dieses Vorhaben würde jedoch immense Investitionen fordern, für die kein Geld vorhanden ist. Siehe dazu auch "Konkreter schwerer Pflegefall / Bitte um Rat"! Eher droht uns also noch den kläglichen Rest des Bauernhofes zu verlieren. Das wäre kaum halb so schlimm wenn es nicht zugleich unser einziges Zuhause wäre, trotzdem wäre es dann aus der Sicht der Vorsorge noch sehr schlimm und auch weil die Arbeit unserer Vorfahren in dem kleinen Bauernhof steckt.

Zugleich ist das ein Dilemma, weil mich der Bauernhof schon immer vom konsequenten Auswandern abhielt. Es gibt ganz sicher bessere Gegenden für mich. Das klappt aber auch nicht ohne ausreichend Geld auf der hohen Kante. Der Verkauf des Bauernhofes kommt eigentlich sowohl wegen meines Bruders (obwohl der aus medizinischen Gründen nicht mit manchen Maschinen arbeiten oder Fahrzeuge fahren kann) als auch wegen der familiären Tradition nicht in Frage. Halt wie bei jeder echten Bauernfamilie. Schon wer ein Haustier verkauft möchte es normalerweise nur in verantwortungsvolle Hände abgeben. Das kann man heutzutage bei einem Bauernhof vergessen. Ich mußte mir in den letzten Tagen mitansehen wie sich nichtmal unter den Vorsorgewilligen unter dem Forumsschreibern ein Hauch landwirtschaftlicher Kompetenz findet. Ich könnte mich stundenlang über kontraproduktive und zerstörerische Vorschläge ereifern, während es bei astronomischen Themen wenigstens nur Ahnungslosigkeit ist, über deren wiederholte Demonstration ich mich auch schon ärgere. Ähnlich beim Thema Überleben. Aber die Sondermüllverklappung auf deutschen Feldern, wegen der sich Deutschland bereits in der zweiten Stufe eines EU-Vertragsverletzungsverfahrens befindet, auch noch nach einem Zusammenbruch wiederholen zu wollen! Da wird mir schon angst und bange hier um Rat fragen zu wollen. Aber wo sonst, nachdem auch das Gelbe Forum bald nicht mehr dafür zur Verfügung stehen wird. Manche nehmen die Themen Überleben, Vorsorge und Landwirtschaft ‚danach‘ vielleicht doch ernst.

Wie sieht eigentlich die Zwangsbewirtschaftung aus, die in den bundesdeutschen Notstandsgesetzen vorgesehen ist. Richtet sich vermutlich sowieso gegen stilliegende Bauernhöfe? Setzt man dann einen hundertprozentig verstädterten Beamten auf einen Traktor und schaut, was dann passiert? Da dürfte es auf jeden Fall besser sein, den Bauernhof selbst wieder in Betrieb zu nehmen.

Falls es hier doch noch Leute gibt, welche die Themen Landwirtschaft, Vorsorge und Überleben ernstnehmen, möchte ich genau diese Leute um Rat und Vorschläge ersuchen. Wie läßt sich ein kleiner, veralteter Bauernhof über die Endphase des heutigen Wirtschaftssystems und den anschließenden Zusammenbruch retten? Wahrscheinlich ist die einzige Bedrohung während dieser Zeit die Konkurrenz durch die großen Agrarkonzerne. Das dürfte die Aufgabenstellung kaum ändern, oder doch? Ich würde gerne mehr zur Lage des Bauernhofes schreiben, aber ich will die destruktiven Kräfte nicht auch noch ermutigen oder gar anlocken (falls ein konkretes Projekt daraus wird). Falls sich der Bauernhof nicht retten läßt und er doch verkauft werden muß, wie kann ich dann sicherstellen, daß der Bauernhof wenigstens in verantwortungsvolle Hände kommt?

Gruß,
Ranma


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