Was schlägt Nietzsche vor? (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Ranma (らんま), Samstag, 11.08.2018, 14:17 (vor 2077 Tagen) @ Taurec (4758 Aufrufe)

Hallo!

Nicht zuletzt ist die Bibel, für uns relevant vor allem das Neue Testament, erheblich zusammengestutzt worden. Das Modell einer spirituellen Welt, die allein darauf auf aufbaut, ist einseitig und in letzter Konsequenz irreführend.

Alle schriftnutzenden Kulturen haben Heilige Schriften hervorgebracht, in denen der geistigen Welt Vorrang vor der Materie eingeräumt wird. Einst muß die gesamte Menschheit darüber Bescheid gewußt haben.

Es geht (in diesem Disput u. a.) um die Verwendung der Materie für Geistiges (als "karmischer Auftrag") oder ihre Anhäufung als reiner Selbstzweck.

Ja. So wollte ich es verstanden wissen. Ich suche nach den nötigen Mitteln für meinen (vielleicht eingebildeten) karmischen Auftrag. Aber sogleich wird mir unterstellt, ich wolle Materie aus Selbstzweck anhäufen == reich werden. Was schließlich, wie du gerade erklärtest, den widersprechenden Zweck, also hier den karmischen Auftrag, ausschließt.

Der Gegensatz zwischen Gold und Geld war von mir nur auf Mephistos Fiatgeldtrick bezogen, der ja pars pro toto für viel größere Fallstricke steht, die auch die Verlockungen des Goldes miteinbegreifen.

Ja, pars pro toto. Sonst wäre es sinnlos gewesen, Goethes Faust in dem Zusammenhang überhaupt zu erwähnen. Immerhin darin sind wir uns einig.

Nein, natürlich nicht.
Als solcher kommt er z. B. in dem Phantasyfilm Constantine vor, wo er in einer frei erfundenen Höllenbibel der Sohn des Teufels ist, und noch in einigen anderen, älteren literarischen Schöpfungen. In diesen ist er der personifizierte Reichtum, der im übrigen aber ebenso fiktiv ist wie der Antichrist oder wie, als ganz anderes Beispiel, die Justitia als personifizierte Gerechtigkeit.

Das beweist doch immerhin eines: Nicht ich bin es, der Mammon zum Dämonen erklärte. Das geschah lange vor unserer Zeit. Das bedeutet jedoch nicht, daß der Dämon Mammon nicht existieren kann. So mancher Magier hatte schließlich schon Erfolg mit der Evokation eindeutig erfundener Figuren. Tatsächlich wachsen solche Geistwesen heran und zwar desto mehr, je mehr man sie mit Aufmerksamkeit füttert.

Was Du offenbar an Deinem eigenen Beitrag nicht verstanden hast, ist folgendes: Indem Du den Mammon zu einem Dämon erklärst, wechselst Du unter Beibehaltung des Etiketts "Mammon" seinen Inhalt. Nun geht es nicht mehr um Materie, sondern ein Wesen aus der jenseitigen/geistigen Welt.
Materieller Reichtum kann gerecht (redlich) oder ungerecht (betrügerisch) erworben werden, wobei letzteres in dem Gleichnis der Fall ist. Natürlich sind externe Dinge nicht an sich schlecht, sondern die Verwendung durch den Menschen und des Menschen Zwecke sind es. Darum geht es doch. Das verschleierst Du und verkomplizierst es unnötig durch die (auf allzu wörtlicher Deutung basierende) Postulierung eines dubiosen Dämonen, der dazu überhaupt nichts beiträgt.

Er trägt zur leichteren Überprüfung dessen bei, auf welcher Seite man steht. Die Möglichkeit redlichen Erwerbs von Reichtum muß ich nämlich vehement bezweifeln. So wie ich auch deiner Beschreibung unserer räuberischen Welt beipflichten muß. Auch hier, direkt vor meiner Tür, frißt ein Tier das andere. Trotzdem verschwindet unsere Verantwortung nicht, wenn wir nur fest beide Augen zudrücken. Wenn unsere Wirtschaft die Menschen in der Dritten Welt ausbeutet, dann sind wir verantwortlich. Wenn unsere Wirtschaft die Umwelt zerstört, dann sind wir verantwortlich. Wenn unsere Wirtschaft außer auf die ökologischen und sozialen Standards auch noch auf die Standards für Gesundheit und Hygiene pfeift, dann sind wir verantwortlich. Das alles ist ungerechter Erwerb und die Verantwortung einfach auszublenden macht ihn nicht zu einem redlichem. Du wirst nun sicherlich behaupten, diese Formen des Erwerbs meintest du garnicht und ich würde an dir vorbeireden, weil du nur andere Formen des Erwerbs meintest. Aber in unserem heutigem Wirtschaftssystem gibt es keine andere Form des Erwerbs!

Oder ist diese Art des Selbstgesprächs Auswuchs der hermeneutischen Spirale des ständigen Sich-selbst-Widerlegens? ;-)
Vielleicht sollte ich Dich weiter mit Dir selbst unterhalten lassen, statt hier herumzuhampeln.

Ja, vielleicht. Was meint denn Nietzsche dazu? Ich respektiere Nietzsche, auch wenn er meint, man kann die Wissenschaft nicht auf Grundlage der Wissenschaft verstehen. Welche Grundlage schlägt er stattdessen vor?

Die Hermeneutik als Methode wollte Nietzsche sicherlich nicht diskreditieren, schließlich ist das genau die Methode, derer sich Philosophen bedienen. Und wenn ich dadurch so schnell dazulerne, daß du dabei zusehen kannst, dann mach mir das halt zum Vorwurf. Ich finde das trotzdem nicht falsch.

Gruß

Ranma


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