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Campbell (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Freitag, 08.06.2018, 09:17 (vor 2148 Tagen) @ NST (2312 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Freitag, 08.06.2018, 13:57

Hallo!

Denn sollte etwas daran sein, dass wir in einer Digitalen Virtuellen Welt leben, dürfte das auch - Schauungen - in einem möglicherweise anderen Licht präsentieren, nur mal so als Idee.

Campbell hatten wir tatsächlich schon mal. ⇒ Sind Schauungen Zustandsprognosen von fähigen Bewußtseinseinheiten in einer virtuellen Simulation?

Ohne 800 Seiten dazu gelesen und stundenlang Youtube geglotzt zu haben:

Die Theorie wirft meines Erachtens zunächst zwei Probleme auf:
1. Als simulierte Entität kann man die Grenzen der Simulation nicht durchbrechen und sich daher nicht von außen betrachten, um das Zutreffen der Theorie zu bestätigen. Äquivalent: Um Gott vollständig zu Erkennen und zu beweisen, müßte man aus der Welt aussteigen und mit Gott identisch werden.
2. Man löst damit im Grunde keine der Urfragen, sondern schiebt sie in eine endgültig unerreichbare Ferne jenseits der Grenzen der Simulation. Während man zumindest hier aus der Beschaffenheit der Welt auf allgemeine Gesetzmäßigkeiten schließen und Folgerungen über unsichtbare Bereiche der Welt ziehen kann, entzöge sich die eigentliche, nichtsimulierte Welt jeglichem Zugriff und jeglicher Spekulation über ihre Beschaffenheit. Unsere Welt kann eine beliebige Vereinfachung nicht nachvollziehbarer Komplexität sein. Möglicherweise werden hier nur vier Dimensionen zur Veranschaulichung eines bestimmten Problems simuliert, während der Programmierer selbst in 100 Dimensionen lebt.

Die Frage ist: Wer hat den Programmierer der Simulation geschaffen und lebt nicht dieser vielmehr ebenfalls in einer Simulation? Wer hat diese Simulation geschaffen usw. Auf diese Weise lassen sich unendlich Glieder in die Kausalkette schmieden, die keine abschließende Erklärung sind, sondern nur weitere Fragen aufwerfen. Konsequenterweise hat die Theorie für Gott keine Verwendung, weil sie ihn durch die Konstruktion einer unüberwindbaren Grenze zwischen Simulation und der Überwelt, in der die Simulation läuft, endgültig völlig unzugänglich gemacht hat. Die Bezeichnung "My Big Theory of Everything" ist damit blanker Hohn, weil sie die Welt absichtlich auf den Bereich herabstutzt, der von der Theorie erfaßbar ist, und den nicht erklärbaren Bereich ignoriert. Insofern nicht irgendwo doch ein Konzept für den "Programmierer des großen Computers" existiert, wird damit auch jegliche Möglichkeit negiert, daß die viruelle Realität im Ablauf durch neue Parameter und Updates manipuliert wird.

Campbell führt wohl letztlich eine Begriffsverschiebung durch und ersetzt Begriffe wie Welt, Geist durch z. B. "The Big Computer", "Virtual Reality Rendering Engine" etc. Das kommt dem modernen materialistischen Menschen entgegen, indem er unmoderne, unangenehme Begriffe mit übelriechender religiöser Konnotation durch technische Begriffe ersetzt, an die man glauben kann. Dies führt zu einer Art technischen Theismus oder Atheismus und Nihilismus, der metaphysische Konzepte mit neuem Anstrich integriert, um sich nicht selbst aufgeben zu müssen.

Die Zeit wird zu Takten des Prozessors, wobei man als rein zeitgebundenes Wesen von Takt zu Takt lebt, mangels Wahrnehmungsgrundlage die in der Programmiererwelt stattfindende Zeit zwischen den Takten natürlich nicht wahrnehmen kann. Für uns läuft alles weich dahin. Schauungen werden zur Vorauserkenntnis demnächst ablaufender Programmierschleifen in einer Welt, die nur begrenzte Möglichkeiten bietet, wobei sich die Frage stellt, wo der Unterschied zum Verfolgen des persönlichen Schicksalsfadens in die Zukunft liegen soll, außer im Wechseln der Begriffe.

Letztlich sind wohl viele oder alle seiner Konzepte auch mit anderen metaphysischen Systemen und Religionen einfangbar. Mit einer techischen Grundlage kann sich der zivilisierte, von Gott entfremdete, materialistische, wissenschafts- und technikgläubige westliche Mensch leichter anfreunden. Daher ist nicht auszuschließen, daß der Einzelne Gewinn daraus zieht im Sinne der Empfindung einer Einordnung in etwas, das über ihm steht.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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