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Leiden veredelt (Freie Themen)

Fenrizwolf, Samstag, 05.05.2018, 07:44 (vor 2177 Tagen) @ Fenrizwolf (2822 Aufrufe)

Hallo!

Aus eigener Anschauung an mir selbst und an anderen, bin ich mir sicher, daß Leid in wohl dosierter Verabreichung, das Menschenkind prächtig gedeihen läßt, und zur Vortrefflichkeit hinleitet.

Den Gedanken, daß erst ein nötiger Leidensdruck die Schale zum platzen bringt, ist vielleicht etwas zu kurz gedacht.
Immerhin ist diese Welt hier der Ort der Expansion, das Spielfeld der Verschiedenartigkeit, der Ort der Gegensätze und der leidenschaftlichen Tatkraft.
Eine Überdosis Leid generiert kaum noch ein Mehr an Erfahrungsfülle, sondern hindert Individuen an schöpferischem Geschick.

Während das Kleinkind Magellan, Kolumbus, Astronaut und Alchemist in Personalunion ist, soll der Erwachsene Mensch nach dem Akt der Zeugung der Brut, degenerieren und apathisch in einem Fluß von Tränen und Blut gen Ende havarieren?

Ja, die Herausforderung, sich selbst so stark wie möglich zu machen, gegen Widerstände zu bestehen, das rechte Maß zu suchen, mit der Erkundung fortzufahren und schließlich ein kleines Lebenswerk zu hinterlassen, das mag angehen.

Aber verkrüppelt, ohne jede Chance auf Vollendung, in die Welt geworfen zu werden, kann nur bedeuten, daß der Sinn aufgrund seiner Höhe dann doch verträglich und einträglich ist.

Es mag verwegen klingen, aber ich schließe aus der Gegenwart unerträglichen Leides lieber auf eine Metaebene selbiger Intensität, als auf ein sinnloses Werden und Vergehen.

Inmitten interstellarer Weiten teilen sich plötzlich Zellen, auf einem Punkt, so sonderbar wie einmalig, und am Ende ist die Sinnlose Mitgift des Menschen mehr zu seiner Qual als zu seinem Nutzen?
Auch wenn sich wiederholende Dinge sich endlos anfühlen mögen, ist ein einziges Menschenleben doch in seiner Umrahmung nicht so gestaltet, daß es darin zur vollkommenen Ausformung gelangen könnte.

Fenrizwolf


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