grenzwertige Belastungen (Freie Themen)

Baldur, Sonntag, 29.04.2018, 12:54 (vor 2188 Tagen) @ Fenrizwolf (3203 Aufrufe)

Hallo, Fenrizwolf,

Die letzten 10 Jahre waren für mich dermaßen schlimm, haben mich wiederholt an die Grenze meiner Belastbarkeit gebracht, daß ich jeden Tod vor Degeneration favorisiere.

das hat Jacob bereits angesprochen: manchen Menschen wird einfach zu viel zugemutet.
Wie einer entfernten Art von Tante, die ihr Leben in relativer Armut verbrachte und der zudem erst ein Kind tödlich verunglückte, dann der Mann wegstarb, und dann der zweite Sohn unheilbar an Leukämie erkrankte. Ich habe sie nie lächeln gesehen, geschweige denn lachen. Statt dessen war ihre Miene versteinert und ihre Seele nachvollziehbar verbittert.

Dabei dürfte sie, soweit ich sie in Erinnerung habe, eine liebe Seele gewesen sein, zurückhaltend, arbeitssam, freundlich, hilfsbereit.

Das half ihr nur nichts. Was ist das leben für eine seltsame Konstruktion?

Nimm mal fiktiv einen Deutschen, Franzosen, Engländer oder Russen, der 1896 geboren wurde. Sofern sie den ersten Weltkrieg als Wehrpflichtige überlebten, mussten sie auch noch den zweiten durchleiden. Zusammen zehn Jahre lang Krieg und obendrauf nochmals danach zusammen zehn Jahre lang Hunger, Zerstörung und Elend. Das war wirklich die maximale Arschkarte.
Aber damit war es noch nicht genug, in der Sowjetunion setzte Stalin anschliessend noch eins drauf, und unter Ulbricht war es auch nicht lustig.


Nun bin nun 10 Jahre älter, und anstatt mit meinen ureigenen Gaben, etwas zum besseren Gelingen beitragen zu können,
wurde ich geschunden, erniedrigt, verleumdet und vom Stumpfsinn an den Rand gedrängt.

Dass diese Situation todkrank machen kann, sehen wir am Schicksal diverser Dissidenten, die recht früh verstarben.


Manchmal beneide ich die Toten, denn über die muß ich mir keine Sorgen mehr machen.

Dieser Gedanke kam mir neulich auch, zwar nicht im Hinblick aufs beneiden, aber doch hinsichtlich der Feststellung, dass der Tod immerhin ein Ende von Leid und Leiden ist, eine Begrenzung, und nicht notwendigerweise die schlechtere Alternative zu Siechtum und Folter durch Krankheit.


Überbordende Komplexität, rigoroses Beamtentum, narzißtisch degenerierte Jugend, und Ganzjahreskarneval überfordern meine Sinne und meinen Verstand.

Das sind genau die Motive, die einen aus dem Hamsterrad herauskatapultieren und nach dem Aussteigerdasein schielen lassen.


Der letzte Rückzugsweg ist überwacht, der ehemals freie Himmel überdacht, die Emotionen unter Fremdkontrolle und Sexualität bemißt sich an Potenz statt Kompetenz.

Man muss nicht alles mitmachen, manchmal setzt man sich selber unter (Erwartungs-) Druck, der so nicht sein müsste, um trotzdem zufrieden zu sein.

Der menschliche Körper kennt Maßnahmen wie Durchfall, Schweißausbrüche und Fieber.

Und die Natur kennt Grossereignisse, Missernten und Pandemien....

Auf gut deutsch: auch wenn es so aussieht, Bäume wachsen auch heute und morgen nicht in den Himmel, und jede exponentielle Entwicklung ist zum Zusammenbruch verurteilt, es ist nur die Frage, wann genau.

Hermes Phettberg hat es auf den Punkt gebracht, wir alle sind Zusterbende. Denn lebendig kommt hier niemand raus. Das wiederum gilt für alle. Von einem Sinn ist nicht die Rede, wir werden ja ohne Gebrauchsanleitung in dieses Leben geworfen.....

Interessant scheint mir, dass sich die Menschen seit Jahrtausenden die Frage nach einem Sinn stellen, unabhängig von ihrer Kultur, das ist allen Menschen also gleich.
Es gibt eine Fülle von Thesen, aber Beweise gibt es keine.

Seis drum.

Vielleicht sind wir alle ja auf Bewährung, wer weiss....

beste Grüsse vom Baldur


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