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Die Toten beneidend, erstirbt man hinweg in Übergare (Freie Themen)

Fenrizwolf, Sonntag, 29.04.2018, 11:57 (vor 2182 Tagen) @ Baldur (3135 Aufrufe)

Hallo Baldur,

Deinem Aufruf komme ich gerne nach, bzw. werde es versuchen. Schließlich ertötet
von außen kommendes Ungemach nicht zum ersten mal meine hehren Absichten.

Die letzten 10 Jahre waren für mich dermaßen schlimm, haben mich wiederholt an die Grenze meiner Belastbarkeit gebracht, daß ich jeden Tod vor Degeneration favorisiere.

Ich bin das ganze Leiden so dermaßen Leid, daß ich mich einfach am liebsten in infantile Erfahrungsbereiche verkriechen würde.

Nun bin nun 10 Jahre älter, und anstatt mit meinen ureigenen Gaben, etwas zum besseren Gelingen beitragen zu können,
wurde ich geschunden, erniedrigt, verleumdet und vom Stumpfsinn an den Rand gedrängt.

Manchmal beneide ich die Toten, denn über die muß ich mir keine Sorgen mehr machen.

Was ich daraus gelernt habe, ist, das ich wohl empfindlicher bin als der Durchschnitt, aber auch härter, weil echter.

Ich bin mir sicher, daß die meisten durch diese Injektion von Unrat, komplett in die Knie gegangen wären.
Aber ich bin selbst am Anschlag.

Ohne Refugium, ohne rettende Zuflucht oder festes Fundament prallt bester Wille nur auf grauen Zement.
Ohne Freude, ohne Liebe kann ein Langschwein hier kein artgerechtes Dasein fristen.

Überbordende Komplexität, rigoroses Beamtentum, narzißtisch degenerierte Jugend, und Ganzjahreskarneval überfordern meine Sinne und meinen Verstand.

Der letzte Rückzugsweg ist überwacht, der ehemals freie Himmel überdacht, die Emotionen unter Fremdkontrolle und Sexualität bemißt sich an Potenz statt Kompetenz.

Eigentlich war meine ganze Brutpflege ein Mißgriff sondergleichen, mir zuteilgekommene Gnade nur ein übler Scherz.

Am besten hätte ich mich mit der Nabelschnur gleich selbst erhangen!


Bis auf den letzten Satz ist das alles meine für wahr gehaltene Erlebniswelt.
Ich würde eine Welt dafür opfern, endlich Gnade finden zu können.
Aber die Welt ist so dermaßen voller Scheiße, daß es tote Babys durch den Gulli drückt.

Ich hätte es kaum für möglich gehalten, aber selbst ich vermochte in Negativität noch zu übertreiben.
Ja, verdammt, das ist alles übel, und verlangt selbst nach Erlösung durch Ausrottung.
Der menschliche Körper kennt Maßnahmen wie Durchfall, Schweißausbrüche und Fieber.
Es wundert nicht, wenn gesunde Menschen dieser Tage jene Symptome in Gegenwart
psychosozialen Stesses auch ohne lehrwissenschaftliche Diagnose entwickeln.

In allen gesellschaftlichen Diagnosen, den meisten rationellen Urteilen und dem Gros
Deiner Unkereien gehe ich mit Dir;
die Welt ist eigentlich zu ende degeneriert - bei mancher Annehmlichkeit.

Sorgen muß man sich erst machen, wenn Milch aus der Steckdose und der Strom aus dem Tetrapack kommt.
Aber diese feinen Nuancen der Wahr-nehmung kann man sicherlich mit Tavor heilen.

Dabei wäre das Heulen das halbe Heilen, und blinde Vernichtungswut die einzige Therapie.

Dennoch ist das nachgeborene "Menschenmaterial" dasselbe - Kinder kommen aus der Gebärmutter, und sind
von Grund auf nicht böse, sondern bedürfen der Liebe, nicht nur der Pflege.

Der schwarze Frühlingshimmel lädt zum Depressionieren ein, die Alkoholvorräte sind
von selbst verdorben und der Schimmel kriecht aus der Schlafzimmerwand.

Das Nachbarskind tut es den Hunden gleich, und erleichtert sich in meinem Garten,
der Hermes-Bote kommt seinem göttlichen Auftrag nach, und bringt mir einen Postsack voller Mahnungen, wonach er schließlich das Nachbarkind überfährt.

Wenn ich jetzt nur einen einzigen Scheiß-Arm hätte, um eine Axt zu schwingen!

1, 2, 3, 4...

2028 - der 14. Dezomber - 14:99 Uhr

Ich sitze in meinem Garten, bin immer noch derselbe, kaum gealtert, während der Nachbar mit seinem Bollerwagen seine tägliche Runde ums Haus begeht.

Endlich - die Vögel vögeln wieder, zwitschern schlimmer als mein Selbstgebrautes,
aber kein graues Eichhörnchen macht sich mehr an den Nestern zu schaffen.

In der Ferne um 23:89 Uhr erhellt samtiger Feuerschein im Firmament das Gemüt,
zunächst erschlafft und dann voll erblüht:
Regenerative Energie ist heuer ein frohlockendes Spektakel für die Bürger, die man vormals Wähler nannte.

Entzückt vom Geschrei des Feuers Beute, nennen wir uns heute Leute, und genießen mit Bedacht,
die mitternächtliche Farbenpracht.

Es brennen derweil Teile jener Macht, die uns Folter war für eine Weile.
Drum strebe jeder Mann, darauf, daß er das Feuer auf ihn auch erwidern kann.

Odin id est foror!

Fenrizwolf


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