Avatar

Andichtungen und Verdrehungen Rensburgs (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 26.12.2017, 10:45 (vor 2312 Tagen) @ Dannylee (2233 Aufrufe)

Hallo!

meine Güte! Ich möchte ja gar nicht wissen, wie viel Zeit Du in Dein neues Monumentalwerk gesteckt hast. Da plagt mich ja glatt das schlechte Gewissen, dass ich van Rensburg aus der Versenkung geholt habe. ;-)

Das sieht nach mehr aus, als es ist. Scannen mit OCR, ein paar geschickte Suchen-/Ersetzenbefehle im Notepad++ für die Formatierung und die Sache ist in einer bis zwei Stunden erledigt. :cool:

Es wurde aber Zeit, Originaltexte einzustellen, da immer wieder angebliche Rensburgaussagen auftauchen. Nun muß sich jeder fragen, der auf leicht verstehbare Aussagen stößt, ob er nicht einem Scharlatan aufgesessen ist.

=>
Angebliche Aussagen Rensburgs:

"Im 2.Wk versteckten angeblich die Deutschen riesige Waffenarsenale in den Pyrenäen, die dann im 3.Wk gegen die sowjetischen Eindringlinge eingesetzt werden. Auch sonst sieht Van Rensburg Deutschland als die stärktse und angesehenste Macht aus dem 3.Wk hervorgehen."

"Während einer Friedensverhandlung (vermutlich vor dem 3.Wk) werden mehrere osteuropäische Personen erschossen. Das klingt doch sehr nach den irlmaierischen Hochgestellten."

"Spanien erobert von GB Gibraltar zurück (Spanien will es auch haben)
Japan wird durch Erdbeben zerstört (bestätigen auch andere Seher)
Zusammenbruch des Finanzsystems, Hungersnot
Bürgerkriege in Frankreich, England und Rußland
Neuaufflammen des Kommunismus in Westeuropa (Die 'Linke'? Kommunismus
entstand übrigens stets aus einer Abspaltung von Sozialdemokraten,
da gibt unser Oskar ein gutes Beispiel ab).
EU ist Rad ohne Nabe (von einer anderen HP) trifft genau ins Schwarze...
Rußland dringt ohne Widerstand bis Spanien vor. (eilt den roten Brüdern
dort zur Hilfe?)
England trifft mit Rußland Geheimabkommen (Albion war schon immer perfide)
Deutsche und Amis besiegen russische Truppenreste."

Von: Van Rensburg: Friedensverhandlungen, Osteuropäer erschossen

Auch Berndt hat sich da nicht rühmlich hervorgetan, da er lediglich die angeblichen Rensburgaussagen aus Sekundäquellen zitiert, nicht jedoch das uninterpretierte Original:
Van Rensberg und der Kältesommer

Dabei ist auch Snyman nicht unkritisch. Verständlicherweise versucht er, aus dem Material etwas brauchbares zu seinem Lieblingspropheten zu destillieren, zum Beispiel:

"Der zukünftige Krieg wird hauptsächlich zwischen den USA und Russland ausgetragen werden. Er bricht in Europa aus, als das Eis zu schmelzen beginnt. Aber wenn das Eis geschmolzen ist, dann ist der Krieg, der von den Russen angefangen wird, bereits in vollem Gang, und zwar so weit, dass es scheint, als ob die Russen schon siegen würden."

Leider bezieht er diese Behauptung (S. 257) gar nicht auf eine Originalaussage Rensburgs. Anbetrachts des Chrakters der Aussagen, die von seiner Tochter dokumentiert wurden, kann man davon ausgehen, daß Rensburg dergleichen so nie gesagt hat. Auch Snyman scheint sich also stark auf sekundäre Rensburgliteratur bezogen zu haben, in der allerhand Behauptungen aufgestellt werden, was er angeblich gesehen hätte.

Authentischer ist da wohl die Aussage, die Snyman auf S. 205 zum "Ausbruch des dritten Weltkrieges und seinen Verlauf" zitiert, aus dem Archiv der "Ossewabrandwag".

Vision vom 14. Februar 1921:
"Ich sehe ein dichtes Weidewäldchen in Europa; es beginnt lichter zu werden, und hinter ihm sehe ich ein hornloses blaues wildes Tier, das gefesselt ist. Die Fesseln lockern sich und fallen ab – das Tier wird feist, und Hörner erscheinen an seiner Stirn."

Die selbe Vision in meiner Liste:
"Im Süden sitzt ein Mann, er trägt ein weißes Hemd, er beugt sich zurück und fällt, und dann ist er eine Frau und verschwindet. Dann ist die graue Wolke (oder Zelt) hoch in der Luft, und die englische Flagge ist darunter. Weit im Osten erscheint ein englischer Mann, er liegt auf seinem Rücken und hat glänzende Sterne auf seinem Jackett. In Europa stehen dichte Weidenbäume, und die Bäume werden dünn, und hinter den Bäumen steht ein hornloses wildes Tier, das an den Knien gefesselt ist. Die Kniefesseln lösen sich und fallen ab. Und das Tier wird fett und es wachsen ihm Hörner."

Was macht der Interpret daraus? "Das gefesselte hornlose blaue Tier stellt Deutschland dar, das nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst keine militärischen Absichten hegte, doch als die Fesseln fielen – Fall der Berliner Mauer – änderte sich die Lage und es baute wieder eine Militärmacht auf."
Das geht daraus gewiß nicht hervor, zumal er die Hälfte der Vision ausspart, deren Sinn sich nicht erschließst.
"Blau" (das im Originaltext "blauw" tatsächlich steht), bezieht sich nach Rensburgs Auslegung auf Deutschland. Aber auf welcher Grundlage? "Hornlos" bezieht sich (einigermaßen nachvollziehbar) auf "Kampfunfähigkeit".

Die Vision ließe sich mit dieser Deutung ohne weiteres auf Deutschlands Wiederaufstieg nach dem Ersten Weltkrieg beziehen, was sich bei der zeitlichen Nähe der Vision zu dessen Ende geradezu aufdrängt.
Snyman zitiert hierzu einen Ausspruch Rensburgs: "Gott wird Deutschland wieder aufrichten nach diesem großen Krieg." Aus dem Gesprächszusammenhang gerissen bezieht Snyman diese Stelle auf den Zweiten Weltkrieg. Er unterstellt ohne zu reflektierten leichtfertig, daß Rensburg mit "diesem großen Krieg" genau den gemeint hätte, den der Interpret in seine Aussagen hineinlesen will.

Ein paar Umdrehungen weiter haben wir dann: "Auch sonst sieht Van Rensburg Deutschland als die stärktse und angesehenste Macht aus dem 3.Wk hervorgehen." Aus dem zweiten wird flugs der dritte Weltkrieg gemacht. :schief:
An Rensburgs Originalaussagen läßt sich das aber nicht belegen.

Wie die Aussagen Rensburgs von seinen Anhängern verdreht werden, zeigt folgende Episode im selben Kapitel (Snyman 2006, S. 251f.):
"Diese Visionen des Kampfes in Rußland und Angola erinnerten Herrn Mussmann an eine andere Vision, in der van Rensburg einen Flugzeugträger 'gesehen' hatte, der in Deutsch-Südwest (Namibia) vor Anker ging, und er fügt hinzu, daß er dies lange bevor diese Flugzeugträger gebaut worden waren, gesehen hatte.
Herr Mussmann sagte, er habe über dieses Schiff 1938 in Senekal gesprochen, und angeblich hatte van Rensburg das Aussehen des Schiffes mit dem eines Stechkahns verglichen.
'Später sah ich ein Foto dieses Schiffs in 'Die Volksblad' und erhielt einen Brief von Kommandant Erasmus, in dem er schrieb: 'Dies ist das Schiff, das van Rensburg gesehen hat!!''"

Mehr als zwölf Jahre nach Rensburgs Tode sind sich Menschen, die gar nicht nachvollziehen konnten, was Rensburg optisch tatsächlich sah, sicher, es wäre ein Flugzeugträger gewesen, den sie gerade eben in der Zeitung gesehen haben. Mit einiger Sicherheit können wir davon ausgehen, daß Rensburg das Schiff nicht mit einem "Stechkahn" verglich, sondern daß er tatsächlich lediglich einen Stechkahn sah und nichts weiter.

[image]

Der selbe Mussmann ist sich aber sicher: "Ihr fragt mich, ob wir einen weiteren Krieg haben werden. Er [Rensburg?] antwortete: 'Mit Sicherheit!', und diesmal wird Deutschland Amerika unterstützen und eine starke deutsche Macht wird aktiv werden, was nur wenige Menschen erwarten, da man die Prophezeiungen des Sehers nicht genug kennt.
Wie werden die Deutschen mit 5 Kriegsschiffen in Lüderitz vor Anker gehen, wenn die Amerikaner diese Schiffe nicht an sie aushändigen werden? Und der Krieg, den er sah, wird in Rußland beginnen und sich dann über den Nordpol, von Island nach Moskau und von Grönland nach Alaska und Sibirien ausbreiten."

Daß Rensburg einen derartigen Krieg sah, darf getrost bezweifelt werden. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich da offenbar absurde und abgehobene Vorstellungen gebildet, die mit den Originalaussagen kaum noch etwas gemein haben, heute aber unreflektiert als authentischer Rensburg zitiert werden.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


Gesamter Strang: