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Auf den Entstehungszusammenhang kommt es an (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Samstag, 28.10.2017, 15:34 (vor 2344 Tagen) @ Taurec (2590 Aufrufe)

Hallo!

Schauungen sind ein parapsychologisches, übersinnliches Thema.
Prophezeiungen sind ein Thema der Volks- und Religionskunde.

Prophezeiungen, die eine verschiedene Motive und Vorlagen zusammenführende Literaturgattung (!) sind, enthalten in der Regel keine authentischen Informationen über die Zukunft.
Der Unterschied zwischen Schauungen und Prophezeiungen ist genauso fundamental wie jener zwischen dem historischen Troja und Homers Dichtung. Letztere ist eine durch viele Erfindungen ausgestaltete Sage, die ein reales Ereignis bestenfalls als diffuse Grundlage irgendwo hat.

Auch die Gretchenfrage ist dabei eigentlich nebensächlich.

Es wird einem gerne vorgeworfen, man sei antichristlich, areligiös, ungläubig etc., weil man Prophezeiungen als das behandelt, was sie sind. Letztlich landet man dann bei einer der unseligen Glaubensdiskussionen, die vom eigentlichen Thema wegführen.

Im Grunde geht es bei der von mir durchgeführten Unterscheidung allein um den Entstehungszusammenhang der Aussagen.

Liegen ihnen echte Schauungserlebnisse existenter Personen zugrunde (Schauungen) oder greifen sie die traditionellen Motive der Endzeitprophetie und deren vielfältigen Ausgestaltungen auf, wobei sie erfundenen, legendären Personen zugeschrieben werden?

Wenn man Texte wie Matarelli vor sich liegen hat, die als historische Person gar nicht nachweisbar ist und erkennbar einerseits seit Jahrhunderten zum allgemeinen Kulturgut gehörende Endzeitmotive enthält, andererseits kein einziges zukünftiges Ereignis, und inhaltlich genau von ihrer Zeit ausgeht, ist der Fall eigentlich klar.

Auch bei Mühlhiasl, Stormberger und mindestens einem Dutzend anderen Volkssagen, die in jeder Generation eine andere Textfassung aufweisen, ist der Fall klar.

Bei den Feldpostbriefen wird es schon schwieriger, da diese erkennbar (!) sowohl Motive der Endzeitprophetie aufweisen, als auch Elemte die originär seherisch sind (erkennbar daran, daß sie in keinem anderen Text vorkommen, also authentisch sind, und teils bereits eintrafen). Daraus folgt aber nicht, daß die externen Endzeitmotive ebenfalls richtig wären.

Knifflig sind auch Seher wie der Waldviertler, die zwar sahen, aber auch an Prophezeiungen als echte Schauungen glaubten, weil in ihren Berichten beides unzulässig vermischt wird.

Allein deswegen ist eine nicht wertende, sachlich neutrale Dokumentation/Beschreibung der Schauungserlebnisse vonnöten. Nur so läßt sich vermeiden, daß nachträglich etwas hineingefälscht wird, und feststellen, was tatsächlich gesehen wurde.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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