"..recht reizend" -> "Recht reizbar ;-)"? (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Leserzuschrift @, Montag, 25.09.2017, 12:27 (vor 2367 Tagen) @ Sagitta (5421 Aufrufe)

Verehrte Sagitta,

vielen Dank für Deine Fragen, die ich gerne versuche, zu beantworten. Allerdings bin ich nicht sicher, worauf Du genau hinaus willst. Daher treffe ich eine Auswahl. Der Materialismus als geistiges Werkzeug will mir eigentlich nicht verwerflich vorkommen. Wir leben hier nun mal in der Materie, und insofern halte ich es für ziemlich sinnvoll, sich mit ihr vollumfänglich zu befassen. Auf der anderen Seite reicht die Materie aber nicht, unsere menschlichen Möglichkeiten zu umfassen. Dieses Forum gäbe es nicht, wäre es anders. Bewußtsein halte ich für nicht-materiell. Ich kann es nicht beweisen, aber ich bin mir sicher, auch Du kennst einige der manngifachen Indizien dafür (z.B. die mentale Beeinflussbarkeit von Zufallsgeneratoren).

Von Ernst Barthel gibt es ein m.E. schönes Beispiel, wie man sich der nicht-materiellen Qualität unseres Bewußtseins per Analogie nähern kann: Ein Radio empfängt Radiowellen und übersetzt sie z.B. in die Sprache eines Nachrichtensprechers. Das Radio übersetzt etwas sinnlich Unerreichbares, nämlich elektromagnetische Wellen, in sinnlich Erreichbares, nämlich Schall, und diesem Schall schreiben wir Bedeutung zu.
In der Weise könnte man nun auch das Gehirn als Übersetzungsorgan verstehen, als Überträger sinnlicher Daten in z.B. geistige oder seelische Qualitäten.

Über diese Qualitäten können wir materiell nicht so gut etwas herausfinden, wohl aber durch eine Art Innenschau. Die Übersetzung zwischen Innen und Außen ist dann offenbar eine spezifisch menschliche Fähigkeit, die z.B. auch keine künstliche Intelligenz auf materieller Basis erreichen kann.
Die Innen-Außen-Dualität finde ich persönlich nicht leicht zu ertragen, weil man sie nicht verorten, anfassen oder gar formalisieren kann, sich aber dennoch unsäglich danach sehnt, sie zu überwinden. Pythagoras sieht dies als Teilung der Einheit in die Zweiheit Gesetz und Kraft oder Vater und Mutter. Von dort ginge es mit Pythagoras dann über die drei weiter, als den Sohn, der die Eltern reflektiert und die seelische Einheit in ihnen erkennt (und von dort über die vier als Form und Materie zum Irdischen, aber das am Rande).

In diesem Bilde hängt die Physik in der Zweiheit von Gesetz/Geometrie und Kraft/Wille fest. Sie postuliert Ihre Gesetze, aber sie erkennt nicht, dass Ihre Gesetze nicht von außen allein kommen. Die Quantenmechanik ist in dieser Hinsicht ein hochinteressanter Ansatz. Ihr "Wahrscheinlichkeitsfluid" kommt einem nichtmateriellen Äther m.E. ziemlich nahe. Etwas nicht-materielles hat aber notwendig auch keine rechten Raum-Zeit-Eigenschaften, und das macht die Sache mit den Einsteinianern so heikel (Dank @IFan für den schönen Buchhinweis!).


Du erwähntest Felix Ehrenhaft und vermutetest, er habe bereits Quarkladungen vermessen. Dem muss ich widersprechen. Ehrenhaft hat zwar auch Drittelladungen gemessen, aber auch z.B. 1,001 oder 0,998 Ladungen, oder etwas dazwischen.
Die Idee von Quarks o.ä. lagen ihm dabei sehr, sehr fern. Wen das wirklich interessiert, dem/der empfehle ich diesen Artikel hier, im Volltext hier verfügbar. Er ist von 1918, aber das Dilemma der heutigen Physik ist darin sehr klar aufgezeigt.

Ich würde nicht sagen, dass Ehrenhaft eine Art buddhistischen Transmaterialismus verfechten wollte. Ihm ging es (und mir auch) darum, vorschnelle Formalisierung zu vermeiden, weil sie unserer Welt nicht gerecht wird, weder experimentell noch geistig. Der Drang nach klaren Regeln mag enorm sein, aber er ist eben sehr leicht irreführend.
Und so kann ich Dir leider keine gut ausgebaute Straße aus der einseitigen materialistischen Sicht weisen. Oft ist es aber der eigene Wille, der uns die Sichtweisen alternativlos macht. Und in den versuche ich niemandem reinzureden.

Viele Grüße,
nvf33

P.S.: @Steffomio: Dein Beitrag "Realitätsebenen" klingt wie eine drastische Drohung. Meinst Du das so? Und wenn ja, wo ist der Sohn oder die Gnade darin? Ich glaube, Dein Schema ähnelt sehr der pythagoräischen Zweiheit.


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