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Frieden in innerer Emigration (Freie Themen)

Fenrizwolf, Montag, 21.08.2017, 17:52 (vor 2433 Tagen) @ remi (2484 Aufrufe)

Lieber Taurec,

auch ich habe mich sehr über Deine kulturphilosophischen Abhandlungen dort gefreut; finden Sie in meinem Inneren doch laute Resonanz.
Es mag gar etwas sarkastisch klingen, aber diese Umstände wirklich zu verinnerlichen und anzunehmen hat etwas Tröstliches und Befreiendes.
Damit ist keine Resignation gemeint, sondern vielmehr das Verständnis darüber, daß die krankhaften Auswüchse im Heute nicht die persönliche Verantwortung betreffen.
Anstatt sich schließlich sozialdynamisch vereinnahmen und verurteilen zu lassen, besinne man sich auf sein Selbst und aufrichtiges Wirken in seinem Umfeld auf das man tatsächlich formgebenden Einfluß hat.
Das Streiten ist nicht mehr das Gebot der Stunde. In Besinnung und Akzeptanz des natürlich Unabwendbaren findet man Frieden und nötige Distanz.

Zwar kann man sich dadurch nicht dem Überlebenskampf selbst entziehen; man muß weiterhin Geld verdienen und sich ggf. juristischem Ungemach erwehren, aber es gestattet, die enge Schlangenhaut abzustreifen, sich des alten Kokons zu entledigen.
Widerstand und Agitation bringen einen stets in eine exponierte Lage, ziehen Verfolgung und Unverstand an, und entblößen für empfindliche Angriffe.

Aber niemand verpflichtet den Sonderling zur tapferen Gefolgschaft. Hier und da Sand statt Öl im Getriebe zu sein, macht noch keinen zum verfolgungswürdigen Querulanten.
Eine gewisse Art der Einsamkeit gilt es dabei wohl auszuhalten, aber das ist der Preis der inneren Emigration.
Endlich im finsteren Tal angekommen, lockt doch verheißungsvoll der Ruf der Berge, und die Dämmerung kündet von einem neuen Morgen.

Mit besten Grüßen

Fenrizwolf


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