Ich bin immer noch dabei, mir ein Bild davon zu machen, was Wodans Sohn gesehen hat (Schauungen & Prophezeiungen)

Mephistopheles, Mittwoch, 14.06.2017, 09:28 (vor 2479 Tagen) @ schwelmi (4717 Aufrufe)

Worauf ich aber hinauswollte, ist:
Wenn man irgendwo Strom mit 220/230 V 50 Hz. herstellen kann, dann kann man morgen doppelt so viel Strom herstellen. Und übermorgen viermal so viel von diesem Strom usw.

das wage ich zu bezweifeln. Es ist eine Sache, aus ein paar vorgefundenen Teilen eine halbwegs funktionsfähige Stromversorgung zusammenzubasteln und eine andere, die notwendigen Teile dafür selbst herzustellen, vor allem dann, wenn es um Leistung geht.

Schwelmi brachte mich [auf den] Trichter, worin mein grundsätzlicher Denkfehler besteht.

Kultur ist, wenn jedes Stück ein Einzelstück ist. Jedes Fachwerkhaus wurde von Meisterhand individuell gefertigt, so dass es perfekt mit seiner Umgebung und mit der Landschaft harmoniert, in der es steht. Aber kein Fachwerkhaus ist identisch mit einem anderen.

Jedes Dorf hat seine eigene Käsesorte, aber keine ist identisch mit der Käsesorte anderer Dörfer. Wie auch? Der Boden ist in jedem Dorf ein bisschen anders, aus dem die Gräser wachsen, die die Kühe fressen, die dann Milch geben, aus denen dann Käse produziert wird mit einer jeweils anderen Schimmelkultur. Und das schmeckt man auch.

Jeder Bäcker trachtete danach, Hoflieferant zu werden, und dem König konnte man natürlich nur die ständig qualitativ beste Ware anbieten. Darum konkurrierten die Bäcker, der Preis war weniger wichtig, der König zahlte schon so viel wie der Bäcker brauchte – oder er gab ihm einen Kreditbrief.

Jeder Schneider fertigte einen Maßanzug genau abgestimmt für seinen Kunden, und der musste natürlich nicht nur genau zu den Maßen dieses Kunden passen, war also in jedem Fall ein Einzelstück, sondern auch eine andere Farbtönung haben, je nachdem, ob der Kunde blond oder braunhaarig oder schwarzhaarig war, oder einen Glatzkopf hatte. (Das zu berücksichtigen machte den wahren Meister.)

Das sind die Werte einer Kultur, Werte, die wir alle leichtfertig aufgegeben haben zugunsten der Zivilisation.
Das letzte Kulturdenkmal, wenn auch schon in der Übergangszeit zur Zivilisation entstanden, ist Schloß Neuschwanstein. Es ist einmalig und nicht nachmachbar.

Ganz im Gegensatz dazu die Zivilisation. Zivilisation ist Standard.
Das Haus muss nicht genau passen, sondern nur ungefähr. Dafür wird es, wenn es einmal ungefähr passt gefertigt aus standardisierten Materialien und Standardmodulen (Standardküche, Standardbadezimmer, Standardheizung, Standardwohnzimmer usw. in 1000-facher Anzahl angeboten.

Der Bäcker bietet ein Sortiment von Standardbroten aus normiertem Getreide mit immer genau demselben Eiweiss- Kohlehydrat- und Fettanteil und derselben Ballaststoffmenge, und ist sogar stolz darauf, dass seine Brote in Berlin genau so schmecken wie in München oder Hamburg. (Nichts könnte dem Kulturmecnschen grauenvoller sein!)

Käse schmeckt auch überall gleich und der Schneider liefert Anzüge von der Stange.

Und ich als typischer Zivilisationsmensch habe mir natürlich gedacht, Strom ist Strom, 230 V sind 230 V, 50 Hz sind 50 Hz, und wenn ich ein kWh produzieren kann, dann kann ich geanso gut 1000 GWh produzieren oder 1000 GWh.
Die 1000 kWh erfordern niemals den 1000-fachen Aufwand von 1 kWh und eine GWh auch nicht.

Das ist Zivilisation. Auf die Zivilisation folgen immer und überall die dark ages.
Dark ages sind dann, wenn die Menschen vergessen haben, wie man das in der Zivilisation gemacht hat, bzw. – eine Ansicht, zu der ich immer mehr hinneige – wenn die Bevölkerung, die zuerst die Kultur und dann die Zivilisation hervorgebarcht hat (Kulturvolk und Zivilisationsvolk sind identisch, nicht unbedingt aber der Raum in dem sie sich aufhalten) verschwunden ist oder ausgetauscht wurde.
Und wenn das Kultur- und Zivilisationsvolk verschwunden ist, dann wissen die Völker, die jetzt den Raum bewohnen, der fürher Kulturland war, nicht mehr, wie die das damals gemacht haben.

Und dann wohnt auf dem Gebiet des ehemaligen römischen Reiches ein Volk, das nicht mehr weiß, wie man Militärstraßen baut, auf denen Armeen und Waren schnell marschieren können und nicht mehr weiß, wozu Aquädukte gut sind, geschweige denn, wie man sie repariert, und sich nur wundert, dass jede Generation wieder eine Pestwelle durch das Land zieht, wo die gefürchtete Krankheit doch Jahrhunderte zuvor ausgeblieben war (mit ständig frischem Wasser in jedem Haus der Stadt und täglichem Baden in warmen reinen Wasser gibt es weder Pest noch Cholera oder Thyphus).

Und genau so wird es in Deutschland einmal eine Bevölkerung geben, die weder weiß, wie man Autos baut, noch wozu die Pflaster auf den Dächern, in längst vergangenen Zeiten Solarzellen genannt, eigentlich gut sind und sich nur freut, dass diese seltsamen metallischen Blöcke, in den jetzt vergessenen Zeiten einmal Castoren genannt, im Winter so schön Wärme abgeben, dass eine ganze Familie in dem Zelt neben dem Castor nicht frieren muss.

https://www.google.com/search?q=ruinen+von+angkor+wat&noj=1&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwic4MjYyLvUAhVI1hQKHWx4A68Q_AUICigB&biw=1014&bih=564

Gruß Mephistopheles


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