ja, sehr viel Chimären (Schauungen & Prophezeiungen)

Sagitta, Sonntag, 30.04.2017, 21:41 (vor 2551 Tagen) @ Taurec (4470 Aufrufe)

Die Gretchenfrage lautet, ob es sich überhaupt um zukünftige Ereignisse handelt, oder ob es nicht eher Chimären sind, die uns scheinbar stets voraus vor der Nase baumeln.

Guten Abend!

Unter dem nachfolgenden LINK findet sich, auf "Windeln.de" und hebammengeprüft, ein kurzer Abriss dazu, wie ein Neugeborenes bzw. Kleinkind das Sehen lernt.

http://www.windeln.de/magazin/baby/entwicklung-baby/wie-was-babys-sehen.html

Das Erlernen des Sehens dauert sehr lange und ist ziemlich kompliziert, wenigstens wenn man es von außen betrachtet und analysieren will. Mit dem anderen Sehen, also dem 'Schauen' ist es nicht anders. Es muss sich genauso einspielen - und wie ich mehrfach angedeutet habe, dauert das ebenfalls mehrere Jahre.

Wenn nun ein Kind mit zwei Jahren auf eine mit Schrift bedruckte Buchseite blickt, dann versteht es, obwohl es doch sehen kann, rein gar nichts. Es lernt das Lesen in der Regel erst später in der Schule, wobei Auge, Gehirn und Denken nun an einen neuen, weiteren Modus der 'Datenverarbeitung' gewöhnt werden müssen. Im Vergleich zum 'Schauen' wäre das etwa die Spezialisierung auf ein bestimmtes Thema: Leadbeater und Besant haben beispielsweise versucht, mit der Fähigkeit der Schau in die subatomare Ebene einzudringen und das dabei 'Geschaute' in Bildern zeichnerisch festzuhalten. In Bruchstücken ist ihnen das auch ganz gut gelungen, es war eine Pionierarbeit (wie die Wiederentdeckung Amerikas durch Kolumbus), die seither keine Nachfolger mehr gefunden hat.

Hier auf dem Forum herrscht offenbar die (stillschweigende) Ansicht, dass es Blicke in die Zukunft gibt, die so klar sind wie ein Kinofilm und dann eine objektive Realität zeigen - was immer man sich unter 'objektiv' nun vorstellen mag. Schon mal mit einem Kleinkind im Kino gewesen? Wenn es schläft, dann ist's ja gut, in der Regel wird es aber unruhig - und man wird das Kino mit ihm wieder verlassen müssen. Mit den Augen sehen können, genügt nicht, um mit der Welt was anfangen zu können. Kinoblicke in die Zukunft helfen deshalb wenig bis gar nichts. Zuerst muss man die Bretter erkennen, die man vor dem eigenen Kopf hat. Die entscheiden viel mehr über die eigene Zukunft (siehe dazu ganz unten).

Wer erinnert sich an jenen Moment der Kindheit, wo einem bewußt wurde, dass das, was man im Schlaf, das heißt im Träumen erlebt, etwas anderes ist, als die Realität beim Wachen? Es ist ein sehr wichtiger Moment. Er könnte die Frage aufwerfen, ob die Realität des Alltags die einzige ist - und man könnte dann auf den Gedanken kommen, sich nach weiteren Realitäten umschauen.

Kleine Kinder haben nämlich eine dritte Wahrnehmungsweise und Wachheit, sie können 'schauen', manche sind sogar sehr begabt darin. Aber wie könnten sie verstehen, was dabei geschieht? Von ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen bekommen sie hier keinerlei Hilfe. Deswegen geht diese eigentlich natürliche Fähigkeit, außer wenn sehr stark oder pathologisch, im Lauf der jugendlichen Entwicklung wieder verloren. Genauso wie das Schwimmen, für das es beim Menschen ein angeborenes Reflexmuster gibt. Wenn die Eltern diese angeborenen Reflexe nicht gezielt fördern, gehen sie eben 'verloren'. Und man muss dann später halt in den Schwimm-Unterricht gehen ...

Die echten Schauungen, die hier auf dem Forum zitiert und besprochen werden (es sind nur sehr wenige), sind in der Regel nur Bruchstücke und Zufallsfunde, mehr oder weniger solitäre Erfahrungen. Und wenn bei dem einen oder der anderen Schauenden sie phasenweise verstärkt auftreten oder sogar ständig - dann ist es immer noch nicht gesagt, dass man sie auch richtig versteht und interpretiert. Denn wie eingangs gesagt, ist für den Umgang mit Schauungen bzw. für das Leben in und mit der Schau ein gleichartiges Lernen notwendig wie für das Kleinkind im Falle des Sehens mit den beiden Augen.

Wenn man sich auf den Prozess der Schau einlässt bzw. ihn zulässt, ihm also den nötigen Entwicklungsfreiraum verschafft und die passende Umgebung, dann wird er sich ganz natürlich entwickeln (so wie das ja weitgehend automatisch mit dem optischen Sehen im Laufe des ersten Lebensjahres geschieht). Es zeigt sich dann aber, dass der Schauungszustand nicht nur Präkognitionen beinhaltet sondern noch ganz andere Arten von Wahrnehmungen und Interaktionsmöglichkeiten mit der Wirklichkeit, sowohl der mit hiesigen wie auch mit der 'jenseitigen' bzw. 'anderen' ...

So war etwa die schöne Vision, die @Phoebus mitgeteilt hat

https://schauungen.de/forum/index.php?id=35353

überhaupt keine Präkognition, noch hat sie (wie von ihm vermutet) irgendetwas mit 'der Menschheit' zu tun. Sondern nur mit ihm allein. Leider müsste, wenn eine solche Vision angemessen 'erklärt' werden sollte, sehr viel psychologisches und kulturgeschichtliches Material hier dargestellt werden können, und es müsste außerdem möglich sein, unbefangen und neutral über Religion und Glaube zu sprechen. Es ist dies - und vieles andere Wünschenswerte -, das sehe ich ein, auf dem Forum hier einfach nicht möglich.

Der Zustand der Schau jedenfalls kann erlernt werden, genau wie auch das Sehen mit den beiden Augen - oder das Schwimmen. Und man kann dann mit der 'Schau' genauso umgehen wie mit dem alltäglichen Sehen. Es erschließt sich einem dann eine neue Wirklichkeit und Welt - in der man sich dann aber genauso (mühsam ...) erst zurechtfinden muss wie in der alltäglichen Welt. Das ist dann ein Lernen und ein Erfahrungsammeln, das über den eigentlichen Prozess und die Fähigkeit des Schauens an sich hinausgeht. So gibt es beispielsweise in dieser anderen Wirklichkeit Entitäten eigener Art, ganz wie es hier, im normalen Alltag, etwa Landschaften, den Himmel, die Sonne, Bäume, Tiere, Luft und Wind gibt. Im Laufe der Zeit lernt man, mit den Phänomenen der anderen Wirklichkeit genauso umzugehen wie mit den Alltagsrealitäten. Man erkennt dann, dass beide Welten in gewissem Umfang aufeinander bezogen sind und miteinander zusammenhängen, jedoch ist die andere Welt noch umfangreicher als die hiesige.

Sehen durch die Augen eines Anderen gibt es nicht. Es ist ein Grundgesetz dieser und der anderen Welt, dass es eben Individuen bzw. Individuelles gibt - und die Dinge alle von einander geschieden sind. Nur durch sehr langes Zusammenleben und außerordentlich gutes gegenseitiges Verstehen kann zwischen zwei Individuen (etwa auch Mensch und Tier) eine solche Nähe entstehen, dass man fast gleichartig und 'wie eins' empfinden kann, wenn man gemeinsam ein drittes Phänomen beobachtet oder beurteilt oder in ein Geschehen gemeinsam eingebunden ist. Damit ist dann immer noch nicht gesagt, dass man (gemeinsam) Realerkenntnis hat. Objektivität ist eine Sache für sich ...

Es gibt ferner die Möglichkeit, sich in die Gedanken und Gefühle einer anderen Entität 'hineinzuspüren' (taucht in der katholischen Literatur als 'Seelenschau' auf, in den Neurowissenschaften neuerdings ansatzweise als 'Spiegelneuronensystem'), doch dann bleibt diese Entität (Person, Tier, Pflanze, Geist etc.) trotzdem ein (vom Schauenden) getrenntes Wesen. Man berührt u. U. viel und mehr, als mit normalen Augen und Einsicht möglich wäre, aber immer noch ist man nur an der Oberfläche.

Im Falle von 'Besetzungen' wiederum wird das psychophysische System des 'Besetzten' weitgehend unterdrückt bzw. auf elementare Funktionen reduziert, so dass man ebenfalls nicht sagen kann, die 'besetzende' Entität sehe mit den Augen des 'Besessenen'. Vielmehr äußert sie sich (drückt sich aus) mit Hilfe von dessen Körperlichkeit, wobei aber die eigene Individualität des Besessenen ausgeschaltet wird, d.h. es findet eine Wesensveränderung oder zumindest Wesensüberlagerung statt. Rein für den Bereich des Sehens brauchen Entitäten der 'anderen Realität' überhaupt nicht die Hilfe von körperlichen oder anderen Wesen, denn sie können alles direkt sehen (weil der Prozess des Sehens, ob alltäglich oder genauso in der Schauung rein energetischer Natur ist). Sie können aber nur das sehen, was ihrer Natur bzw. ihrem Wesen entspricht. Die gleiche Regel gilt auch für den schauenden Menschen. Wenn es sich um Inhalte handelt, die außerhalb des persönlichen Bereiches des Schauenden liegen (z.B. ein 'Hellseher' soll über eine andere Person etwas aussagen), dann braucht der Schauende einen 'Carrier', einen Anhaltspunkt (Foto, Name, Erzählung, Gegenstand, Anwesenheit o.ä.), über den er in das Wirklichkeitsfeld des Betreffenden einsteigen kann.

Einschub: unpersönliche Sachverhalte (etwa ein Vulkanausbruch, ein wissenschaftlicher Sachverhalt) oder allgemeines geschichtliches Geschehen (was ist das?) können (auch präkognitiv) nur 'geschaut' werden, wenn man sich mit ihnen vorher inhaltlich auseinandergesetzt und einen (wie auch immer gearteten) Bezug zu ihnen gefunden hat. Oftmals ist dann eine entsprechende Schauung SYMBOLISCH (in Analogien oder Bildern), weil zwar ein grundsätzliches inhaltliches Erkennen bzw. eine Wesenserkenntnis in der Schau dann tatsächlich entstanden ist, aber der betreffende Prozess nicht in allen realen Details schauungsmäßig erfasst (und vor allem hinterher erinnert!) werden kann. Diese Fähigkeit der Zusammenfassung in ein Symbol oder ein Bild ist eine der bemerkenswertesten Leistungen der Schauungsseele.

Vor sehr langer Zeit hat @Wizard hier (oder auf einem anderen Forum?) einen 'Traum' eingestellt, in dem er beschreibt, wie 'er' in einem Auto fährt und in ein Firmengelände eindringt etc. - und wie er, als Wizard, dabei weiß, dass nicht er das ist, der da fährt (bzw. gefahren wird) und handelt. @Wizard äußerte dann die Vermutung bzw. Ansicht, dass das 'geschaute' Geschehen real und/oder präkognitiv war. Ich hoffe, ich erinnere das richtig (auf die Schnelle konnte ich seinen Text nicht finden). Ich kenne derartige Zustände und Erfahrungen ebenfalls (durch etwa ein Dutzend solcher Erlebnisse, was nicht viel ist). Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich in solche Szenen hineingerate, wenn eine bestimmte Resonanz zwischen der betreffenden 'geschauten' emotionalen und gedanklichen Situation und mir besteht. Ich bin aber auch zum Schluß gekommen, dass ich in solchen Fällen nicht 'durch die Augen eines Anderen sehe und empfinde, sondern dass ich durch 'allgemeine Fernsicht/Telepathie' an einer solchen Situation teilnehme. Das heißt: ich sehe dann nicht 'durch die Augen und Seele eines Anderen' sondern quasi über seine Schulter hinweg, und kann in der gleichen Situation im nächsten Moment auch aus einem anderen Blickwinkel heraus wahrnehmen bzw. solche Dinge sehen, die der andere mit 'seinen' Augen gar nicht sehen könnte.

Ich habe diesen Beitrag geschrieben, weil ich heute etwas Zeit hatte, und um zu zeigen, dass ich mich dem Forum verbunden fühle. Künftige Nordseefluten und menschliche Greuel interessieren mich aber nicht mehr so sehr (hier ist alles ungefähr klar), desgleichen nicht die allgemeine Weltlage der Gegenwart, wie sie hier meist dargestellt und verstanden wird. Und was das Phänomen der Schauung betrifft, so ist die Perspektive des Forums eben sehr eingeschränkt: es werden nur solche Schauungen für Wert erachtet, die (vermutlich) Präkognitionen sind. Tatsächlich sind Präkognitionen aber nur ein winziger Bruchteil bezogen auf das breite Spektrum möglicher Schauungsinhalte bzw. der 'anderen Welt'.

Man tritt in diese 'andere Welt' dann ein, wenn man die alltägliche Welt ausblenden kann, ohne die Wachheit (Aufmerksamkeit) dabei zu verlieren. Danach beginnen dann all die eingangs angedeuteten Lernprozesse.

Für die Bemeisterung der Zukunft wäre es aber sehr umständlich, die Zukunft sich erst durch (systematische) Präkognition, also indirekt, und mit anschließender intellektueller Diskussion (wie hier auf dem Forum) zu erschließen und sich dann entsprechend auf diese (eigentlich akademisch zusammengeschusterte) Zukunft vorzubereiten - im Sinne einer 'Anpassung'.

Der Mensch hat ein Quentchen Schöpferkraft (Intentionalität) und kann deshalb Zukunft auf direktem Weg mitgestalten. Die Zukunft ist immer das, was wir (möglicherweise unbewußt) wollen und uns vorstellen. Oder das, was Andere für uns woll(t)en, wenn wir uns nicht (von ihnen) freimachen können.

Beste Wünsche und Grüsse, Sagitta


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