Objektive Transzendentalien (Schauungen & Prophezeiungen)

Sagitta, Sonntag, 19.03.2017, 02:50 (vor 2567 Tagen) @ Taurec (1843 Aufrufe)

Guten Morgen Taurec!

Eigentlich hätte ich Grund, mit Deiner Antwort unzufrieden zu sein, denn sie ist zunächst mager:

Phoebus Erlebnis bringt der Allgemeinheit nichts.

Das Substantielle und Brauchbare ist das, was "der Allgemeinheit etwas bringt"?

Damit meinst Du vermutlich, die Allgemeinheit des Forums hier, die sehnsüchtig auf Details und Zeitangaben zur so genannten Weltenwende wartet. Damit meinst Du aber wohl nicht die große und allgemeine Öffentlichkeit da draußen in der Welt, die das, was auf dem Forum hier geboten wird, wohl als wenig "brauchbar" und "substantiell" qualifizieren würde. Beide Begriffe unterliegen also der Konvention einer Gruppe, wobei die Grenze der Gruppe mehr oder weniger groß gezogen werden kann und darüberhinaus dem Wandel der Zeit unterliegt: an den Küsten Afrikas wurden früher Glasperlen als substantiell und brauchbar akzeptiert, was heute nicht mehr der Fall ist ...

In Deinem Beitrag sprichst Du aber Weiteres an, das schon interessanter klingt:

Eine wirklich substantielle Schauung würde Elemente enthalten, die sich durch Abgleich mit der Wirklichkeit verifizieren lassen, weil sie etwas objektiv Existierendes beschreiben, das dem Seher zuvor nicht bekannt war.

Hier würde ich nachfragen wollen, was denn nun die Wirklichkeit bzw. das objektiv Existierende sein soll. Eine Präkognition, die bestätigt wird? Oh wie nett! Meine eigene Antwort dafür ist: das Wirkliche und das Objektive ist ebenfalls nur eine Konvention. Beispielsweise bemühen sich die modernen Wissenschaften (die von manchen hier auf dem Forum durchaus verachtet werden) um eine objektive Sicht auf die Wirklichkeit. Sie versuchen, Sachverhalte in einer Art und Weise festzustellen und zu beschreiben, die unabhängig von ihrem jeweiligen Beobachter sind, sogar unabhängig vom gleichen Beobachter zu verschiedenen Zeiten. Durch diese intersubjektive, jedoch der (zuvor vereinbarten!) Methode und Konvention unterworfene Arbeit wird Wirklichkeit erst konstituiert. Doch ist damit immer noch nicht gesagt, ob diese dann auch angemessen und zudem wahr beschrieben wird. Möglicherweise weiß die moderne Medizin noch gar nicht so viel - oder nicht das eigentlich Wichtige vom Menschen ...

Zu allem Unglück gibt es 'wirkliche Dinge' und 'objektive Tatsachen', die überhaupt gar nicht materiell sind. Mit denen ist am schwierigsten umzugehen, obwohl sie eigentlich die klarsten Entitäten in diesem Kosmos sind. Dazu gehören beispielsweise die mathematisch fassbaren Proportionen, die im Elektromagnetismus oder etwa bei der Gravitation feststellbar sind - und die mutmaßlich quer durch das Universum reichen. Räumlich und zeitlich gesehen. So ganz genau kennt man sie allerdings auch noch nicht ...*)

Gleichermaßen abstrakt und dennoch sehr 'real' sind gewisse Strukturen unseres Bewußtseins. Die 'Philosophie' hat hier bereits Einiges sondiert, ich nenne etwa die 'Ideen' Platons, die 'Kategorien' Kants, die 'Prototypen' Schopenhauers. Tatsächlich hat @Phoebus gerade in diesem Bereich etwas sehr Reales, Objektives und Wahres gesehen, für das man ihn beglückwünschen muss.

@Rauhnacht hat Andeutungen gemacht, die grundsätzlich richtig sind. Ich werde versuchen, sie zu ergänzen.

MfG, und einen schönen Sonntag wünschend,
Sagitta

*) Beispielsweise ist gar nicht sicher, ob die Gravitationskonstante überhaupt eine Konstante ist.


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