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Sagengestalten sind keine echten Seher (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Samstag, 07.01.2017, 20:27 (vor 2659 Tagen) @ Dannylee (3746 Aufrufe)
bearbeitet von Forumsleitung, Sonntag, 08.01.2017, 08:45

Hallo!

das ist eine Behauptung Deinerseits. Woher willst Du das wissen?;-) Laut Tribun hatte
der Bauer aus Selb seine Schauungen zwischen 1971 bis 1984. Auch die Hutschau kommt
darin vor.
www.schauungen.de/forum/index.php?id=30740

Das schließe ich daraus, daß es eigentlich auszuschließen ist, daß jemand als zukünftige reale Tatsache etwas sieht, das zuvor von Unbekannt erfunden und legendären Märchengestalten der Volkssage zugeschrieben wurde.
Eigentlich ganz logisch.

Die Aussage des Bauern ist ähnlich schräg, als hätte er Hänsel und Gretel gesehen.

"7. Schauung "Vielleicht die Warnung ? Die Schau der neuen Hutmode"

'Bei diesem Traum war im Hintergrund jemand dabei. Dieser jemand zeigt auf zwei Damen die schöne Kleider trugen, eine Art Trachtenkleidung. Sie trugen zylinderartige Hüte, die Farbe der Hüte war blutrot und die Hüte hatten eine schwarze längere Schleife hinten hinunterhängend. Wahrscheinlich ein schwarzes Rapsband.
Die Stimme sagte mir: Siehe dies kommt unmittelbar vor der Katastrophe. Die Hüte werden noch Mode werden auch hier auf dem Lande. Nicht nur ein paar Damen mit Hüten, nein viele Damen werden diesen Hut tragen. Es wird Mode. Wenn das Mode wird, wird hinterher alles schlimmer.'"

Meine Vermutung: Da hat ihm jemand (eine menschliche Seele im Jenseits) etwas gezeigt, das in der geistigen Welt als "archetypisches Bild" oder frei flottierende feinstoffliche Gedankenform vorhanden ist (bei Abdrushin "Gedankenzentralen" oder ähnliches – in diesem Aspekt bin ich bei ihm). Solche Formen bilden sich im kollektiven Gedächtnis, bzw. nehmen durch Tradierung von Mund zu Mund in der geistigen Welt allmählich Gestalt an und können von Seelen, die dazu in Resonanz stehen, aufgeschnappt werden. Das ist hier womöglich passiert.

Sollte so etwas möglich sein, fügt es allem ein unberechenbares Element hinzu, was bei uns als vermeintlich echt Zukunft zeigende Seherschau ankommt.

Ich prophezeie Dir: Wir können lange auf die roten Hüte warten, nichtsdestoweniger wird immer mal wieder irgendwo eine Frau einen roten Hut aufsetzen.

Die Alternative wäre: Der Bauer aus Selb hat sich selbst diesen jemand, der ihm das mitgeteilt hat, zusammen mit der Mitteilung nur eingebildet, was für uns sogar die günstigere Variante wäre.

Der Grund für diese Hypothesen? Eine Erklärung finden für den ersten von mir geschriebenen Absatz dieses Beitrages.

Aber mal andersherum: Warum sollen vergangene und gegenwärtige Seher zu ein und demselben evtl. zukünftigen Ereignis nicht doch mal übereinstimmende Schauungen haben?

Diese sogenannten "vergangenen Seher" haben in diesem Fall niemals je gelebt, sondern sind (mit Ausnahme Stormbergers) vollständig erfunden.
Der Stormberger ist in einem Glashüttenkalender des 18. Jahrhunderts namentlich nachweisbar. Aber seine angeblichen Prophezeiungen wurden ihm erst im 19. Jahrhundert (alle frei erfunden oder Volkssagensprüche unbekannter Herkunft) zugeschrieben.
Wenn also ein heutiger Seher diese Märchensprüche "sieht", steht meines Erachtens in Frage, daß es sich um eine vertrauenswürdige Quelle handelt.

Sagen enthalten oft 'nen wahren Kern.

Der "wahre" Kern besteht jedoch nicht in bestimmten, kleinsten Details, sondern in den groben Zügen und großen Motiven, die durch die erzählte Geschichte symbolisiert werden.
In den Volkssagen spiegelt sich der empfundene Verfall wider, der mit eschatologischen Prophezeiungen abgeglichen wird. Die Wahl der Motive, die rein plakativ sind, entspricht den Zufällen der historischen Oberfläche.
"Rote Hüte" steht in der Tat nicht für "rote Hüte", sondern z. B. für extravagante, ganz und gar nicht christlich-bescheidene neuzeitliche Frauenmode, was von der Volksseele vergangener Zeiten völlig zurecht als Zeichen des Untergangs gewertet wurde, weil die Kultur, Sitten und Moral bereits begannen, ihre Form zu verlieren.

Tut mir leid. Nimm's mir bitte nicht übel: Das sehe ich ein klein wenig anders. Kündeten die alten Überlieferungen nicht davon, dass sich eines Tages "die Weiber gewanden wie die Mannsleute und sogar Hosen tragen"?;-)

Alles erst im 19. Jahrhundert erfunden, als die ersten Frauenbewegungen aufkamen und Frauen begannen Hosen zu tragen. Es gibt hierzu keine alten (älter als 18xx), authentischen, echten Seherschauungen.
Es wird in der Regel nicht gelingen, irgendeiner dieser Volkssagengestalten eine Historizität (Taufeinträge, Heirats-, Sterberegister) nachzuweisen. Vielmehr wird man eine Reihe Texte mit verschiedenen Herkunftsangaben finden, die sich alle auf merkwürdige Weise in Duktus-, Motiven und Grundausagen ähneln. Das führt letztlich zu dem Schluß, daß lediglich verschiedene Personen frei herumerzählte Motive neu aufbereitet und weitertradiert haben.

Das ganze ist genau dasselbe wie die bis zu Grimms Zeiten in verschiedenen Varianten herumerzählten Märchen mit dem Unterschied, daß die Prophetie nicht in der Vergangenheit oder fiktiven Königreichen, sondern in der Zukunft spielt. Lediglich die zeitliche Zielrichtung ist anders.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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