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Kommentare zu Famoso (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 10.08.2016, 12:06 (vor 2788 Tagen) @ mica (3015 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 30.08.2017, 19:13

Hallo!

was Lou Famoso betrifft beschleicht mich jedes Mal, wenn ich die "Wertung" sehe das Gefühl, er wäre von dir und BB sehr subjektiv bewertet worden - z.B. weil ihr seinen amerikanischen Slang nicht ausstehen könnt.

Der Grund ist, daß die Geschichte, wie er die Vision bekommen haben will, sowie die Vision selbst absurd sind.

  • Er wird von der Druckwelle seines explodierenden Autos 6 bis 9 Meter durch die Luft geschleudert. Brennende Autos explodieren allerdings nicht. Das gibt es nur im Film. Siehe hier.
  • Er hat eine klaffende Kopfwunde und stopft sich einfach seinen Plüschtiger rein. Damit das überhaupt möglich wäre, müßte es sich um ein Loch im Schädel mit austretender Gehirnmasse handeln. Es wäre ein Wunder, wenn ihn das nicht getötet hätte. Er stopft sich aber den Plüschtiger rein. Ziemlich unglaubwürdig.
  • Von einer außerkörperlichen Erfahrung, wie er sie beschreibt, habe ich noch nie etwas gehört. Bestenfalls schweben Menschen kurz über ihrem Körper oder dem Raum, in dem sie sich befinden, ehe sie "hinübergehen". Seine Darstellung (rumlaufen, zur Seite treten, Durchsichtigkeit des "Astralkörpers") entspricht aber Geistern frisch Verstorbener in amerikanischen Filmen und Fernsehserien, von denen er sich offenbar hat inspirieren lassen. Besser hätte er vor seiner Fälschung ein Buch über Nahtoderlebnisse gelesen, um eine authentischere Geschichte zu erzählen.
  • Er steht zu Beginn seiner Reise Luzifer ("der ausgestoßen wurde") persönlich (!) gegenüber und kann sich zwischen Engeln entscheiden? Ach ja? :stutz:
  • Famosos wäre der einzige mir bekannte Fall, in dem jemand das gesamte Universum mit anderen, bewohnten Planeten gesehen hätte. => :stutz:
  • "Ich sah ein großes Erdbeben der Magnitude 8.6 in einem Ort mit Namen EUREKA." Er soll allen Ernstes eine Erdbebenmagnitude gesehen haben? Ein "verheerendes Erdbeben" wäre glaubwürdiger gewesen, aber eine im Grunde gar nicht erfahrbare, abstrakte Zahl?
  • "Eine Raumstation schien wegen einer Explosion im Inneren vom Himmel zu fallen." Etwa wie ein Stein, statt noch einige Zeit im Orbit zu verbleiben und langsam absinkend zu verglühen, was physikalisch richtiger gewesen wäre?
  • "Die Sonne dehnte sich und warf riesige Plasmabälle aus, mehr als je in der Vergangenheit und eben in die Richtung der Planetenbahnen. Ich konnte meine Augen nicht von der Erde und den Auswirkungen dieser Eruptionen nehmen. Eine große Masse zog an mir vorbei, größer als jeder der mir bekannten Planeten, und als sie vorbeizog, sah ich die Erde wild kreiselnd, wie ein Kreisel am Ende seiner Drehung."
    Die Sonne hat noch nie in ihrer Geschichte "Plasmabälle" ausgeworfen und sich erst recht nicht "gedehnt". Allerdings muß er den Auswurf eines "Balles" behaupten. Selbst wenn die Sonne Materie auf Planetenbahnebene und ausgrechnet in Erdrichtung auswürfe (was äußerst unwahrscheinlich ist), würde sie sich auf den 150 Millionen Kilometern zur Erde nach dem Abstandsquadratgesetz derart verdünnen, daß hier keine großartigen Auwirkungen mehr zu beobachten wären. Folglich ist es nötig, von einem gezielten Ball auszugehen. Das ist aber (astro-)physikalischer Unsinn.
  • "Die Rotation stoppte, begann langsam wieder, war aber schräg und ich wurde näher ran gezogen, wie im Blick durch ein Vergrößerungsglas."
    Die Rotation der Erde kann gar nicht stoppen. Völliger Unsinn. Es hat keinen Sinn anzunehmen, er hätte eben physikalisch inkorrekt, aber dennoch Korrektes gesehen. Schon die physikalische Ursache der Katastrophe ist Unsinn. Bei Abzug alles Unsinnigen bleibt nichts Brauchbares mehr übrig.
  • "Die Aschewolken die die Erde zuvor umhüllten dünnten aus und wie ein geflickter Kessel, der seine Flecken verliert, sah ich die Ozeane steigen, zuerst den Pazifik, entlang des „Feuerrings“, dann die anderen, gleichzeitig. Als sich die Wasser über die Landmassen erhoben, begannen die Landmassen mit zunehmendem Druck unter dem Wasser abzusinken."
    Wie soll das Steigen der Ozeane funktionieren? Wo kommt das zusätzliche Wasser her?
    Falls die Erdrotation stoppte, würden die Ozeane rund um den Erdball rasen. Ein solches Stoppen ist aber physikalisch völlig unmöglich.
    Diese Megatsunamis würden außerdem nicht auf die Landmassen drücken, da die Ozeane bald wieder in ihren Betten wären. Das Wasser müßte tatsächlich dauerhaft steigen und auf die Schollen drücken. Wo kommt also das zusätzliche, dafür nötige Wasser her?
    Das Absinken würde außerdem ähnlich der Hebung Skandinaviens seit der letzten Eiszeit viele Jahrtausende dauern.
    => Famosos Beschreibung ist physikalisch absolut inkonsistent. Bei Abzug aller Unsinnigkeiten bleibt nicht der Hauch einer brauchbaren Information übrig.
  • "Als der Druck den Drehmoment der Erdachse ausgeglichen hatte, sah die Erde nicht mehr aus wie noch Augenblicke zuvor." Was soll das überhaupt heißen: "der Druck gleicht das Drehmoment aus"?
  • "Städte, errichtet durch die Alten, vormals vom Ozean bedeckt, wurden nun von den Überlebenden dieser neuen Welt bevölkert." Da stehen also seit Urzeiten völlig inakte Städte nur auf das Wiederbevölkern wartend auf dem Meeresboden, die zudem die Katastrophe unbeschadet überstanden haben im Gegensatz zu allen anderen Städten des Planten? Ach ja??? Spätestens an dieser Stelle schaut Famoso noch nicht mal mehr mit den Schuhabsätzen aus der Tonne heraus.
  • Am Ende bekommt er vom Lichtwesen noch die Seelenschau geschenkt und die Gabe, immer die Wahrheit zu kennen. Für Famosos weiteres Leben sicher praktisch. So hat er bis heute die Lizenz zum Rechthaben auch gegenüber jedem, der seine Vision anzweifelt. Dann kann er einfach das Gegenteil behaupten und hat recht. :-D
  • Um der Absurdität noch die Kirsche aufzusetzen, behauptet Famoso, seine Verletzungen, inklusive dem gigantischen Loch in seinem Schädel, seien noch während des Nahtoderlebnises, quasi auf dem Weg zur Gefriertruhe in der Leichenhalle von selbst geheilt! Für wie blöd hält er seine Leser eigentlich?
    Allerdings ist solches ebenfalls sehr praktisch. So kommt er nicht in die Nöte, einem kritisch Nachfragenden Operationsnarben oder gar die Stahlplatte im Schädel zeigen zu müssen. Der Mann hatte offenbar noch nicht mal einen Unfall, auf dem er seine Geschichte hätte aufbauen können. :lol3:
    Nebenbei: Er lag sieben Tage im Koma, aber völlig geheilt, und niemand hat es eine Woche lang für nötig befunden, das Blut von seinen schon geheilten Wunden zu entfernen? Das macht ausgerechnet eine Krankenschwester zu dem Zeitpunkt, an dem er aufwacht? Und das soll zufällig eine Pflegerin gewesen, die seine Geschichte über den Sani, der im OP seine Hand verband, sogleich bestätigen kann? :lol:
  • Das "'folgen-Sie-meinen-Fingern-und-wieviele-sind-es' Arzt-Ding": Hat das schon jemals ein Arzt gemacht oder kommt das ebenfalls nur in US-Filmen und Serien vor?

Mit "Slang" hat das nichts zu tun. Die Geschichte ist einfach durchwegs unglaubwürdig. Der Mann hatte keine spirituelle Erfahrung und ist, wenn er sich solchen Schmarrn ausdenkt, offenbar spirituell auch nicht gerade hochstehend.

Wenn im Diskussionenfaden zu seinem Text die physikalischen Verhältnisse seiner Schau bemängelt werden, frage ich mich weiters, was mit all den anderen Schauungen ist die physikalisch ebenso nicht nachvollzogen werden können und trotzdem Bestand haben in eurem System.

Lou Famoso hatte eine spirituelle Erfahrung - das geht aus dem kompletten Text hervor; in dieser wurde ihm aufgetragen die Menschheit zu warnen. Er hatte im Jenseits kein Phsyikstudium absolviert.

Außer der New-Age-Idee der Reinigung der Erde und Erhebung in die nächste Dimension, die er sich sich wahrscheinlich angelesen hat, bleibt von Famosos "spiritueller Erfahrung" nach Abzug des physikalischen Unsinns nichts übrig.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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