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Der Waldviertler und wo er seine Ideen her hat (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 28.07.2016, 09:11 (vor 2819 Tagen) @ Sagitta (5876 Aufrufe)
bearbeitet von Forumsleitung, Donnerstag, 28.07.2016, 17:23

Hallo!

Russen kämpfen anfangs (?!) gegen Mächte aus dem Osten.

Das rührt wahrscheinlich daher, daß der Waldviertler in seinen älteren Briefen sich eine fiktive Endschlacht zwischen Russen und Chinesen zusammengezimmert hat:

"Bereits vor der Endschlacht wird es bei uns wegen der stets wechselnden Front kaum ein Haus geben. Diese findet am Beginn hauptsächlich zwischen den kommunistischen Verbänden und China, vorwiegend mit sehr beweglichen Panzern, in und um die CSSR statt."

Mit Moslems hat das sicher nichts zu tun.

Auch die Atombomben und die weggesprengten Bergspitzen beim Waldviertler sind mit einiger Wahrscheinlichkeit zusammenphantasiert. Er durchmischt laufend eigene Schauungen mit Vorstellungen, die man oder er sich im kalten Kriege vom Ablauf eines solchen Krieges machte.

"Es werden dann gehäuft A-Waffen eingesetzt, ganze Berge weggesprengt, um die anderen zu erschlagen."

Daß er alles in einer Satzreihe nennt, lediglich durch Kommas getrennt, bedeutet, daß er tatsächlich Bergsprengungen eng mit Atombomben in Verbindung brachte.

Da er aber, anders als bei vielen anderen Szenen, gar keine Beschreibung seines eigenen Erlebens gibt, gehe ich davon aus, daß es sich bei den Bergsprengungen nicht um echte Schau, sondern eine Vorstellung des Waldviertlers handelt.

Ähnlich ist es ja mit seinen Atomwaffenzündungen in großer Höhe über der Adria, die schon physikalisch unsinnig sind. Er selbst sah durch Schau aus seinen eigenen Augen lediglich (oder bestenfalls) Erdbeben im Waldviertel.

"Die Überschwemmungen im Mittelmeergebiet werden durch A-Waffenzündungen in großer Höhe über der Adria, von Norden beginnend, hervorgerufen. Die Erschütterungen sind bei uns deutlich spürbar."

Sogar die "Überschwemmungen im Mittelmeergebiet" sind zweifelhaft. Er setzt gleich zu Beginn des Briefes damit an, als würde er sich auf etwas früher Genanntes oder Bekanntes beziehen. Woanders werden bei ihm diese Überschwemmungen nicht beschrieben oder gar genannt. Er bezieht sich aber in seinem ersten Satz auf das Buch "Prophezeiungen bis zur Schwelle des 3. Jahrtausends" und gibt an, beschreiben zu wollen, wie er diese Ereignisse aus seiner eigenen Sicht erleben werde.
Das genannte Buch von Jules Silver besitze ich. Es hat wohl Sinn, es mal mit dem Waldviertler abzugleichen, um festzustellen, welche Ideen er von dort übernommen hat, die wir für Waldviertlerschauungen halten, nur weil er sie ebenfalls kolportiert.

Silvers Buch auf Überschwemmungen im Mittelmeergebiet zu durchkämmen ist etwas mühselig. Womöglich bezog sich der Waldviertler da auf Silvers Interpretation der kumäischen Sibylle. Dazu schreibt er im Kapitel "Eisvögel über Sardiniens Asche":
"[Zu Thessalien:] Es scheint, daß dieses Gebiet durch Erdbeben, Vulkanausbrüche oder infolge von Erdrissen, hervorgerufen durch Nuklearkraft, vom Festland losgerissen wird und dann im Meere versinkt, so daß es spurlos verschwindet.
Die Insel Sardinien wird völlig untergehen, aber sie wird eine Aschenspur hinterlassen."

=> Des Waldviertlers "Überschwemmungen im Mittelmeergebiet", hervorgerufen durch durch A-Waffenzündungen in großer Höhe über der Adria? Ich meine, ja!

Weiteres, was mir beim Durchblättern aufgefallen ist:

Bereits im Inhaltsverzeichnis dieses hanebüchenen Unsinnskonglomerats aus Silvers Feder lese ich: "Laser-Kanonen bei Lyon" Ob der Waldviertler da seine blitzeschleudernde Maschine her hat?
Silver vergewaltigt einen Nostradamusvers über Lyon und übersetzt diesen folgendermaßen: "Panzer zerschneidend, in Lichtern verborgen. Für Lyon naht der Tag des Sakraments."
Zuvor schreibt er: "Von Basel und Belfort aus stoßen wahrscheinlich starke östliche Verbände bis Lyon vor."
=> Es werden also die östlichen Verbände laut Silver von einer Laserkanone zerschnitten.
Und der Waldviertler echot:
"Dieses mondfähreartige Gefährt war mit einer blitzeschleudernden Maschine‘ ausgerüstet. Es ist das die einzige wirklich überlegene Waffe des Westens. Sie bewahrt Deutschland vor der totalen Niederlage."

Der Waldviertler behauptet zwar, er habe bereits 1967 Herrn Prof. Hoffmann von dieser Maschine erzählt. Nachdem aber eine derart abwegige Idee ausgerechnet in dem Buch vorkommt, auf das der Waldviertler sich ausdrücklich bezieht, keimt bei mir der Verdacht, er hätte nachträglich an dieser Schau heruminterpretiert, so daß daraus in Entsprechung zu Silver eine "blitzeschleudernde Maschine" wurde. Wer weiß schon, was er 1967 dem Herrn Professor tatsächlich erzählt hat?

Auch Silver steht völlig unter dem Atombombenparadigma, so daß das Lesen seines Buches fast schon körperliche Pein verursacht. Er phantsiert beispielsweise, die seichten Flüsse könnten durch Risse entstehen, in die das Wasser versickert. Diese würden freilich durch Atomexplosionen hervorgerufen werden. Mir scheint, der Waldviertler hat seine Vorstellungen weitgehend Silvers Buch entnommen und es bedarf keines großartigen Beweises mehr, daß er aus Naturkatastrophen standardmäßig Atomwaffeneinsätze machen würde.

Des weiteren phantasiert Silver über den ollen Daniel aus der Bibel:
"'Alles wird von der Luft verbrannt.' Es könnte sich dabei um allegorische Darstellungen des Abschusses von Waffenstrahlen aus den Erdsatelliten handeln."
Derartiger Blödsinn stimmt mich traurig. :ohoh:
Beim Waldviertler lesen wir dann aber: "Diese Brocken werden jedoch noch im Weltraum über Mitteleuropa – der Seher beobachtet das Schauspiel von seinem Hof aus – mit Raketen, die von einem Objekt im Weltraum aus abgefeuert werden – zerstört oder zumindest zerkleinert."
Ob er sich da nicht wieder hat inspirieren lassen? Daß er größere Objekte, Nebel, Trümmer(wolken) am Himmel sah, nehme ich ihm ab. So was kann man mit eigenen Augen in einer Schau von seinem Hof aus sehen. Die Waffenplattform glaube ich ihm aber nicht. Wie soll das in der Schau ausgesehen haben? Sah er sich da als geistige Entität im Weltraum schweben und den Satelliten mit eigenen Augen schießen? Oder doch nur eine von Silver übernommene und abgewandelte Idee?

Frei nach Nietzsche: Waldviertler-Dämmerung oder wie man mit dem Hammer interpretiert. (?)

Ich wäre jedenfalls vorsichtig damit, den Waldviertler als Beleg und Stütze für etwas anderes zu zitieren. Man könnte eine wirre Idee ohne Schauungsgrundlage erwischen.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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