Staatsform und Gemeinwesen (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Bea, Dienstag, 07.06.2016, 10:01 (vor 2852 Tagen) @ Taurec (4859 Aufrufe)

Hallo Taurec!

Ist die Schweiz in deinen Augen keine Demokratie?


Es hat allerdings keinen Sinn, die Schweiz als isolierte Insel zu betrachten. Sie ist wie der Rest Europas in das globale System eingebunden und mit dem Weltfinanzsystem verflochten. Damit ist sie wie der Rest der Welt Teil des "Weltstaates" und spricht die "Weltsprache" Demokratie, das politischen Werkzeug der Finanzoligarchie. In diesem Zusammenhang spielt es keine Rolle, ob man der Schweiz eine scheinbare Eigenständigkeit und ihren Bewohnern großzügigerweise zugesteht, über einzelne Belange abzustimmen, die wie hierzulande das System an sich und damit natürlich die einzig wichtigen Angelegenheiten in keiner Weise in Frage stellen. Insofern ist auch die Schweiz eine Demokratie, und zwar lediglich eine Spielart der real einzig möglichen, die man in einem Kleinstaat durchaus praktizieren kann.

In Wahrheit ist NICHTS isoliert, denn alles ist Teil des Großen Ganzen.
Trotzdem funktioniert es in der Schweiz ja ganz gut, da dort ja AUCH die Bedürfnisse der einzelnen Bürger berücksichtigt werden.

Meiner Meinung nach hat keine einzige Staatsform jemals "richtig" funktioniert.
Jedenfalls hörte bisher wirklich jede irgendwann auf zu existieren und gedient hat sie meist immer nur einer bestimmten Klientel und nicht etwa allen Menschen, die dem Staat angehörten und ihre Arbeitskraft und ihren Verdienst einbrachten.


Was Du als Staat verstehst und leichtfertig (womöglich aus Unwissen) über die ganze Geschichte ausdehnst, ist allerdings eine Erscheinung, die sich erst in den letzten zwei bis drei Jahrhunderten gebildet hat. Die meiste Zeit der Geschichte sorgten die Menschen selbst für ihren Lebensunterhalt und zahlten einen Bruchteil der heutigen Steuern, falls es überhaupt welche gab (!).

Nun, die Rede war ja von Staatsformen.
Und da kann man natürlich nur die berücksichtigen, die es gibt - egal, seit wann.

Staaten mit "Verfassungen" und folglich "Staatsformen" gab es außerhalb philosophischer Überlegungen vor dem 19. Jahrhundert praktisch gar nicht – auf das Abendland bezogen. Zuvor war es, wie ich schrieb, eine organisch gewachsene, funktional und hierarchisch gegliederte Ordnung, die auf Tradition und Gewohnheitsrecht basierte, das bestenfalls nachträglich kodifiziert wurde. Die organische Form des Gemeinwesens hat richtig funktioniert, und zwar für Jahrtausende!

Seh ich anders.
Es gab viele Aufstände - auch in vorstaatlichen Zeiten.
In einem gut funktionierenden Gemeinwesen müssen sich nicht gleichzeitig viele Menschen wehren.

Erst mit dem revolutionären Zusammenbruch der traditionellen Ordnung wurde es nötig (und war natürlich gewollt), Staaten mit Verfassungen zu bilden, die das zerstörte Gemeinwesen von oben herab durch eine künstliche, anorganisch-systematische, starre Struktur in einem Zwangssystem zusammenhalten.


ME wurde es "nötig", weil sich zuviele gegen die Machthaber stellten.
Und dies, weil diese praktisch nur an sich selbst dachten.

In der alten Ordnung hatte alles seinen Platz, so auch der Adel, der zwar (wie jede Familie, auch die bürgerlichen und bäuerlichen!) Privatpolitik betrieb, und das Priestertum, die aber beide durch ihre Stellung als Repräsentanz und Symbol für die göttliche Ordnung im Kosmos fungierten und somit eine metaphysisch begründete Daseinsberechtigung hatten.


Nun ja, das haben sie jedenfalls behauptet und für sich in Anspruch genommen.
Eine Daseinsberechtigung hat man auf Dauer aber nur, wenn man im Sinne des Großen Ganzen wirkt - also für ALLE!
Vergisst man das, kommt die Quittung in Form von Aufständen und Revolutionen.
Man wird ja sehen, ob Adel, Monarchie und Priestertum wieder einen bedeutenden Platz erhalten - darüber kann ich keine Aussage machen.
Ich selbst brauch das nicht.

Eine dies im Kern nicht berührende Angelegenheit sind die einzelnen Vertreter dieser Schichten, die aufgrund der menschlichen Unvollkommenheit in manchen Fällen durchaus despotisch herrschten und damit den Stellungen, Ämtern und Würden, die sie innehatten, nicht entsprachen.


Wenn es nur MANCHE gewesen wären....
Es war eher umgekehrt - diejenigen die weise und im Sinne des Volkes regierten, waren die Ausnahme.

Die heutige "Ordnung" (eher eine verfassungsmäßig festgeschriebene Unordnung) ist hingegen bar jeglicher Metaphysik. Sie ist allem Höheren sogar massiv feindlich.

Das stimmt und man kann das beklagen.
Es wäre allerdings wichtig, zu VERSTEHEN, wie es dazu gekommen ist und Wege zu finden, wie man eine - der Gesamtheit der Menschen entsprechende - alte oder neue Ordnung findet.
Ich glaube allerdings, dass sie "von selbst" entstehen wird, denn wir sind ja auf der physischen Ebene nur scheinbar alleine.

Anscheinend ist man heute im Allgemeinen von der eigenen Kultur schon derart entfremdet, daß man frühere Zeiten nur noch mit den Maßstäben der modernen Welt betrachten kann und so zu Bewertungen kommt, die eigentlich auf die heutigen Systeme zutreffen. Wie so oft ist genau das Gegenteil dessen, was einem Schule, Gesellschaft, Medien usw. vermitteln, richtig.


Nun, ich hoffe, du schließt mich in das "man" nicht ein! ;)
Ja - viele Menschen sind entfremdet, aber ich fände es ungerecht und auch unwahr, wenn man ihnen dafür die alleinige Schuld geben würde.
Es ist andererseits aber auch so, dass Kultur - auch innerhalb eines Volkes - sehr vielschichtig ist und ständig im Wandel begriffen.
Nur, weil andere Menschen nicht den eigenen Ausschnitt von Kultur teilen, heißt das noch lange nicht, dass sie tatsächlich entfremdet sind.

Herzliche Grüße

Bea


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