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Scheinbeweise der Religionsanhänger (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 31.03.2016, 19:14 (vor 2941 Tagen) @ Abbe Faria (2839 Aufrufe)

Hallo!

Die Evangelien jedoch behaupten von sich selbst historische Berichte über historische Personen zu sein, die von Augenzeugen (Matthäus und Johannes) oder von Gesprächspartnern von Augenzeugen (Lukas und Markus) aufgezeichnet wurden. Heute kursiert im Internet und in den Massenmedien, dass die Evangelienberichte über die Taten von Jesu Legenden seien, da die Kirchenleute und Urgemeinden alles Mögliche hinzugedichtet hätten. Solche Aussagen kommen recht flott daher, werden begeistert von Massenmedien, Dan Brown, Kopp-Verlag etc. etc. aufgenommen und verbreitet, sind aber willkürlich und ideologisch und haben mit dem aktuellen Forschungsstand wenig gemeinsam.

Wenn Du auf dieser Ebene argumentierst, sind es reine Zirkelschlüsse.

Natürlich würde auch eine Fälschung von sich behaupten, echt zu sein.

Um das Jahr 30 n. Chr. sagte Jesus die Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Römer voraus, was im Jahr 70 n. Chr. tatsächlich eintrat. Also sah die Bibelkritik sich gezwungen die Niederschrift der Evangelien auf die Zeit 70 bis 100 n. Chr. zu datieren. Schließlich durfte Jesus von einem Wissenschaftler nicht als ein wahrer Prophet, welcher der Zukunftsschau fähig war, angesehen werden.

Wie bei jeder Prophezeiung kommt es nicht darauf an, wann sie angeblich (!!!) getätigt wurde, sondern wann sie erstmals dokumentiert wurde.
Aus dem Text selbst heraus läßt sich dies nicht beweisen, weil bei einer Fälschung davon auszugehen wäre, daß sie (vor allem durch solche Aussagen) rückdatiert wurde.
Die Berichte über Jesus entstanden leider erst alle nach seinem Tode.

Deine "Argumentation" zeigt sehr plakativ, wie Gläubige vorgehen. Leider ist das unterm Strich nichts wert.

Übrigens ist das hier kein Religion- oder Bibelforum. Wenn Du uns hier mit fragwürdiger Logik die Bibel schmackhaft machen willst, würde ich Dich bitten ins christliche Johannesforum zu gehen:

http://www.prophezeiungsforum.de/forum

Echte Historiker und Philologen dagegen lehren, dass man sich von solchen kursierenden Mythen der neutestamentlichen Forschung verabschieden muss (konstantinische Wende, Rezension der Evangelien und ähnlicher Unsinn). Vielmehr zeigt sich nach und nach immer mehr, dass die Evangelien historische Berichte von höchster Genauigkeit sind.
Und dennoch gibt es nach wie vor viele Mythen der neutestamentlichen Forschung, die sich hartnäckig halten. Ein Mythos ist, dass die Evangelien »redaktionell« bearbeitet wurden, also dass zwar fromme aber überzogen enthusiastische Christen ( die nebenbei noch intellektuell unterbelichtet waren ) die Evangelien bearbeitet hätten, um Jesus von einem normalen Menschen zu einem Gott hochzustilisieren. Das heißt, dass bei den vier kanonischen Evangelien – die vier unterschiedliche Werke der Literaturgeschichte sind – der redaktionelle Vorgang viermal unabhängig voneinander hätte stattfinden müssen!

Dein Stil ist zwar intelligent, Deine Argumentation fällt jedoch auf den Nenner zurück, daß die Schriften eben unverfälscht sein müssen, weil Du an sie glaubst. Um das zu "beweisen" ist jeder intellektuelle Hakenschlag recht.

Man sei daran erinnert, dass das Neue Testament durch rund 5300 Handschriften überliefert ist. Dabei zeigt sich eine buchstabengetreue Überlieferung. Der zeitliche Abstand vom Ereignis bis zu den ältesten Handschriften beträgt etwa 20-250 Jahre. Bei griechischen und lateinischen Klassikern ist der zeitliche Abstand oft über 1000 Jahre, jedoch käme kein Historiker auf den Gedanken, die Zuverlässigkeit des Textes in Abrede zu stellen.

Griechische und lateinische Klassiker sind zumeist Werke der Literatur, die nicht als Fundierung einer Religion dienen und deren Echtheit damit keine Frage höchster Brisanz ist.

Würden eingefleischte Christen zugeben müssen, daß bezüglich der Authentizität ihrer Schriften zumindest Zweifel bestehen, gelangten wohl die Grundlagen des Glaubens an sich ins Wanken – jedenfalls bei denen, deren Glaube schon grundsätzlich nicht stabil ist, so daß sie einer Schrift überhaupt bedürfen, um sich selbst etwas zu beweisen und ihrer Erkenntnis auf die Sprünge zu helfen.

Die exakte Überlieferung von Manuskripten hat in der jüdischen Kultur eine starke Tradition. Die Juden verfügten über Fachleute (z.B. Masoreten und Schriftgelehrte), die Dokumente peinlich genau kopierten. Deshalb sind knapp zweihundert Jahre alte Texte von Shakespeare weit ungenauer und verfälschter übertragen worden, als die biblischen Schriften. (gilt auch für das AT)

Leider läßt sich aus Kopien ohne Originale keine Aussage über die Authentizität treffen. Daher ist die Echtheit der angeblich ältesten Schriftquellen wohl eher reines Hörensagen.

Es existieren keine Beweise, dass die Evangelien später als um die Mitte des ersten Jahrhunderts entstanden!

Das entspricht quasi der Umkehr der Beweislast. Nun sollen plötzlich die Textkritiker beweisen, daß der Text nicht alt ist, damit der Glaube an das Alter unangetastet bleibt. Eine solche Art der Argumentation ist blanker Unsinn, aber typisch für Leute, die Säulenheilige schützen müssen.

Um als echt zu gelten, muß eine entsprechend alte Quelle (am besten per Radiokarbonmethode bestimmbare Schriftstücke) vorhanden sein.
Fehlt eine solche alte Quelle, ist selbst nicht zu bestimmen, ob der Text nicht etwa sprachlich und inhaltlich per Prophezeiung ex eventu rückdatiert wurde.
So wird eigentlich bei der Erforschung von Prophezeiungen vorgegangen. Die Bibel sollte hier keine Ausnahme bilden, wenn es um vermeintliche Prophezeiungen darin geht oder die Authentizität angeblicher göttlicher Offenbarungen.

Ich will hier übrigens keinen Streit um Bibel und Religion.
Wer die Bibel nicht als menschengemachtes Machwerk mit allen damit einhergehenden potentiellen Irrtümern und Fälschungen betrachten, sondern sie lediglich aus sich selbst heraus als über jeden Zweifel erhabene "heilige Schrift" betrachten kann, ist wohl eher fehl am Platze.

Mit Gläubigen zu diskutieren, ist sowohl ermüdend, als auch nicht zielführend. Religiöse Grabenkämpfe sind unausweichlich. Es deutet sich schon in dem verächtlichen Ton an, mit dem Du "Skeptiker", "Kritiker", "Freidenker" behandelst. Was wärest Du dann? Ein Sklavendenker? Ein Denkfreier? ;-)

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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