Datierung / Augenzeugenberichte (Schauungen & Prophezeiungen)

Abbe Faria, Donnerstag, 31.03.2016, 18:46 (vor 2941 Tagen) @ BBouvier (2749 Aufrufe)

Hallo B.B.!
Ich bin kein Pater, gehe nicht mal in die Kirche.:-)

<datieren teils aus der Zeit 130 bis 150 Jahre nach Christi Geburt>


Bin der Meinung, stimmt so nicht.
Bereits im Jahr 1976 sprengte der Theologe A.T. Robinson – eigentlich ein liberaler – alles bisherige Schubladendenken in seinem Buch »Wie entstand das Neue Testament?«, indem er alle Evangelien vor das Jahr 70 n. Chr. datierte. Sehr zum Leidwesen der "Liberalen" und zur Freude der "Konservativen" hatte er entdeckt, dass nüchterne Textwissenschaft sich nicht von ideologischen Vorurteilen beeinflussen lassen darf.
Selbst der Prototyp des liberalen Theologen Adolf von Harnack erkannte als Altphilologe, dass seine Kollegen die Apostelgeschichte viel zu Spät datiert hatten. Er korrigierte diesen Fehler öffentlich. In seiner Studie erklärt er, dass die Apostelgeschichte vor dem Jahr 62 bzw. vor dem Jahr 64 entstanden sei. Das bedeutet dann, dass das Lukas-Evangelium noch davor, womöglich in den späten fünfziger Jahren, verfasst worden sein muss. tatsächlich datieren viele Historiker die Evangelien noch früher als in die fünfziger oder sechziger Jahre des 1. Jahrhunderts. Schließlich muss man erklären, weshalb die ersten Christen zwanzig, dreißig oder gar vierzig Jahre brauchen sollten, um die ersten schriftlichen Berichte zu verfassen. Noch heute glaubt man, dass das Johannes-Evangelium viel später als die drei Übrigen entstanden sei, weil es sich so stark von den anderen unterscheidet, aus diesem Grund meinte man, es sei ein Produkt der 2. oder 3. Generation der Urchristen. auch hier legte der Theologe A.T. Robinson in seinem Buch »Johannes - das Evangelium der Ursprünge« plausibel dar, dass das Evangelium in die späten sechziger Jahre zu datieren ist. Von daher ist es sehr wahrscheinlich, dass z.B. Levi Matthäus als Augenzeuge vieles mitprotokollierte oder zeitnah aufzeichnete.

Interessant ist auch, dass nichtchristliche antike Schreiber wie z.B. Celsus nicht bestrebt sind, die Evangelienberichte zu widerlegen, obwohl es zu ihrer Zeit überhaupt kein Problem war, sich negativ über Christen zu äußern. Es ist zudem bemerkenswert, dass niemand die Christen beschuldigte ihre Quellen redaktionell bearbeitet oder frisiert zu haben. Celsus leugnet nicht das leere Grab am Ostermorgen, versucht es jedoch weg zu erklären, indem er behauptet, Jesus habe sein Verschwinden durch einen magischen Trick inszeniert.

Beste Grüße
A.F.


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